Titel im Original: Solitude de l´aube
Kurzbeschreibung:
Eine kaputte Kuckucksuhr, ein hartnäckiger Bandwurm, Liebesbeweise in Form unzähliger Notizzettel und die Leidenschaft fürs Boulespiel. Darum geht es, neben vielem anderen, in den Erinnerungen des pensionierten Bahnwärters Pascal. Hat man nur dann wirklich gelebt, wenn man die Grenzen des Erlaubten überschritten hat? Diese Frage lässt dem Witwer keine Ruhe, nachdem der neue Dorfschullehrer mit einem Diebstahl geprahlt hat. Du sollst nicht stehlen, nicht lügen, nicht ehebrechen, Vater und Mutter ehren und den Feiertag heiligen: Pascal stellt bald fest, dass er es nicht nur beim Kirschenklauen, beim ständigen Aufschneiden, Mogeln und Flunkern oder bei seinen Bordellbesuchen mit den Zehn Geboten nicht allzu genau genommen hat. Zu schaffen macht ihm jedoch, dass er gegen ein ungeschriebenes Gebot verstoßen hat: Du sollst deiner Frau zeigen, wie sehr du sie liebst.
Meine Meinung:
Der alte, längst pensionierte Bahnwärter Pascal, mittlerweile verwitwet, erinnert sich an sein Leben und denkt darüber nach, ob er wirklich alles im Leben ausgekostet oder doch die eine oder andere Sünde nicht begangen hat. Das Gedächtnis ist nicht mehr das Beste, der Körper will nicht mehr so recht, er ist alt und einsam, der einzige Höhepunkt jeden Tages ist das Petanque-Spiel mit einigen anderen in die Jahre gekommenen Herren.
In Rückblicken erfahren wir aus Pascals Leben, von seiner harten Kindheit unter der tyrannischen Mutter, aber auch von seiner liebevollen, aufopferungsbereiten Tante, von seinen ersten Erfolgen bei den Frauen, denen er zeit seines Lebens gefällt, von seinen Flunkereien und kleineren Diebstählen und nicht zuletzt von seiner Ehe mit der von ihm eroberten Lucie und seinen Verfehlungen in ebendieser Ehe.
Ich muß ganz ehrlich gestehen, beim ersten Mal Lesen vor einigen Jahren hat mir „Pascals Bekenntnisse“ mehr zugesagt. Dieses Mal war mir der Text zu melancholisch bis traurig, wenngleich sehr realitätsnah. Pascal beschönigt nichts, kann sich aber auch nicht so recht mit dem Alter und den unvermeidlichen Begleiterscheinungen abfinden und macht dem Leser so nicht unbedingt Mut, optimistisch in die eigene nähere oder fernere Zukunft zu blicken.
Doch natürlich hat dieser Roman auch seine starken Seiten, er ist klug aufgebaut, recht dialoglastig (die gut ausgearbeitet sind) und erzeugt eine ganz eigene, leicht entrückte Stimmung. Und auch wenn Pascal in seinem Leben so einige Sünden auf sich geladen hat, merkt man im Verlauf des Buches doch, dass er das Herz auf dem rechten Fleck und Gefühle hat.
6 Punkte