Unnatural Creatures - Neil Gaiman (Editor)

  • Bei Unnatural Creatures handelt es sich um eine Anthologie mit 16 (Kurz)geschichten, ausgesucht und zusammengestellt und Neil Gaiman unter Mithilfe von Maria Dahvana Headley.


    Klappentext (frei übersetzt, da bisher nur auf englisch)
    Ein Greif, ein Werwolf, ein Sonnenvogel...


    Dies sind nur einige der fantastischen Kreaturen, die du auf diesen Seiten entdeckst. Über den Cockatoucan, dessen Lachen ein ganzes Königreich umgestaltet, bis zum wilden, gestaltlosen Biest das im Wald lauert, hier ist eine Sammlung von seltenen und prächtigen Wesen. Jedes wird dich erschauern, entzücken, und vermutlich aus der Fassung bringen.
    Ausgesucht vom großartigem Erzähler Neil Gaiman wird dich diese Mengagerie von 16 Geschichten mit fremden, erstaunlichen Wesen, die nirgends sonst außer in der grenzenlosen Vorstellungskraft existieren können, bekannt machen.
    Mit Geschichten von Neil Gaiman, Diana Wynne Jones, E. Nesbit und vielen mehr, geht der Erlös von Unnatural Creatures an die Literaturförderungseinrichtung 826DC


    Gestaltung
    Als ich das Cover der amerikanischen Ausgabe im Internet gesehen habe, dachte ich mir nur: "wie hässlich". Auf einem kleinen Bild sieht es wirklich nicht ansprechend aus, überladen. Das änderte sich aber sofort, als ich es dann in den Händen hielt. Ob New York Times Bestselling Author wirklich so dick draufstehen muss, vor allem da es ja eine Anthologie ist in der nur eine Story von Neil Gaiman ist, ist fraglich. Aber hilft wohl beim verkaufen. Insgesamt gefallen mir die Schriftzüge aber in groß gut. Herausragend und das Cover rettend ist aber der Rahmen, in dem einige Kreaturen sind, eingeschlugen in Verästelungen.Und das alles noch geprägt. Das gesamte Werk (Verästelung mit Kreaturen und Prägung) setzt sich dann noch auf dem Buchrücken und der Rückseite fort.


    Auch das Innenleben des Buches ist wunderbar gestaltet. Jede Geschichte bekommt 2 Einführungsseiten. Auf der rechten Seiten der Text in weißer Schrift auf einem schwarzem Kasten. Blättert man um gibt es auf der linken Seite eine Illustration (alle Illustrationen von Briony Morrow-Cribs) sowie den Titel der Geschichte über die gesamte Seite gestaltet. Auf der rechten Seite beginnt schlussendlich die Geschichte, wobei über die Höhe von ca. 7 Zeilen der Autor eingefügt ist.


    Eigene Meinung
    Mit Unnatural Creatures wurde eine wunderbare Anthologie veröffentlich, und ich hoffe das diese auch in Deutsch erscheinen wird. Die 16 Geschichten sind gut aufeinander abgestimmt, trotz oder gerade auch wegen des großen Zeitrahmens der Erstveröffentlichungen. Mit "The Griffin and the Minor Canon" erschien die älteste Geschichte bereits 1885, 3 Geschichen haben ihre Erstveröffentlichung in dieser Anthologie, also fast 130 Jahre später.
    In den kurzen Einführungstexten geht Neil Gaiman in wenigen Zeilen auf die Autoren und ihr schaffen ein, erzählt manchmal eine sehr kurze Anekdote oder gibt einen Buchtip ab, um dann noch in 4-5 Zeilen in die Geschichte einzuleiten. Ein wenig ausführlicher wird auf die Autoren und ihr Gesamtwerk im Ende des Buches eingegangen, dazu die Jahreszahl der Erstveröffentlichung der Geschichte. Durch diese beiden "Infoquellen" werde ich mich sicherlich nochmal aufmachen und eine Wunschliste erstellen.


    Die Auswahl der Geschichten ist sehr heterogen, was sicher auch an dem langen Zeitrahmen liegt. Doch auch die Länge (10 Seiten bis 80 Seiten) und die Zielgruppe unterscheiden sich. Dadurch kommt nie Langeweile auf. Und bis auf Werwölfe (2 Geschichten) hat auch jede Geschichte seine eigene Kreatur.


    Die Geschichten
    Inksplot - Grahan Wilson
    Wenn eine Anthologie mit solch einer Geschichte anfängt, kann sie nur gut werden. Die Charaktere waren sofort greifbar, die Geschichte hatte Wendungen die ich nie gedacht hätte, genialer Schlusssatz. Und dazu gibts noch ne Prise Humor. So etwas hatte ich mir erwartet.


    The Cartographer Wasps and the Anarchist Bees - E. Lily You
    Mit der zweiten Geschichte hatte ich dann die ersten Probleme. Habe ich dort zu viel reininterpretiert, obwohl es nur eine schöne Geschichte sein soll? Oder habe ich sie nicht ganz verstanden? Meiner Meinung nach hätte auch die Rahmenandlung mit den Menschen fehlen dürfen. Aber trotzdem - super geschrieben, sehr unterhaltsam.


    The Griffin and the Minor Canon - Frank R. Stockton
    Die älteste Geschichte der Anthologie - und sie hat ihren Platz in einer Anthologie auch 130 Jahre nach Ersterscheinung mehr als verdient. Schöne Gesellschaftsstudie des Dorfes und der Beziehung vom Greifen und Dekans.


    Ozioma the Wicked - Nnedi Okorafor
    Eine fanstastische Welt, eingebaut in Negeria. Nur einige Elemente verändert und doch ist die Welt anders. Die größte Gefahr sind Schlangen. Empfehlung!


    Sunbird - Neil Gaiman
    Die einzige Story der Anthologie die ich schon kannte. Und auch wenn ich Neil Gaimans Kurzgeschichten bewundere, seine beiden Anthologien voll mit eigenen Geschichten liebe, Sunbird ist meiner Meinung nach eine schwächere. Hat mich beim ersten Lesen nicht umgehauen, und jetzt beim zweiten Mal auch nicht.


    The Sage of Theare - Diana Wynne Jones
    Göttergeschichten finde ich per se schonmal sehr interessant. Und wenn es dann noch eine ist, mit einigen wunderbaren Sätzen ("He went from world to world. He was pleased to find there were almost infinite number of them [...] In some, the gods resented Imperion's intrusion and shouted him to be off. In others, it was mankind that was resentful. One world he came to was so rational that, to his horror, he found the gods were dead.") Vom Plot her interessant, auch wenn ich anfangs dachte vorhersehbar, war er es doch nicht. War glaube ich mein Highlight, wobei es schwierig ist eins festzulegen da die Geschichten so unterschiedlich sind.


    Gabriel-Ernest - Saki
    Hier gab es keine großen Überraschungen. Die waren in der kürzesten Geschichte aber auch nicht nötig - flüssig geschrieben, toll erzählt.


    The Cockatoucan or Great-Aunt Willoughby - E. Nesbit
    Wer denkt sich als Kind nicht mal aus, in ein fernes Königreich zu kommen. Und hier passiert es. Nur dass das Königreich durch den Cockatoucan (Mischung aus Wetterhahn und Toukan) ständig umgestaltet wird. Hier war viel Fantasie dabei. Und so eine einfache Lösung.


    Moeable Beast - Maria Dahvana Headley
    Die Ko-Editorin der Anthologie steuer eine wesentlich stärke Geschichte bei als Neil Gaiman. Hier stimmt einfach alles.


    The Flight of the Horse - Larry Niven
    Sehr interessantes Setting - und ich habe mich lange gefragt wo da denn etwas unnatürliches sein soll (natürlich abgesehen von der Zeitreise). Schönes Gedankenexperiment. Und wieder mal ein grandioses Ende.


    Prismatica - Samuel R. Delany
    Die einzige Geschichte, eingeteilt in Kapitel (auch wenn eine Geschichte noch 20 Seiten mehr hat). Schön erzählt, wenn mir auch etwas zu "kindermäßig". Denke die Zielgruppe wird recht jung gewesen sein. Auch wenn ich nichts gegen Jugendbücher habe, hier war es etwas störend für mich.


    The Manticore, the Mermaid and me - Megan Kurashige
    Endlich weiß ich nun, wie es in einem Museum zugeht. Die Geschichte ist auf den Punkt erzählt und funktioniert trotz Ich-Perspektive.


    The Compleat Werewolfe - Anthony Boucher
    Die längste Geschichte der Anthologie. Anfangs fragte ich mich, muss eine 80seitige Geschichte in eine Anthologie mit rein, wo der Großteil um die 30 oder weniger hat. Schlussendlich bin ich aber froh das sie drin war. Zu Zeiten des 2. Weltkrieges erschienen ist es klar, das dieser zumindest als Nebenschauplatz agiert. Doch hauptsächlich geht es um einen Werwolf - der so ganz anders ist als man sie kennt.


    The Smile on the Face - Nalo Hopkinson
    Dieser Geschichte merkt man an der Sprache an, dass sie noch nicht allzu alt ist. Der Anfangsdialog zwischen Mutter und Tochter gibt der Story einen witzigen und rasanten Anfang, sprachlich erfrischend anders als alle anderen Anthologiegeschichte. Das sie eine der längsten ist merkt man nicht an, ratz fatz durchgelesen. Passt wunderbar in das Gesamtkonzept, auch wenn der Fantasie-Anteil hier wohl am geringsten ist.


    Or all the seas with oysters - Avram Davidson
    Diese Geschichte ist mein persönlicher Tiefpunkt der Sammlung. Mich spricht die Geschichte leider gar nicht an, auch wenn die Idee dahinter genial ist.


    Come Lady Death - Peter S. Beagle
    Das der Tod nicht fehlen darf ist irgendwie selbstverständlich. Und auch wenn er selten als Dame vorkommt - hier passt es. Ein guter Abschluss.