Gare Du Nord – Abdelkader Diemaï

  • Verlag: Sujet Verlag, 2011
    Broschiert: 99 Seiten
    Aus dem Französischen von András Dörner


    Kurzbeschreibung:
    Gare du Nord (Nordbahnhof) ist ein Roman über Freundschaft und das sich seinem Ende zuneigende Leben dreier Exilanten nordafrikanischer Herkunft im Ruhestand. Sie Leben im Norden von Paris, an der Grenze zu dem berüchtigten Einwandererviertel „La Goûte d’or“ („Der Goldtropfen“), zwischen ihrem Wohnort, dem „Heim der Hoffnung“, ihrem Stammbistro, „Dem grünen Krug“, und der Gare du Nord (Nordbahnhof). Dieser Bahnhof ist für die drei Alten, wie ein Tor zu ihrer so schmerzlich vermissten, fernen Heimat. Doch eines Tages wird der gewohnte Lauf der Dinge durchbrochen, als Bonbon, der Älteste, noch einmal aufbricht, um seine Familie in der Heimat zu besuchen…


    Anhand der Porträts der drei Freunde zeichnet Abdelkader Djemai ein ungewöhnlich gewöhnliches Bild Frankreichs und ruft dabei eine verblasste Erinnerung ins kollektive Gedächtnis zurück. Er vermag es, mit bestechender Genauigkeit das Außergewöhnliche aus dem Gewöhnlichen herauszudestillieren


    Über den Autor:
    Abdelkader Diemaï wurde 1948 in Oran, an der algerischen Mittelmeerküste geboren und lebt seit 1993 im Exil in Frankreich. Als Journalist arbeitete er unter anderem mit der von Jean-Paul Sartre gegründteten Zeitschrift "Les Temps Modernes" zusammen. Er ist Autor zahlreicher Novellen, Theaterstücke und Romane, wie beispielsweise "31, rue de l'aigle" (1998), "Camping" (2002) oder "Zorah sur la terasse" (2010). Für sein literarisches Schreiben wurde er mit dem "Amerigo-Vespucci-Preis", dem "Tropenpreis" sowie dem "Albert Camus-Entdeckerpreis" ausgezeichnet. Tatsächlich hat Abdelkader Djemaï eine große Affinität zu Albert Camus, ebenfalls algerischer Herkunft, dem er einen Essay mit dem Namen "Camus à Oran" widmete.


    Mein Eindruck:
    Hier gibt es wieder einen Autor aus Algerien zu entdecken, der aber schon lange in Paris lebt.
    Deswegen ist Paris auch Schauplatz dieses kleinen Roman, der nur 99 Seiten umfasst.
    Was für ein kleiner Happen, dachte ich zunächst, doch der Roman erweist sich als inhaltsreich.


    Es geht um 3 Männer, alle schon länger im Ruhestand. Bartolo, Bonbon und Zalamite Einst kamen sie aus Nordafrika nach Frankreich um dort zu arbeiten und ihren Familien Geld zu schicken.
    Jetzt arbeiten sie schon länger nicht mehr, bescheiden verbringen sie ihren Lebensabend zusammen. Sie vertreiben sich die Zeit gemeinsam beim Ramadan oder auch beim Trinken im Stammbistro. Der Nordbahnhof von Paris ist einer ihrer bevorzugten Plätze, wo sie gerne hinspazieren und sich vorstellen, mit dem Zug abzureisen. Nur einer von ihnen beschließt eines Tages, noch einmal in sein Land, in dem noch seine Tochter und seine Enkel leben, zurückzukehren.


    Abdelkader Diemai verwendet keine auffällige Sprache, obwohl manche Sätze durchaus Poesie besitzen. Er verzichtet auf Dialoge, um mehr Raum zu gewinnen die Figuren zu porträtieren und detailreich ihren Alltag zu zeigen.


    Für mich hat sich das Buch trotz der geringen Seitenzahl gelohnt und wenn wieder etwas von Abdlkader Diemai in Deutsch übersetzt würde, wäre das begrüßenswert.