Michael Tucker - So it goes

  • Kurzbeschreibung:
    The Show must go on...
    ... auch wenn man einen Menschen verliert.
    Herbie, New Yorker Theaterstar in seinen gerade noch besten Jahren, muss mit dem Tod seiner Ehefrau Annie fertigwerden. Er tut dies auf unkonventionelle, sehr menschliche Weise. Dabei entsteht ganz beiläufig ein Denkmal für eine große Liebe, eine großartige Ehe.


    Meine Meinung:
    Michael Tucker hat einen Roman geschrieben, in dem es um den alternden, alkoholsüchtigen Schauspieler Herbie geht, der gerade seine große Liebe und Ehefrau verloren hat. Hört sich nicht gerade spektakulär an? Das ist dieses Buch auch nicht und dennoch kann ich es auf jeden Fall weiterempfehlen.
    Es handelt sich um eine Geschichte über eine lebenslange Liebe und über den Tod. Es geht darum, wie Herbie nach dem Tod seiner über alles geliebten Ehefrau zurecht kommt und was er mit seinem Leben, das er sich ohne sie gar nicht vorstellen kann, alles noch anfängt.
    Obwohl dieses Buch nicht auf die klassische Art und Weise spannend ist, konnte ich es kaum aus der Hand legen und habe es ganz schnell durchgelesen. Der Autor versteht es seine Leser dazu zu bringen, dass sie sofort in der Geschichte gefangen sind.
    Auch wenn mir dieses Buch vielleicht nicht sehr lange im Gedächtnis bleiben wird, habe ich es sehr gerne gelesen.


    Fazit: Ein absolut menschliches, an manchen Stellen auch rührendes Buch über das ganz normales Leben. Wenn auch nichts spektakuläres, ist es doch lesenswert. Ich vergebe 8 von 10 Punkten.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Gelungener Mix aus "Der Stadtneurotiker" und "Love Story"


    Ich habe das Gefühl, dieses Buch konnte so nur in Amerika geschrieben werden. Auf kontinentaleuropäische Verhältnisse scheint es kaum übertragbar, weder von den Figuren, dem Setting, noch der Handlung her. Alles steckt voller Referenzen an spezifisch amerikanische Vorbilder - die Figuren, insbesondere der "tragische Held" Herbie Aaron, scheinen direkt aus einem Film von Woody Allen entsprungen; und die sehr dialoglastige Handlung könnte so auch im Skript einer Screwball- Sitcom oder anderen Seifenoper stehen. Ganz zu schweigen von typisch amerikanischen Verhaltensweisen, besonders unter Schauspielern. Es wird sich dauernd verabredet und ausgegangen (in Amerika scheint kein einziger Mensch mehr selber zu kochen), es geht um berufliche Kontakte, Beziehungen, und jede Menge Alkohol und Sex.


    Das mag sich im ersten Moment negativ anhören - soll jedoch nur unterstreichen, dass dieses Buch von dem abwich, was ich laut Titel, Klappentext und Leseprobe erwartet hatte. Vor allem der deutsche Titel hatte mich zunächst auf eine (relativ) falsche Fährte geführt. "So it Goes" ist ja ein recht bekanntes, literarisches Zitat, das aus dem berühmten Roman "Slaughterhouse Five" (Schlachthof Fünf) von Kurt Vonnegut stammt. In jenem Buch ist das Zitat so etwas wie ein "running gag", und taucht immer dort auf, wo jemand (oder etwas) stirbt. Ich hatte also, auch aufgrund des Klappentextes, eine Geschichte rund um das Sterben von Annie, Herbies Frau, erwartet. Doch das war es dann nur zum Teil.


    Annie stirbt bereits innerhalb der ersten 50 Seiten des Romans, und zwar relativ flott und komplikationslos. Was danach kommt, gleicht teilweise einer Odyssee, und teilweise eben auch einer echt amerikanischen Sitcom. Herbie reist durch Amerika, spielt Golf, trinkt viel, und bringt - so ganz nebenbei - die Karriere von Olive in Gang, die er noch kurz vor Annies Tod kennengelernt hatte. Ganz unterschwellig nähert er sich dabei noch der Tatsache, dass er sich wieder verlieben möchte, und zwar ausgerechnet in ebenjene Olive, die doch so viel jünger ist als er. Schon wieder ein Element, das mich an Woody Allen überdeutlich erinnerte... der geriet ja auch durch die Liebe zu einer viel jüngeren Frau in die Schlagzeilen. Der Originaltitel ist letztlich sehr viel passender: "After Annie", also "Nach Annie". Genau das ist es, nicht weniger und nicht mehr - "was danach geschah".


    Man merkt in jedem Kapitel, ja in fast jeder Zeile, dass der Autor selber Schauspieler ist. Diese ganze "Szene" hat er schon sehr überzeugend dargestellt, mit sämtlichen Überspanntheiten und Exzessen, die man erwarten könnte. Wie man an Rollen kommt, was Agenten eigentlich tun, wie Proben ablaufen, welche Exzentriker sich in einem Ensemble so tummeln, und so weiter und so fort. Das fand ich schon ziemlich faszinierend, und auch gut zu lesen! Außerdem besteht das Buch zu gefühlten zwei Dritteln aus Dialogen, und zwar ohne lästige "Redebegleitsätze". Ziemlich authentisch, locker, flapsig, und durchaus nicht unkomisch. Nahezu eins zu eins drehbuchtauglich.


    Viele Leser waren enttäuscht, was ich einerseits gut nachvollziehen kann. Denn auf den ersten Blick hat das Buch sein angekündigtes Ziel verfehlt. Aber eben nur auf den ersten! Man muss schon genauer "hinlesen", sich einfühlen in Herbie, dann merkt man, dass eben doch nahezu sein gesamtes Handeln noch auf Annie, seine große Liebe, bezogen ist. Das scheint in vielen Details durch. Man beachte nur, wie er wütend auf die Golfbälle eindrischt! Und wie er sich geradezu davor "drückt", eine neue Liebe einzugehen. Erst auf den allerletzten Seiten löst sich diese Spannung. Und obwohl das Buch genau da endet, wo es "spannend wird", kann man sich das Weitere doch denken. Wie ich finde, ein schöner Abschluss.


    Kritikpunkte habe ich eigentlich kaum. Ich musste mich allerdings erst "einlesen" in dieses Buch, da die geschilderte Welt mir doch sehr, sehr fremd ist. Ich fand die Figuren nicht leicht zugänglich, aber sie waren stets mit einem heftigen Augenzwinkern geschildert. Man muss all diese Exzentriker wahrlich nicht "mögen", kann aber ihren Weg nachvollziehen. Und das ist auch, was der Autor gewollt haben mag. Er hat "seiner" Welt, und indirekt wohl auch seiner Frau, sdie ebenfalls Schauspielerin ist, ein Denkmal gesetzt. Für ein Erstlingswerk - Hut ab!