In Bedrängnis - Richard Hughes

  • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
    Verlag: Dörlemann; Auflage: 1., Auflage (15. August 2012)
    ISBN-13: 978-3908777823
    Preis: Euro 19.90


    Autor


    Geboren 1900 in Surrey, England. Seine frühe Kindheit wurde durch den Tod zweier Geschwister und des Vaters geprägt, die Mutter arbeitete nach dem Tod des Vaters als Journalistin. Nach dem ersten Weltkrieg ging Hughes nach Oxford, wo er zum Star der universitären Literaturszene avancierte. Bereits 1922 publizierte er einen Gedichtband. Eines seiner Theaterstücke wurde im gleichen Jahr im Londoner West End aufgeführt. Hughes’ erster Roman "A High Wind in Jamaica" erschien 1928 und wurde in Großbritannien und in den USA ein Bestseller. "In Bedrängnis" folgte zehn Jahre später.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    »Die beeindruckendste Lektüre des Jahres ist schlicht und ergreifend die Entdeckung von Richard Hughes’ Roman aus dem Jahr 1938, ein kleines Meisterwerk über die Todesangst auf einem Schiff, das in einen Hurrikan gerät – und über alles Sein.«


    Der Dampfer Archimedes ist ein Frachtschiff in allerbestem Zustand, als er den Hafen von Norfolk, Virginia, verlässt, um an einem wunderschönen sonnigen Herbsttag durch den Panamakanal nach China zu fahren. Seine Ladung besteht aus Tabak und Altpapier. Doch kaum erreicht es die karibischen Inseln, gerät das Schiff durch einen unerhörten Sturm in schwerste Bedrängnis. Während vier Tagen kämpfen Captain Edwardes und seine Mannschaft, vom Ersten Offizier über den Leitenden Ingenieur bis zum chinesischen Maat um die Archimedes – und um ihr Leben.


    Meine Meinung


    Ich mag Geschichten die auf hoher See spielen. Der unendliche Horizont, das Gefühl absoluter Freiheit aber gleichzeitig die klaustrophobische Enge die auf den Schiffen herrscht. Die niemals in Frage zu stellende Hierarchie und das autarke Zusammenleben der Crew die aus wildfremden Menschen bunt zusammengewürfelt ist. Auf den langen Seereisen mit den vielen exotischen Schauplätzen den Traum von Abenteuer und Freiheit zu Leben ist für viele die Triebfeder auf den Schiffen anzuheuern. Das auf jeder Schifffahrt das latente Risiko von Krankheiten lauert und gar das Vabanquespiel mit dem Tod eingegangen wird ist für die einen ein zusätzlicher Ansporn und Adrenalinkick währenddem ängstlichere Gestalten diese düsteren Gedanken verdrängen. In der Literatur waren und sind die Geschichten von Havarien und Schiffsunglücken ein immer wieder gern verwendetes Setting für erlebnisreiche Erzählungen.


    Dieses Buch hier vom britischen Schriftsteller Richard Hughes wurde bereits 1938 veröffentlicht. Die Geschichte wurde schon einmal auf Deutsch übersetzt und herausgegeben aber der Dörlemann Verlag hat nach fast genau 75 Jahren eine komplette Neuübersetzung in sehr schöner Aufmachung herausgegeben. Der edle türkis-blau-grüne maritim wirkende Leineneinband mit dem runden, bullaugeähnlichen Blick auf ein Bild mit majestätisch tosenden Wellen lässt die Leser erahnen auf welche Herausforderung die Besatzung erwartet. Das hochwertige Papier und das trotz nur 247 Seiten ein Lesebändchen mit dabei ist runden den exzellenten äusseren Gesamteindruck ab. Für solch erstklassige Bücher bin ich gerne bereit ein paar Euros mehr zu bezahlen.


    Die Archimedes ist ein prächtiges dampfbetriebenes Frachtschiff das in den Zwanziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts auf den Weltmeeren unterwegs ist. Die renommierte Reederei hält ihre Schiffsflotte stets in tadellosem Zustand. Von der Geschäftsleitung bis zur Bordkatze werden alle Vorsichtsmassnahmen ergriffen und alle sind bedingungslos entschlossen das Verlustrisiko klein zu halten. Im Gegenzug werden die Kosten für Versicherungen eingespart und der Gewinn aus dem Verkauf von Frachtgut muss nicht geteilt werden. Der Glaube und das Vertrauen in den technischen Fortschritt ist ungebrochen, auch als die Archimedes in einen unerwarteten Sturm gerät der sich zu einem heftigen Hurrikan entwickelt verlassen sich alle vertrauensvoll auf ihr unsinkbares Schiff. Ähnlich einem schnell rotierenden Kreisel ziehen die Wirbelwinde das Dampfschiff ins Auge des Hurrikans und bringen es in die titelgebende Bedrängnis und Schräglage. Dies gilt auch für die Mannschaft und ihr Vertrauen in die Technik. Ein tagelanger, kräftezehrender Kampf mit den Naturgewalten um die eigene Existenz beginnt...


    Man merkt an der Art und Weise wie die Geschichte geschrieben ist und erzählt wird, dass es sich um einen Roman handelt der schon vor einem Dreivierteljahrhundert erstmals publiziert wurde. Der recht sachliche bis bodenständige Schreibstil passt zwar zu Beginn des Romans verhindert aber im weiteren Verlauf das bei mir als Leser echte Emotionen geschürt werden. Ich hatte stets eine Distanz zu den Romanfiguren was es mir schwer macht wirklich mit ihnen mitzufühlen. Ich las zwar mit dem Kopf aber der Bauch und das Herz blieben leider aussen vor. :-( Die lobenswerte Übersetzungsarbeit mag das etwas altmodische Flair an zahlreichen Stellen kaschieren aber das unterkühlte Grundgefühl bleibt und ist der Grund warum ich dem Buch ein paar Eulenpunkte in der Wertung abziehe. Zu erwähnen gilt es aber auch, dass etliche wunderschön geschriebene Sätze zum zwei- oder dreimal lesen enthalten sind. :anbet Insgesamt überwiegen die positiven Eindrücke und es bleibt das Gefühl zurück einen Klassiker der Seefahrtsliteratur gelesen zu haben. 7 Eulenpunkte.


    Edit: Schreibfehler ausgemerzt

  • Die Rezi hört sich sehr gut an!Irgendwann habe ich schon einmal von dem Autor etwas gehört oder vielleicht sogar gelesen?Auf jeden Fall ist etwas in deiner gut geschrieben Rezi das mich für dieses Buch neugierig gemacht hat...Werde es mir vormerken! LG. Ekna:wave

    :lesend : Eleanor Brown "Die Shakespeare-Schwestern "


    :lichtBeim Lesen läßt sich vorzüglich denken L.Tolstoi