Gebundene Ausgabe: 219 Seiten
Verlag: Zettner (1958)
OT: Les Chemins qui Montent
aus dem Französischen übersetzt von Grete Steinböck
Kurzbeschreibung:
Amer-n Ait-Larbi ist der Sohn eines Kabylen und einer Französin,die der europäischen Zivilisation entsagt und sich dem fremdartigem Brauchtum des mohammedanischen Berberstammes angepasst hat. Amer, der seine Ausbildung in Frankreich erhalten hat, kehrt in die Heimat zurück. die ihm innerlich fremd geworden ist. Er fühlt, dass er gleichsam zwischen zwei Nationen und Welten steht, ohne einer davon wirklich anzugehören.
Aus diesem Wiederstreit der Gefühle und des Blutes ergeben sich Konflikte, die Amer mit Hilfe seiner Liebe zu Dehbia überwinden will. Denn in dem fünfzehnjährigen Kabylenmädchen, dass als Christin aufgewachsen ist, findet er die Frau, mit der er das Land der Väter, das sie beide verleugnet, verlassen und vergessen will, um in der Fremde ein neues Leben zu beginnen.
Aber die Wirklichkeit ist nüchtern und unerbittlich. Und so nimmt die Liebesromanze der beiden ein tragisches Ende.....
Über den Autor:
Mouloud Feraoun, geboren 1913, wuchs als Bauernsohn in der großen Kabylei (Algerien) auf. Nach dem Studium arbeitete er als Lehrer, später als Schuldirektor. 1962 wurde er durch ein Kommando der O.A.S. in der Nähe von Algier ermordet. Für seinen Roman "Vergeltung unter Tage" erhielt er den Prix Populiste.
Mein Eindruck:
Die Wege Hügelan ist quasi die Fortsetzung des Romans „Vergeltung unter Tage“, da eine wichtige Figur des Romans, Amer, der Sohn des Protagonisten von „Vergeltung“ und dessen französischen Frau Marie ist. Auch der junge Amer geht nach Frankreich und kehrt dann ins Dorf in der Kabylei zurück. Die Handlung setzt ungefähr 25 Jahre nach dem ersten Teil ein.
Es ist in den fünfziger Jahren.
Die Wege Hügelan ist Mouloud Ferouan letzter Roman, denn er wurde 1962 ermordet. Es gibt dann nur noch ein Romanfragment, das aber leider nie ins Deutsche übersetzt wurde.
Da Die Wege Hügelan schon 1958 erstmals veröffentlicht wurde, ist die Sprache vielleicht etwas altmodisch gehalten, aber das merkt man als Lese kaum, da das Leben im entlegenen Dorf Ighil-Nezman in der Kabylei sowieso so eine fremde Welt ist.
Wichtigste handelnde Figur im ersten Abschnitt ist die junge Christin Dehbia, wegen ihrer Religion und Armut eine Außenseiterin im Dorf, aber das Mädchen, in das sich Amer verliebt.
Dann gibt es noch Mokran, der Dehbias beste Freundin heiratet, aber sich doch nach Dehbia verzehrt. Mit Amer ist er verfeindet.
Der Autor beschreibt illusionslos die wenig toleranten Sitten des traditionellen Dorfes.
Ein Stilwechsel folgt im zweiten Abschnitt, der in Tagebuchform von Amer gehalten ist. Der Ton wird zynischer, aber auch etwas melancholisch, denn auch Amer ist als Frankreichheimkehrer eine Art Außenseiter, der um seine Identität ringt. Er fragt sich, ist er jetzt Kabyle oder Franzose.
Eine autobiographische Komponente ist spürbar, daher ist der Roman sehr glaubwürdig.
Der Roman hat mir gut gefallen und beweist, dass es sich manchmal auch lohnt ein schon etwas älteres Buch zu lesen.