S. Fischer Verlag, 2012
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Kurzbeschreibung:
Paris ist seine neue Heimat. Endlich das Gefühl, aufgenommen zu sein. Aber vergessen hat Arthur Kellerlicht nichts: Erst zehnjährig wird er des Landes verwiesen, verurteilt, weil er als Jude geboren ist. Rettung findet er in einem Internat in den Savoyen, wo die Züchtigung zum Alltag gehört. Und weil sich der Heranwachsende des Lebens unwürdig fühlt, ist es nur richtig, dass er bestraft wird: für das Lesen unerlaubter Bücher, für das Entdecken des eigenen Körpers, ganz einfach dafür, dass es ihn gibt, dass er überlebt hat. Kein Schreiben ist so existenziell wie das von Georges-Arthur Goldschmidt. Seine Romane und Essays sind einer der schönsten Existenzbeweise.
Über den Autor:
Georges-Arthur Goldschmidt, geboren 1928 in Reinbek bei Hamburg, musste als Elfjähriger in die Emigration nach Frankreich gehen, er lebt heute
in Paris. Für seine Bücher wurde er u. a. mit dem Bremer Literaturpreis, dem Nelly-Sachs-Preis und dem Joseph-Breitbach-Preis 2005 ausgezeichnet. Zuletzt sind von ihm ›Freud wartet auf das Wort‹, ›Die Befreiung‹ und ›Meistens wohnt der den man sucht nebenan. Kafka lesen‹ erschienen.
Mein Eindruck:
George-Arthur Goldschmidt hat einige Bücher von Relevanz geschrieben, die sich fast alle um sein Lebensschicksal handeln: die Flucht als Kind aus Nazideustchland, das verstecktwerden in den Bergen Frankreichs und überleben in einem Internat, indem er aber auch misshandelt wird, mit der daraus folgenden Traumatisierung.
Ein Wiederkommen ist 2011 auf Französisch unter dem Titel „L’ esprit de retour“ erschienen. Georges-Arthur Goldschmidt selbst hat die Erzählung aus dem Französischen übertragen und ist zu großen Teilen von dieser Fassung abgewichen.
In „Ein Wiederkommen“ heißt der Protagonist Arthur Kellerlicht. Er teilt die Lebensdaten und Erfahrungen des Autors.
Zu Anfang ist Arthur ca. 17 Jahre alt und mit dem Zug auf dem Weg nach Paris um sein Abitur zu machen. Es ist kurz nach dem Krieg, Paris ist befreit, aber die Stadt ist vom Krieg noch mitgenommen, „man spürt überall noch die deutsche Besetzung, und doch hatte die Stadt etwas menschlich Stolzes an sich.“
Goldschmidt Zuneigung zu Frankreich ist deutlich spürbar.
Die Beobachtungen und Empfindungen die er in den Erinnerungen des Jungen einfügt sind brillant beschrieben, stilistisch so genau und präzise befindet sich der Autor auf der Höhe seines Könnens.
Dann gibt es aber auch Erinnerungen Arthurs, die schmerzen. Z.B. an seine Eltern. Sein Vater überlebte das KZ, starb aber kurz danach.
Eine Treppe in Paris erinnert Arthur an eine in Deutschland und an unbeschwerte Jugend. Das sind Erinnerungen, die er von sich stösst.
In Paris wohnt er in einem Schloss, das während des Krieges „Erholungsheim Hermann Göring“ hieß. Hier wurden nach dem Krieg jüdische Kinder untergebracht, deren Eltern in Auschwitz vergast wurden. So zynisch war die Realität.
George Arthur Goldschmidt großes Thema ist auch wieder die Zerstörung der Selbstwertgefühle des Jungen durch die Vertreibung und den Folgen von Bestrafungen im Internat. Seine schändliche Geburt, seine unnütze Existenz. Daran erinnert er sich immer wieder. Das Gefühl der Scham durchdringt den Jungen zur Gänze.
Schon merkwürdig, wie viel Raum die Bestrafung als Thema in der Erzählung einnimmt.
Das letzte Viertel des Buches, das ich am stärksten fand, behandelt dann Arthur kurzzeitige Rückkehr nach Deutschland. Ein Land der Besiegten und der Flüchtlinge aus dem Osten.
Viele vermissen noch die Zeit unter Hitler, als alles besser war. Die schweren Jahre, dass sind nur die Jahre nach dem Krieg. Und er, der Junge aus Frankreich, hatte es doch eigentlich gut. Diese zynische Einstellung verdeutlicht Arthur, dass in Deutschland kein Platz mehr für ihn ist. Seine Zukunft liegt in Frankreich.
Das Buch trägt die Gattungsbezeichnung Erzählung, aber es enthält in der Summe soviel wie sonst oft kein umfangreicher Roman.
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ASIN/ISBN: 3596704189 |