Roman aus Marokko
Broschiert: 284 Seiten
Verlag: Lenos Verlag
Originaltitel: Un enquête au pays
Aus dem Französischen von Angela Tschorsnig
Kurzbeschreibung:
Eine köstliche Satire auf die Unmöglichkeit der Kommunikation zwischen Stadtmenschen und Landbewohnern - ein klassischer Komödienstoff. Durch den Text zieht sich eine beschwingte Leichtigkeit, die den an sich schweren Stoff zum Lesegenuss macht: Chraibi analysiert bissig die Machtstrukturen seines Heimatlandes Marokko - die Borniertheit der Beamten, die Ausbeutung der Armen, das Ersticken jeglicher Reformgedanken. (Berliner Zeitung) Mit Witz und Humor bringt Chraibi seine Kritik an der Entwicklung seines Landes seit der Unabhängigkeit an, insbesondere an der korrupten herrschenden Elite.
Über den Autor:
Driss Chraïbi wurde 1926 in El Jadida in Marokko geboren und ging nach dem Abitur 1945 nach Paris, um Chemie und Medizin zu studieren. 1952 wandte er sich jedoch von den Naturwissenschaften ab, um sich ganz der Literatur zu widmen. Er unternahm zahlreiche Reisen und arbeitete in den unterschiedlichsten Berufen: als Ingenieur, Journalist, Nachtwächter und Arabischlehrer. Für sein Werk erhielt er die Auszeichnung »Chevalier des Arts et Lettres«. Sein Roman »Die Zivilisation, Mutter!« gilt als eines der originellsten Werke in der nordafrikanischen Literatur. 2007 starb Driss Chraïbi an seinem Wohnort in Frankreich.
Mein Eindruck:
Aus der Inspektor Ali-Reihe ist “Inspektor Ali im Trinity College” ist ein bekannter Roman, zwei weitere Inspektor Ali sind leider nicht in Deutsch übersetzt. Das es aber doch noch einen ins Deutsche übersetzten Roman um diesen schlitzohrigen Inspektor Ali gibt, habe ich erst jetzt erfahren. In den 1981 veröffentlichten Roman “Ermittlungen im Landesinneren” taucht diese Figur sogar das erste Mal auf.
Zusammen mit seinem Chef fährt Ali aufs Land, um dort zu ermitteln. Zwischen den beiden herrscht ein Herr- und Diener-Verhältnis, bei dem sich der als Herrenmensch auftretende Chef stets ungeduldig und aufbrausend gibt, während Ali mit allen Wassern gewaschen ist, er gibt sich meist unterwürfig, ist dabei aber oft so verschmitzt-frech, dass er seinen Chef zur Verzweiflung bringt.
Im Dorf angekommen stoßen sie als Fremde auf Einwohner, mit den sie sich durch unterschiedliche Kultur- und Sprachunterschiede kaum verständigen können und die Ermittlung gerät ins Stocken.
Teilweise habe ich beim Lesen fast unwohl gefühlt, so beklemmend ist diese äußerst scharfe Satire manchmal. Der sarkastische Humor von Driss Chraibi geht sehr weit und trifft die Ungerechtigkeiten von Machtinhabern.
Einige Wortspiele scheinen in der deutschen Übersetzung zu harmlos, andere sind ganz gut gelungen und tragen dazu bei, dass der Roman wie eine pessimistisch gestimmte Parabel wirkt.
Es gibt abschließend ein Nachwort von Hartmut Fähndrich, der als Kenner und Übersetzer arabischer Literatur analytisch an Driss Chraibis Werk herangeht und den Witz und die thematische Ausarbeitung des Konfliktes von Herkunft, Stadt und Land in Marokko betont.
Auch durch dieses Buch wird wieder deutlich, das Driss Chraibi einer der wichtigsten marokkanischen Schriftsteller war.