Eine Tochter in Berlin - Otto de Kat

  • Verlag: Schöffling, 2013
    197 Seiten


    Originaltitel: Bericht uit Berlijn
    Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke


    Kurzbeschreibung:
    Frühling 1941: Oscar Verschuur, niederländischer Diplomat in Bern, erhält die geheime Information über Hitlers geplanten Überfall auf Russland. Die Nachricht stammt aus verlässlicher Quelle, seine Tochter Emma ist mit dem Deutschen Carl Bielenberg verheiratet, der im Außenministerium arbeitet.
    Oscar weiß, dass er diese Nachricht weitergeben muss, dass er die Alliierten warnen muss, dass der Überfall verhindert werden muss, aber er zögert, denn er weiß auch, dass sein geheimes Treffen mit Emma beobachtet wurde. Wenn er die Information weitergibt, ist Emma in Gefahr. Der einzige Mensch, den er ins Vertrauen ziehen kann, sitzt als Churchills engster Berater in London. Nach einer beschwerlichen Reise durch das verdunkelte Europa erreicht er London, wo auch seine Frau Kate lebt. Sein unangekündigter Besuch hat ebenso unerwartete wie dramatische Folgen.


    Über den Autor:
    Otto de Kat, 1946 geboren, studierte u. a. niederländische Literatur an der Universität Leiden. Er war Kritiker und Herausgeber und ist seit zehn Jahren Schriftsteller. Sein Roman SEHNSUCHT NACH KAPSTADT war 2005 für den größten belgischen Literaturpreis für Niederländisch schreibende Autoren, De Gouden Uil, nominiert und wurde mit dem niederländischen Halewijn-Literaturpreis ausgezeichnet.
    Bisher erschienen in deutscher Übersetzung: MANN IN DER FERNE (2003), SEHNSUCHT NACH KAPSTADT (2006), JULIA (2010). Seine Romane erscheinen mit großem Erfolg auch in England, Frankreich und Italien.


    Über den Übersetzer:
    Andreas Ecke, geboren in Wuppertal, lebt in Bonn. Er studierte nach einer Buchhändlerausbildung Germanistik, Niederlandistik und Musikwissenschaft und arbeitet seit 2001 als freiberuflicher Übersetzer, u. a. von Gerbrand Bakker, Anne-Gine Goemans, Geert Mak und Cees Nooteboom. 2011 wurde er mit dem Else-Otten-Preis für die beste literarische Übersetzung aus dem Niederländischen ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:
    Der Roman ist nicht schlecht, aber er ist doch sehr verhalten geschrieben. Der Stil ist weniger verknappt als man es noch aus “Sehnsucht nach Kapstadt” kennt.


    Es ist 1944. Hauptfiguren sind der niederländische Diplomat Oscar Verschuur, seine Tochter Emma, die verheiratet in Berlin lebt und seine Frau Kate in London.


    Oscar erhält von seiner Tochter eine Information über das Unternehmen Barbarossa, den Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion.
    Diese Information wäre wichtig für den Widerstand, aber Oscars Tochter könnte in Gefahr kommen, wenn er diese Information weitergibt. Ein moralisches Dilemma.


    Die Figuren sind eigentlich nicht sehr stark ausgeprägt, doch in den Momenten, die ihre Gedanken beschreiben, findet man Nähe zu ihnen. Es dauert jedoch ein wenig, sie besser kennen zu lernen
    Dann gibt es einige starke Momente im Buch, in denen Stimmungen und Emotionen transparent werden. Otto de Kat schreibt sehr sorgfältig.
    Es ist auch interessant, wie er die verschiedenen Schauplätze einsetzt: Deutschland, Schweiz, England, Portugal.


    Die Passagen um den kongolesischen Soldaten Matteous Tunga, den Kate im Hospital in London kennenlernte, fand ich zunächst nicht so überzeugend. Aber zum Schluß gibt es noch eine wichtige Szene mit ihm.


    Fazit: Ein gründlich durchkomponierter Roman, sorgfältig und sensibel geschrieben. Nicht sehr spannend, aber 8 Punkte sind angemessen.