Verlag: DUMONT, 2010
Gebundene Ausgabe: 120 Seiten
Originaltitel: Ridge Weather
Deutsch von Stephan Kleiner
Kurzbeschreibung:
Osby Caudill lebt in einer Gegend, in der mehr Kühe als Menschen zu sehen bekommt: in den Blue Ridge Mountains in Virginia. Gemeinsam mit seinem Vater kümmert er sich seit Jahrzehnten um die Angus- und Hereford-Herden. Es ist ein raues, wortkarges Leben, das Josh Weil in Herdentiere mit seiner kraftvollen, beeindruckend suggestiven Sprache beschwört. Ein Leben, das Osby vermutlich niemals infrage gestellt hätte, wenn sich sein Vater nicht eines Nachmittags eine Kugel in den Kopf geschossen hätte. Josh Weil beschreibt die Suche seines Helden nach einem Platz in der Welt mit Sanftheit, Genauigkeit und Lakonie.
Über den Übersetzer:
Stephan Kleiner, 1975 geboren, ist Lektor und übersetzte u.a. Chad Harbach und T.C.Boyle.
Über den Autor:
Josh Weil wurde 1976 in den Blue Ridge Mountains geboren. Er studierte an der Columbia University und veröffentlichte zahlreiche Short Storys in literarischen Zeitschriften. Zurzeit arbeitet er an seinem ersten Roman. Er lebt abwechselnd in New York und in einer Blockhütte im Südwesten Virginias. Seine Novelle ›Herdentiere‹ erschien 2009 im DuMont Buchverlag.
Mein Eindruck:
Josh Weil wird in Rezensionen mit Cormac McCarthy und Annie Proulx verglichen. Auch er zeigt einen amerikanischen Realismus.
Herdentiere ist eine Novelle, die im Original eigentlich Bestandteil eines Buches von 3 Novellen ist, hier jedoch einzeln veröffentlicht wird. Das finde ich ein wenig schade, als Leser hätte ich Buch gerne komplett, aber Verständnis für die wirtschaftliche Entscheidung des Verlages muss man auch haben. Anders wäre das Buch vielleicht überhaupt nicht übersetzt worden.
Viel Handlung gibt es in den nur 120 Seiten nicht.
Nach dem Tod seines Vaters stellt ein Rancher in Blue Ridge Mountains in Virginia
sein einsames und ereignisloses Leben in Frage, weil er spürt, dass Erfüllung fehlt. Die Midlife-Crisis von Osby Caudill wird ziemlich realistisch geschildert, man kann die verhaltenen Emotionen mit empfinden. Zusätzlich fühlt Osby auch Schübe von Trauer.
Der Erzählstil ist reduziert. Es wird nicht viel gesprochen, der Protagonist hat außer seinen Rindern wenig Kontakte, nur mit einem alten Freund, der inzwischen Busfahrer ist und einer Verkäuferin, die gerade geschieden ist, redet er etwas. Doch die Kommunikation versiegt schnell.
Ein melancholischer Text, atmosphärisch geschrieben, teilweise auch dröge und deprimierend wirkend, aber das Niveau der Prosa hat mich am Schluß doch beeindruckt.