Bert Rebhandl: Seinfeld

  • Bert Rebhandl: Seinfeld
    ISBN: 9783037342060
    Diaphanes Verlag, 88 Seiten, 10.- €



    Über den Autor:
    Bert Rebhandl ist freier Journalist, Autor und Übersetzer. Er ist Filmkritiker für die Frankfurter Allgemeine Zeitung sowie Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift CARGO Film Medien Kultur.


    Inhalt:
    Erwachsen werden? Niemals! Die erfolgreichste Sitcom der amerikanischen Fernsehgeschichte entzog sich den Konventionen des Genres "no learning, no hugging". Der Standup-Komödiant Jerry Seinfeld und seine Freunde George, Elaine und Kramer ließen zwischen 1989 und 1998 alle Chancen auf Entwicklung und Verantwortung verstreichen und zelebrierten stattdessen die posthistorischen Verführungen kindischer Distanz. In 180 Folgen wog Seinfeld sein Publikum in der Sicherheit trivialer Details oder steckte da am Ende doch Ernst dahinter?


    Rezension:
    Seinfeld - seit ungefähr drei Jahren schaue ich diese Serie nun regelmäßig. Leider hat sie in Deutschland immer noch einen schweren Stand und ihre Sendetermine beschränken sich auf das Nachtprogramm von Spartensendern oder Pay-TV. Immerhin sind alle Staffeln mittlerweile auf DVD erhältlich und wenn dann auch noch Bücher zur Serie veröffentlicht werden ist das doch schon einmal ein Fortschritt. Bert Rebhandl (bekannt u.a. als Filmkritiker der Frankfurter Allgemeine Zeitung) hat es sich mit diesem Buch zur Aufgabe gemacht, die Serie einmal auf ihre kulturelle Eigenheiten zu untersuchen.


    In insgesamt vier Kapiteln beschreibt Rebhandl zunächst das grundsätzliche Konzept der Serie ("Eine Serie über nichts Besonderes"), bevor er anschließend die Frage stellt, ob man Seinfeld gar als "Sittenkomödie" bezeichnen kann. Anschließend nimmt Rebhandl die Politik der Serie genauer unter die Lupe und betrachtet Seinfeld (natürlich) auch in ihrer Funktion als jüdische Sitcom. Als kleinen Bonus stellt der Autor am Ende des Buches noch fünf Episoden näher vor. Letztendlich bleibt also festzuhalten, dass dieses Werk kein klassisches Begleitbuch zur Serie ist, es repräsentiert vielmehr eine Ergänzung.


    Man darf keine falschen Vorstellungen über dieses Buch bekommen - einen Episodenführer wird man ebensowenig vorfinden wie ausführliche Charakterbeschreibungen. Wer solche Dinge sucht, wird eher im Internet auf Fanseiten oder bei Wikipedia fündig. Dieses Buch analysiert (!) die Serie und ihre Charaktere. Interessant sind hierbei auch die vielen Verweise auf Comedians und Serien früherer Generationen. Bert Rebhandl versucht also auch, Wurzeln für den Humor bei Seinfeld zu finden. Wie konnte sich dieser Humor überhaupt etablieren? Wie kann es sein, dass Figuren mit einem fast schon asozialen Charakter bei den Fans doch so liebevoll aufgenommen werden? Wie unterscheidet sich das Set, im Speziellen die Wohnung von Jerry, von anderen Serien?


    All diese Fragen werden auf sprachlich hohem Niveau beantwortet. Man kann auf knapp 90 Seiten natürlich nicht erwarten, dass jede Episode bis auf ihren Grundmauern analysiert und bewertet wird. In letzter Konsequenz ist dieses Buch also vielmehr eine Gesamtbewertung der Serie selbst, ohne sich in Details zu verlieren. Allen Fans von Seinfeld kann ich dieses Buch bedenkenlos weiterempfehlen, weil es einmal einen anderen Blick auf die Serie wagt. Wer die Serie hingegen noch nicht kennt, sollte sich vor dem Lesen dieses Buches zunächst einmal rudimentäre Kenntnisse über Seinfeld verschaffen, sonst wird man zwangsläufig viele Szenarien und Abschnitte in diesem Buch nicht verstehen.


    8.5 / 10