Peter Stamm - Wir fliegen

  • Kurzbeschreibung:


    Heidi zeichnet das junge Mädchen, das sie nie gewesen ist. Vor Jahren wollte sie Künstlerin werden, in Wien studieren an der Akademie, aber die Reise ging nur bis Innsbruck. Jetzt hat sie Mann und Kind, die sie nie gewollt hat. Erst durch Carmen, die hübsche Lehrtochter aus der Bäckerei, fängt sie wieder an zu träumen. – Bruno arbeitet seit dreißig gleichmäßigen Jahren als Portier in einem Hotel. Er war beim Arzt, ein schlimmes Ergebnis könnte ihn erwarten. Noch weiß er nichts endgültiges, es ist seine letzte Nacht vor dem Resultat. Aber es wird nichts sein, bestimmt nicht. Für einen Moment ist er ganz glücklich.
    Es sind diese Momente, in denen sich etwas verändert im Leben, in denen etwas geschieht, man merkt es kaum. Momente, die der Zeit enthoben scheinen. Eine neue Welt tut sich auf, man erkennt die Sackgasse, in die man vor langer Zeit geraten ist. Und plötzlich herrscht ein anderes Licht.


    In seinen neuen, wunderbaren Geschichten zeigt sich Peter Stamm als Meister im Erzählen unerwarteter Wendepunkte, des flüchtigen Glücks, mit dem man nicht mehr gerechnet hat. Denn kann man wünschen, was man nicht einmal sich selbst gegenüber zugibt? Und widerspricht der Wunsch, auserwählt zu sein, dem Wunsch nach Liebe?


    Meine Meinung:


    Dieser Band umfasst 12 Erzählungen aus der Feder Peter Stamms. Wie man es von ihm gewohnt ist, erzählt er knapp, reduziert, auf das Wesentliche beschränkt und bringt auf wenigen Seiten Wendepunkte im Leben mancher Menschen unter.


    Gefallen haben mir auf ihre Art alle der Geschichten, sie sind nicht herausragend, aber doch durch die Bank gelungen und auch stilistisch gut gemacht. Am meisten zugesagt hat mir wohl „Die Erwartung“, ein Text über eine in die Jahre gekommene alleinstehende Kindergärtnerin, die sich in den jungen Mieter oberhalb ihrer Wohnung verliebt. Doch auch die anderen Geschichten wissen durchaus zu überzeugen und sind teilweise auch recht originell.


    Es ist eine seltsame, schwebende Stimmung, die in den Texten vorherrscht, auch Melancholie ist reichlich vorhanden. Ich mag Peter Stamms Bücher und seine Art zu schreiben sehr und hoffe nun, dass er bald einmal wieder einen Roman veröffentlicht.