Titel im Original: The Hopeless Life of Charlie Summers
Kurzbeschreibung:
Nach den Bestsellern Lachsfischen im Jemen und Bordeaux beweist Paul Torday einmal mehr seine Qualität als scharfsinniger Unterhalter und humorvoller Gesellschaftskritiker. Mit sprödem Witz und einem feinen Gespür für das menschliche Zusammenleben bringt er in seinem dritten Roman auf den Punkt, was die Finanzblase zum Platzen gebracht hat. Hector Chetwode-Talbots wichtigstes Kapital sind seine Kontakte. In exklusiven Restaurants und bei dekadenten Jagdausflügen überredet er Bekannte und Kollegen, Millionen in den dubiosen Hedgefonds seines Freundes Bilbo zu investieren. Von Finanzen hat er gerade genug Ahnung, um nicht als Hochstapler aufzufliegen. Und in Bilbos Firma scheint auch sonst nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Dann tritt Charlie Summers in sein Leben. Ein naiver Pechvogel mit wenig Feingefühl und großem Ego. Ein Typ, der alles zu Geld machen will, was ihm in die Hände fällt, und gern bereit ist, ein Auge zuzudrücken, wenn dabei Delphine zu japanischem Hundefutter verarbeitet werden ... Mit trockenem Humor und einem ausgeprägten Sinn für das Absurde zeichnet Torday das Bild einer hysterischen Gesellschaft am Vorabend der Wirtschaftskrise. Und bei aller Ironie und auch beißendem Spott schafft er etwas, das nur den Großen seiner Zunft gelingt: Seine Figuren bleiben immer zutiefst menschlich. Ein hoch - aktueller Gesellschaftsroman, scharf beobachtet und mit britischem Understatement in Szene gesetzt, kurz: ein formvollendeter Spaß.
Meine Meinung:
Die Kurzbeschreibung klang ja so vielversprechend, und auch “Lachsfischen im Jemen” fand ich ganz gut. Leider konnte „Charlie Summers“ meine Erwartungen nicht erfüllen.
Wenn im Klappentext von sprödem Witz und einem feinen Gespür für das menschliche Zusammenleben die Rede ist, so entpuppt sich dies als zu vollmundige Werbeaussage. Mit einem sehr, sehr trockenen Humor und dem gelegentlich in den Dialogen auftauchenden Zynismus erzählt Hector „Eck“ Chetwode-Talbot von seiner Tätigkeit als Akquisiteur für einen hochriskanten Hedgefonds und von seiner Begegnung mit dem heruntergekommenen Charlie Summers, der Eck ein wenig ähnlich sieht. Dann gibt es da noch die Cousine Harriet und den Leiter des Hedgefonds, Bilbo.
Viel passiert nicht in diesem Roman, einiges wird wieder und wieder durchgekäut, was mich beinahe zum Abbrechen gebracht hätte. So habe ich ein anderes Büchlein zwischendurch eingeschoben und nun „Charlie Summers“ doch noch zu Ende gelesen. Am Ende geht es (übertriebenen) Schlag auf Schlag, und wäre nicht die Figur der Harriet gewesen, wäre es das Fertiglesen nicht wert gewesen.
So bleibt zu sagen, dass es nicht unbedingt ein schlechter Roman ist, aber einfach mit den falschen Prämissen beworben: das Treiben der großen Finanzhaie und die Finanzkrise spielt kaum mehr eine Rolle als den des Rahmens, vieles ist redundant, über weite Teile banal und schlussendlich einfach nicht fesselnd.
5,5 Punkte