Titel: Der Kampf um Wien
Autor: Hugo Bettauer
Verlag: Milena
Erschienen: September 2012
Seitenzahl: 296
ISBN-10: 3852862299
ISBN-13: 978-3852862293
Preis: 22.90 EUR
In welches Genre soll man dieses Buch nun einordnen? Klassiker? Belletristik? Die Tendenz geht wohl zum Bereich „Klassiker“. Oder nein? Doch wohl besser eingeordent im Bereich "Belletristik".
Sicher gibt es literarisch anspruchsvollere Bücher, trotzdem bietet dieser Roman von Hugo Bettauer ein rundum angenehmes Leseerlebnis. Es ist gerade auch die Person des Hugo Bettauers, die neugierig auf dieses Buch macht. Gehörte dieser Autor doch zu den schillerndsten Autoren seiner Zeit. Bettauer wurde 1872 in Baden bei Wien geboren und wurde 1925 von einem illegalen NSDAP-Mitglied ermordet. Bettauer war immer wieder Zielscheibe antisemitischer Hetze.
In seinen Romanen schreibt Bettauer engagiert über soziale Themen. Ab 1924 gab er die Zeitschrift „Er und Sie. Wochenschrift für Lebenskultur und Erotik“ heraus. Und nicht zuletzt eckte er auch mit diesem Journal immer wieder an. Bettauer war Schriftsteller und Journalist und einer seiner Mitschüler auf dem Gymnasium war Karl Kraus.
In seinem Roman „Der Kampf um Wien“ erzählt Bettauer die Geschichte des Amerikaners Ralph O’Flanagan . Dessen Wurzeln liegen in Wien, war seine Mutter doch eine Wienerin. O’Flanagan gilt als einer der reichsten Männer der Welt und kommt wenige Jahre nach dem ersten Weltkrieg in die österreichische Metropole. Das Land ist wirtschaftlich am Boden und man hofft dass der reiche Amerikaner einiges zur Sanierung des Landes beitragen kann. Bundeskanzler, Generaldirektoren und Bankdirektoren hofieren den Multimillionär und auch eine Gruppe ungarischer Faschisten versucht ihn für ihre Ziele einzuspannen. Damit ist das Wesentliche zum Inhalt dieses Buches auch schon erzählt. Natürlich kommt bei Bettauer auch die Liebe nicht zu kurz. Da ist zum einen die verführerische Lolotte Valon, und zum anderen ist da die hübsche Hilde, ein durch und durch „tugendhaftes“ Mädchen. Aber auch Hilde wird dann im Laufe der Geschichte Opfer einer bösartigen Intrige.
Es ist ganz sicher nicht falsch, wenn man diesen Roman als einen „politischen Groschenroman“ bezeichnet. Bettauer beschreibt schonungslos die sozialen Verhältnisse in Wien kurz nach dem ersten Weltkrieg. Dabei beschönigt er nichts, sondern macht deutlich welche große Kluft zwischen Arm und Reich lag. Er schildert die unterschiedlichen Lebensverhältnisse und macht anschaulich klar, dass der eigentliche Regent, der eigentlich Souverän – nicht die Menschen sind, sondern das Geld.
DIE NEUE ZÜRICHER ZEITUNG bezeichnete Bettauer „…als einen Star der Popkultur, die damals aber noch nicht so hieß….“ und trifft es damit eigentlich sehr gut.
Es ist ein literarisch nicht sehr anspruchsvolles Buch, aber trotzdem „lebt“ dieses Buch. Dazu ist es kurzweilig und in einer schlichten Sprache geschrieben. Ein Buch, das aber auch viele Klischees der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts nachhaltig bestätigt. In diesem Buch dominiert der Inhalt, nicht aber die Sprache. Wobei sich dieser Roman von Bettauer in sprachlicher Hinsicht aber nicht verstecken muss – gerade im sprachlichen Bereich gibt es besonders in der zeitgenössischen Literatur so unglaublich viele Rohrkrepierer, Bücher die aufgrund ihrer sprachlichen „Verunfallungen“ am besten in einer Mülltonne aufgehoben sind.
Bettauer ist ohne Frage auch ein politischer Schriftsteller. Gesellschaftskritik äußert er unverblümt und nimmt dabei keinerlei Rücksichten.
Dieses Buch macht in jedem Falle „Lust auf mehr Bettauer“.
Bettauers Roman: Lesenswert. 7 Eulenpunkte