Titel: Kindheit. Ein autobiographischer Roman
OT: Infancia
Autor: Graciliano Ramos
Übersetzt aus dem brasilianischen Portugiesisch: Ines Koebel
Verlag: Wagenbach
Erschienen: September 2013
Seitenzahl: 256
ISBN-10: 3803127122
ISBN-13: 978-3803127129
Preis: 12.90 EUR
Graciliano Ramos (1892-1953) gilt als einer der grössten Romanciers Brasiliens. In diesem autobiographischen Romans schildert er seine Kindheit im Brasilien an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Von der Mutter offensichtlich nicht geliebt und von dem sehr strengen Vater ohne Liebe erzogen lernt der Junge nur sehr schwer lesen und schreiben. Aus der Sicht eines Kindes beschreibt der Autor die sehr schweren Lebensbedingungen in der Provinz. Der Vater scheitert immer wieder als Kaufmann. Doch dann entdeckt der Junge die Bibliothek des Jeronimo Barreto – und die Welt der Bücher verzaubert ihn.
Rund sechzig Jahre nach dem Tod des Autors liegt dieses eindrucksvolle Buch zum allerersten Mal in deutscher Sprache vor. Kenner sprechen vom persönlichsten Buch des Autors.
Hervorzuheben ist, wie sich der Autor in das Kind seiner eigenen Kindheit verwandelt und das Geschehene aus der Sicht des Kindes erzählt, ohne dabei aber sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Ramos schreibt durchaus auch emotional, lässt aber seine Emotionen nie über den Tellerrand schwappen. Er erzählt zurückhaltend, manchmal fast schüchtern. Das ganze Buch macht einen sehr authentischen Eindruck, so dass man sagen kann: „Ja, so muss es damals in der Provinz in Brasilien gewesen sein.“
Dieses Buch ist mehr als eine schlichte Autobiographie. Es ist auch mehr als ein einfacher Erlebnisbericht. Es ist eine „Kindheit als Ganzes“, eine Kindheit, facettenreich und bunt wie das Land, in welchem der Protagonisch aufgewachsen ist.
Ein sehr lesenswertes Buch, ist Brasilien doch so viel mehr als Fussball, Copacabana, Zuckerhut und der Karneval von Rio. Auch das Brasilien um 1900 war bunt, laut und eindrucksvoll. 8 Eulenpunkte.