Der Ursprung des Bösen - Jean-Christophe Grangé

  • Originaltitel: Le Passager (2011)
    Lübbe Verlag 2012, 859 S.


    Über den Inhalt:
    Mathias Freire leidet unter einer rätselhaften Krankheit: Sobald er in Stress gerät, verliert er das Gedächtnis. Und wenn er das Bewusstsein wiedererlangt, ist er ein anderer: Ein neues Ich hat sich formiert, mit einer neuen Vergangenheit, einem neuen Lebensschicksal. Währenddessen sucht die Polizei nach dem Täter einer Serie von Ritualmorden, die allesamt in der Nähe Freires verübt wurden, ohne dass man diesem etwas nachweisen kann. Und wenn nun doch er der Mörder ist? Freire gerät zunehmend in Panik. Auf sein Gedächtnis ist kein Verlass. Also muss er einen anderen Weg finden, um seine Vergangenheit zu rekonstruieren. Doch die Suche nach seiner wahren Identität wird schon bald zu einem entsetzlichen Albtraum, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Ein Albtraum, der in einem dunklen Geheimnis um Freires Herkunft begründet liegt –


    Über den Autor:
    Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, arbeitet als freier Journalist für "Paris-Match", "Gala", "Sunday Times", "Observer", "El Pais", "Spiegel" und "Stern". Seine abenteuerlichen Reportagen führten Grange zu den Eskimos, den Pygmäen, den Tuareg und in die Mongolei.


    Meine Meinung:
    Der Psychiater Mathias Freire bekommt es mit einem neuen Patienten zu tun, der in der Nähe einer grausam zugerichteten Leiche von der Polizei aufgegriffen wurde und unter einer vollständigen Amnesie leidet. Kaum hat er bei dem Mann die Diagnose Dissoziative Störung gestellt, bekommt Freire plötzlich Zweifel an seiner eigenen Identität.


    Das Buch kommt zunächst langsam in Fahrt, die Atmosphäre ist von Beginn an düster. Spannung kommt erst auf, als Freire sich auf die Suche nach seiner wahren Identität begibt.
    Funktioniert die Geschichte als (gekürztes) Hörbuch noch einigermaßen, ist sie als 859 Seiten starkes Buch nur etwas für wirklich eingefleischte Grangé Fans. Wobei mir der Handlungsstrang um Mathias Freire noch recht gut gefallen hat, hier wurde über eine lange Strecke hinweg Spannung erzeugt, Grangé ermöglicht das Spekulieren und Miträtseln. Die Figur der Kommissarin Anaïs Chatelet konnte mich dagegen nicht überzeugen, zu unwahrscheinlich und weit hergeholt sind ihre Aktionen. Die grausamen Morde, inszeniert nach Vorlagen aus der griechischen Mythologie, werden detailliert beschrieben.
    Auf der einen Seite liefert Grangé seine bekannt gut recherchierten Hintergrundinformationen, auf der anderen Seite jede Menge Szenen, die es an Logik und Realitätsnähe schmerzlich vermissen lassen. Im Verlauf der Handlung nehmen die Zufälle und abstrusen Szenen überhand, das war mir irgendwann des Guten zuviel.
    Trotz des spektakulären Schlusses überzeugt die Auflösung nicht, die Erwartungshaltung des Lesers verpufft abrupt. Logik und Vernunft werden hier endgültig zugunsten eines Endes voller hollywoodreifer Action geopfert. Das ist leider nichts Ungewöhnliches bei Grangé, viele seiner Bücher schwächeln in der Auflösung.


    Eine Geschichte, die vor Brutalität und Logiklöchern nur so strotzt, gespickt mit endlosen Wendungen und spektakulären Überraschungen – am Schluß ist nichts mehr normal. Man muss tief Luft holen und sich damit abfinden, dass das Ende bei weitem nicht hält, was das Buch verspricht.