Titel im Original: A World Away
Klappentext:
Ein Strandhaus bei Montauk, Long Island, Sommer 1943. Seit Wochen haben James und Anne Langer keine Nachricht von Rennie, ihrem Ältesten, der im Pazifik gegen die Japaner kämpft. Auch zu Hause wird Krieg geführt, denn James hat nach einer Affäre mit einer Schülerin seine Arbeit als Lehrer verloren. Anne pflegt nun zwar seinen sterbenden Vater, rächt sich aber mit wohldosiertem Haß. Und einer heimlichen Romanze. Doch trotz aller Leidenschaft und Zärtlichkeit zwischen dem jungen Soldaten Martin und ihr gelingt es Anne nicht, den Schmerz über das Auseinanderbrechen ihrer Familie dauerhaft zu betäuben.
Tausende von Meilen entfernt wird Rennie schwer verwundet, während seine junge Frau Dorothy in San Diego sein Kind austrägt. Als Rennie mit ihr nach Hause an die Ostküste kommt, hilflos und seelisch ebenso versehrt wie körperlich, sind James und Anne gezwungen, ihr Leben neu zu ordnen…
Meine Meinung:
Ich will dem Klappentext gar nichts hinzufügen, denn allzuviel mehr an Handlung passiert in diesem Roman nicht. Dennoch ist es ein sehr tiefes und tiefsinniges Buch, mit sehr sensibel dargestellten Figuren und einer traurigen, melancholischen Grundstimmung. Sprachlich ist O´Nan schwer einzuordnen: zum einen ist es eine direkte Sprache, in der er aus wechselnden Blickwinkeln von der Familie Langer erzählt, dann wieder gibt es Sätze und Sprachbilder und Landschaftsbeschreibungen voller Poesie und Anmut.
Die Figurenzeichnung und wie Stewart O´Nan vieles ungesagt lässt, diese Leerstellen dem Leser aber doch eindrücklich vermittelt, das hat mich an Richard Yates erinnert. Auch Yates begleitet seine Protagonisten bei ihrem verzweifelten, vergeblichen Bemühen und Streben nach dem größeren Glück, bis sie sich geschlagen geben und in ihren Alltagstrott zurückkehren.
An einigen Stellen empfand ich „Sommer der Züge“ als langatmig, dies gilt aber nur für vereinzelte Passagen. Auch stand die teils kapriolenschlagende Sprache mitunter dem Lesefluß im Wege, wenn es etwa gar zu poetisch wurde mit den Vergleichen und Beschreibungen. Dennoch habe ich den Roman gerne gelesen und empfehle ihn Lesern, die ruhige Bücher mit toller Figurenzeichnung mögen.
7 Punkte