Antje Kunstmann Verlag, 2011
Gebunden
288 Seiten
Originaltitel: Le premier amour
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz.
Kurzbeschreibung:
"Emilie, Aix 1976. Komm so schnell wie möglich zu mir nach Genua. Dario." Als Emilie diese Suchanzeige auf einem Stück Zeitungspapier entdeckt, in das der Wein eingewickelt war, bereitet sie gerade das Abend essen zu ihrem 25. Hochzeitstag vor. Sie schaltet den Herd aus, nimmt die Autoschlüssel und macht sich auf den Weg nach Genua. Allein am Steuer, ist ihr, als ob ein Korsett aus Liebe, Gewohnheit und Langeweile von ihr abfällt. Wie war das damals, als das Leben noch offen schien? Wün sche, Träume werden wach, Erinnerungen steigen auf. An die Flucht aus dem engen, rigiden Elternhaus, die symbiotische Nähe zu ihrer Schwester, die "ein Chromosom zuviel hat" und doch mit ihr mehr als nur ein Körnchen Verrücktheit und rebellische Fantasie teilt. An die Liebe zu Dario, die plötzlich ein Fenster aufstieß...
Über die Autorin:
Veronique Olmi wurde 1962 in Nizza geboren und lebt heute mit ihren zwei Kindern in Paris. In Frankreich wurde sie, als eine der bekanntesten Dramatikerinnen des Landes, für ihre Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seit 1990 hat die ausgebildete Schauspielerin zwölf Theaterstücke verfasst, am Anfang stand sie bei deren Aufführung auch selbst auf der Bühne und/oder führte Regie. Ihre Theaterstücke wurden in viele Sprachen übersetzt, einige Stücke liegen auch in deutscher Übersetzung vor (bei Suhrkamp) und wurden und werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgeführt.
Mein Eindruck:
Veroniqe Olmis Roman Die Promenade hatte mir sehr gut gefallen, daher wollte ich jetzt endlich (bevor in kürze ihr neuer Roman erscheint) „Die erste Liebe“ aus dem Jahr 2011 lesen.
Eigentlich führt Emilie ein zufriedenes Leben mit 25jähriger kameradschaftlicher Ehe und 3 erwachsenen Kindern. Aber als ein Brief ihrer Jugendliebe Dario kommt, lässt sie alles stehen und liegen und reist sofort von Frankreich nach Italien. Eine Art literarischer Road Movie beginnt, in dem zwischen den Reisestationen immer wieder Erinnerungen an die Jugend und an Dario geschoben werden. Diese sind ausgezeichnet geschrieben, wie Veronique Olmi überhaupt eine gute Stliistin ist, ohne die Sprache dabei zum Selbstzweck zu benutzen.
Manche Passagen erreichten mich nicht ganz, z.B. die mit Emilies älterer Schwester, die Down-Syndrom hat. Diese Abschnitte sind für sich genommen gut geschrieben, erscheinen mir aber ansonsten im Kontext nicht ganz stimmig.
Auch Emilies Beziehung zu ihren Kindern, insbesondere Zoe, bleiben in Ansätzen stecken. Allerdings sehen das vielleicht typische Leser von familienbetonter Literatur anders.
Wie Olmi aber ansonsten die Bedeutung an wichtigen Ereignissen und Momenten der Vergangenheit herausarbeitet ist ziemlich überzeugend. Nur die etwas überraschenden Schlußkapitel in Genua konnten mich nicht begeistern. Dennoch 8 von 10 Punkte von mir.