Das Leben drehen - Nicole Walter

  • Das Leben drehen - Nicole Walter

    Klappentext:
    Ich bitte Sie um Ihren Mann. Nicht für lange, weil … ich muss sterben.« Dieser Satz und die Begegnung mit der ungewöhnlichen Amelie stellen Marlenes Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf. War sie, die erfolgreiche Ärztin, nicht eben noch glücklich verheiratet? Mit Markus, ihrem Markus? Und wer ist diese bezaubernde Frau, die sich in ihr Leben gedrängt hat? Marlene, Ärztin aus Leidenschaft, fasst einen Entschluss. Sie wird nicht zulassen, dass Amelie stirbt, wird ihr helfen, die Krankheit zu besiegen. Doch da ahnt sie noch nicht, dass sie ausgerechnet von ihrer Rivalin mehr über das Leben lernen wird, als sie je vermutet hat. Und das, was Amelie in ihr bewegt, lässt sich nicht mehr zurückdrehen.


    Meine Meinung:
    Marlene ist eine erfolgreiche Ärztin in der Onkologie und glücklich verheiratet mit Markus. Als jedoch Amelie auftaucht und sie um ihren Mann als Leihgabe bittet, weil sie an Krebs erkrankt ist und sterben wird, bricht Marlenes Welt zusammen.
    Marlene trennt sich von Markus, Markus verlässt Amelie, aus Angst vor der Krankheit und Amelie wird als Patientin von Marlene in die Klinik aufgenommen. Während der Krebstherapie entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den Beiden. Als Amelie den Krebs schließlich besiegt, erleidet Marlene einen Zusammenbruch.
    Gemeinsam fahren Marlene und Amelie nach Italien, um sich bei Amelies Familie zu erholen. Sie verbringen eine schöne Zeit in dem kleinen Dörfchen und Marlene verliebt sich... Als Markus plötzlich auftaucht und rauskommt, dass Markus und Amelie wieder ein Paar sind, verlässt Marlene fluchtartig Italien und kehrt in Deutschland an ihren Arbeitsplatz im Krankenhaus zurück.
    Eines Tages bekommt Marlene Besuch von Amelies Großmutter; der Krebs ist wieder da. Marlene soll mit nach Italien kommen und Amelie betreuen...


    Das Buch erzählt eine Geschichte voller Schicksale, über das Leben, das immer wieder Überraschungen jeglicher Art bietet, über Freundschaft, Vertrauen, Verrat und Vergebung - eigentlich nichts ungewöhnliches. Der Stil, in dem das Buch geschrieben ist, ist das Besondere: Einfühlsam, fließend, es macht gleichzeitig, traurig, glücklich und nachdenklich...


    Ein absolut lesenswertes Buch - für mich persönlich DAS Buch 2012.

  • KLAPPENTEXT:
    "Ich bitte sie um ihren Mann. Nicht für lange, weil ... ich muss sterben."
    Dieser eine Satz und die Begegnung mit der ungewöhnlichen Amelie stellen Marlenes Leben mit einem Mal auf den Kopf. War sie, die erfolgreiche Ärztin, nicht eben noch glücklich verheiratet? Mit Markus, ihrem Markus? Marlene fasst einen Entschluss. Sie wird nicht zulassen, dass Amelie stirbt. Noch ahnt sie nicht, dass sie ausgerechnet von ihrer Rivalin mehr über das Leben lernen kann, als sie je vermutet hat. Denn das, was Amelie in ihr bewegt, lässt sich nicht mehr zurückdrehen.


    AUTORIN:
    (Quelle: Knaur)
    Nicole Walter hat Sprachen in München studiert und dann als Werbetexterin und freie Journalistin gearbeitet. Seit 1994 schreibt sie unter dem Namen Nicole Walter - Lingen überaus erfolgreich Drehbücher fürs Fernsehen und -filme. "Das Leben drehen" ist ihr erster Roman. Nicole Walter lebt mit Mann und Hund in der Nähe von München.


    EIGENE MEINUNG:
    "Ich werde für immer vermissen, was ich mit dir war."


    Marlene hat ihr Leben im Griff. Sie hat einen tollen Mann und ist Ärztin auf der Krebsstation eines Krankenhauses. Ärztin ist untertrieben. Sie ist Kämpferin. Sie kämpft darum kranken Menschen so viel Leben wie möglich zu erhalten und mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass sie wieder gesund werden. Doch dabei vergisst sie ihr eigenes zu leben. Vernachlässigt ihre eigenen Gefühle und Wünsche. Es kommt wie es kommen muss, denn wenn man sich nicht mehr um sich selbst kümmert, verkümmert auch die Liebe. Und doch trifft es Marlene wie ein Schlag als sie Amelie begegnet, die ihren Wunsch und somit die Tatsache ausspricht, dass Markus sich längst einer Anderen zugewandt hat. Einer Frau, die nicht nur davon lebt, ihre Aufgaben zu erfüllen und ihre eigene Vergangenheit zu verdrängen.


    Marlene ist eigentlich sehr einsam. Als junges Mädchen hat sie ihre Mutter verloren. Fühlt sich von ihr verlassen und vom Vater im Stich gelassen, denn er hat ihr nicht die Chance gegeben, sich mit ihrer Trauer bei ihm anzulehnen. Seit langer Zeit hat sie zu ihm keinen Kontakt mehr gehabt. Doch dann taucht Amelie auf und zeigt Marlene, was Leben heißt: Gefühle zulassen, Trauer und Wut empfinden und vor allem glücklich sein. Durch Amelie arbeitet Marlene ihr Leben auf und beginnt damit sich selbst zu finden.


    "`Amelie ist wirklich ein wunderbarer Mensch. Ein bisschen verrückt, kehrt immer gegen den Wind, aber sie hat ein Herz aus Gold.´"


    Amelie ist einer der Mensch, die man besonders nennen kann. Immer ein Lächeln und ein offenes Ohr für Andere, "kehrt sie gegen den Wind". Sie schwimmt gegen die Strömung, ist individualistisch, eine Kämpfernatur und doch anders als Marlene. Während Marlene langsam ins Leserherz hineinwandert, erstürmt Amelie es auf Anhieb, obwohl sie die "Böse" ist, die einer Frau den Mann ausgespannt hat. Und obwohl sie so liebenswert und herzlich ist, wird sie nicht als Übermensch dargestellt, was ihr weitere Sympathien einträgt. Auch sie hat mal schlechte Laune und kann ihre Wut lauthals heraus schreien. Und dennoch ist sie ein Lichtblick unter dunklen Wolken, denn es ist ihr Blickwinkel aufs Leben, der sie zu dem Menschen macht, der sie ist.


    Die Schreibe der Autorin liest sich schnell und flüssig. Die Thematik ihres Romans ist eigentlich eher traurig, doch mit Hilfe einer poetischen Leichtigkeit, ausgedrückt durch viel Metaphern und einer wunderbar bildlichen Schreibe, transportiert sie sehr gut herüber, dass auch ernste Themen die Menschen, die sich damit befassen, nicht bedrücken müssen. Dass man manchmal negative Erfahrungen machen muss, um das Positive mehr schätzen zu können, und das jede Erfahrung im Leben dazu führt, dass man sich individuell entwickelt. Alles trägt dazu bei unseren Charakter, unsere Art zu prägen und es liegt an uns, wie wir damit umgehen. Es ist an uns Augen und Herz zu öffnen und das Glück beim Schopf zu fassen ...


    "Hey Marlene, nicht wieder am Glück vorbeirennen. Hol es dir. Dann musst du auch nicht mehr so tun, als ob du glücklich bist. Dann bist du es auch!"


    FAZIT:
    "Das Leben drehen" ist ein sehr gefühlvolles Buch, das ernste Themen ernst nimmt und dennoch den Blickwinkel darauf so verändert, dass man sie mit einer neuen Leichtigkeit wahr nimmt. Eine Leseempfehlung für alle jene, die auch mal gern "am Glück vorbeirennen" und sich mal wieder etwas Zeit für etwas schönes nehmen sollten.

  • Stimmt, das Buch habe ich doch auch im September gelesen und ich gebe zu, mich immer mal wieder an Passagen im Buch zu erinnern. Plötzlich fallen mir die "Todesanzeigenaushänge in Italien", das Fegen, das Bier für den Vater auf dem Friedhof etc. ein und nach kurzem Überlegen kann ich diese kurzen Gedankeneinblendungen auch dem Buch zuordnen. Auch wenn es ein verhältnism. schmales Buch ist, lässt es mich nicht los und beschäftigt mich noch.


    Das Buch behandelt eine interessante Fragestellung und ich kann mit dem Ausgang der Geschichte gut leben. Es ist passend!


    Schön finde ich auch, wie Vater & Tochter mit Amelies Hilfe wieder einen Weg zueinander finden und der Vater Marlene mit dem Ort der ersten Verabredung richtig gut schockt. Toller Dialog! S. 128/129


    Nicole Walters gelungenes Debüt! Ich habe das Buch sehr gern gelesen und empfehle es weiter. Verleihen? Ja! Weggeben? Nein!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Schön, mal wieder hier zu stöbern und auf Lieblingsbücher zu stoßen. :-)


    Für mich war "Das Leben drehen" eines der Lesehighlights des Jahres 2012. (Und ich habe in diesem Jahr rund 150 Bücher gelesen!)


    Zum Inhalt wurde schon viel geschrieben, aber was ich noch dazu sagen möchte ist, dass dieses vergleichsweise schmale Buch bei mir die gesamte Breite der Emotionen angesprochen hat. Ich war berührt, erschüttert, habe an manchen Stellen schallend gelacht (ich denke hier an die Schilderungen der kauzigen Leute in der Toscana) und an anderen Stellen - besonders natürlich auf den letzten Seiten - Blasen geheult! Dazu kommt die wunderbare bildhafte Sprache der Autorin; für mich auch ganz wichtig für den Lesegenuss.


    So muss für mich ein Buch sein, es muss etwas in mir bewegen, möglichst in jede Richtung, und ich darf es nicht nach ein paar Tagen wieder vergessen haben.
    Dieses hier hat all das bei mir geschafft. Ich trage es seitdem im Herzen und schaue auch immer mal wieder rein.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)