Transatlantik - Colum McCann

  • Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
    Verlag: Rowohlt (7. März 2014)
    ISBN-13: 978-3498045227
    Preis Gebundene Ausgabe: Euro 22.95
    Preis Kindle E-Book: Euro 19.99


    Autor


    Colum McCann wurde 1965 in Dublin geboren. Er arbeitete als Journalist, Farmarbeiter und Lehrer und unternahm lange Reisen durch Asien, Europa und Amerika. Für seine Romane und Erzählungen erhielt McCann zahlreiche Literaturpreise, unter anderem den Hennessy Award for Irish Literature und den Rooney Prize. Zum internationalen Bestsellerautor wurde er mit den Romanen "Der Tänzer" und "Soli". Für "Die große Welt" erhielt er 2009 den National Book Award. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in New York.


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Dublin, 1845: Der amerikanische Abolitionist Frederick Douglass reist durch das von Hungersnot gepeinigte Irland, wo die Leute schlimmer leiden als unter der Sklaverei. Neufundland, 1919: Die beiden Flieger Jack Alcock und Arthur Brown unternehmen den ersten Nonstopflug über den Atlantik mit Kurs Irland. New York, 1998: US-Senator George Mitchell verlässt seine junge Frau und sein erst wenige Tage altes Baby, um in Belfast die nordirischen Friedensgespräche zu einem unsicheren Abschluss zu führen. «Transatlantik» verwebt drei ikonische historische Momente mit dem Schicksal dreier Frauen: Angefangen bei der irischen Hausmagd Lily Duggan, in der Frederick Douglass die Liebe zur Freiheit weckt, folgt der Roman ihrer Tochter Emily und ihrer Enkelin Lottie in die USA und, später, zurück auf die Insel. Ihr Leben spiegelt den Verlauf der bewegten Nationalgeschichte Irlands und Amerikas. Dabei spielt ein vergessener, über drei Generationen nicht geöffneter Brief eine entscheidende Rolle. «Transatlantik» ist ein kraftvolles Epos über die Kollision von Geschichte und persönlichem Schicksal - geschrieben mit unvergleichlicher dichterischer Intensität, mit leuchtenden Szenen und klingender Sprache.


    Meine Meinung


    Mit seinem letzten Buch "Die grosse Welt" hat mich der irische Schriftsteller Colum McCann leicht enttäuscht bzw. er hat mit seinem etwas hibbeligen New York Roman an meinem Lesegeschmack vorbeigeschrieben. Für sein nächstes Werk hat er sich fünf Jahre Zeit gelassen und präsentiert nun diesen knapp 380 seitigen Roman der nach dem gleichen Schema aufgebaut ist wie der Vorgänger. Drei Handlungsstränge, die diesmal in komplett verschiedenen Zeitepochen spielen, werden nach- aber durcheinander recht ausführlich erzählt. Es gibt ein Ereignis oder einen Gegenstand der zum roten Handlungsfaden wird und McCann verstrickt diesen im Verlaufe des Buches zu einer Familiengeschichte über mehrere Generationen.


    Die Erzählung beginnt in Neufundland im Jahre 1919. Jack Alcock und Arthur Brown planen und führen den ersten transatlantischen Nonstop-Flug durch, mit an Bord ein verschlossener Brief der während der holprigen Landung in Vergessenheit gerät. Während des Jahres 1845 kommt der ehemalige schwarze Sklave und mittlerweile gefeierte Schriftsteller Frederick Douglass nach Dublin und macht Bekanntschaft mit der herrschenden Oberklasse und stellt fest, dass die Iren zwar frei sind aber unter der grassierenden Hungersnot genauso schlimm leiden wie die Sklaven in Amerika. Während seines Aufenthalts inspiriert er die Hausmagd Lily Duggan und weckt eine verborgene Sehnsucht die zum zündenden Funken dieser Geschichte wird ... US-Senator George Mitchell ist im Jahre 1998 beauftragt worden, die nordirischen Friedensgespräche zu einem Abschluss zu führen. Wird es ihm gelingen die streitsüchtigen Iren zu vereinen?


    McCann ist der geborene Erzähler und ein Mann der klaren Worte. Er schreibt, wie man es bei ihm gewohnt ist, meist in recht kurzen Sätzen. Poetische und verschnörkelte Sätze sucht man bei ihm weitgehend vergebens, er ist ein Autor der die Handlung liebt und diese vorantreibt. Dafür gibt es markante, teilweise sehr charismatische Protagonisten von denen unbestreitbar viel Faszination ausgeht und jede(r) kann die Handlung als Hauptfigur problemlos schultern. Lily Duggan ist Ausgangspunkt der Geschichte und eine starke Figur die in ihrem Leben einiges erleiden muss aber mit bewundernswerter Haltung ihr Leben lebt und den Schicksalsschlägen trotzt. Immer wieder tauchen reale Historische Personen auf und McCann verwebt diese bis zum Schluss zu einer zusammenhängenden Erzählung die stets zwischen Amerika und Irland über den Atlantik hin und her pendelt.


    150 Jahre, drei zeithistorische Ereignisse, etliche Schicksale und mehrere aussergewöhnliche Personen und bis zum Schluss die Erkenntnis, dass die Vergangenheit in der Lage ist unser Hier und Jetzt zu beeinflussen. Die Zeit die einst war, tickt immer noch in der Zeit die jetzt ist und es gibt keine Geschichte die sich nicht in irgendeiner Weise an der Vergangenheit orientiert. In der Wertung ziehe ich ein paar Eulenpunkte ab, weil mir einiges zu schnell bzw. in Fragmenten erzählt wurde und ich vom Ende und dem mysteriösen Brief ganz leicht enttäuscht war. Wertung: 7 Eulenpunkte. Zum Schluss ein kleines Schmankerl: dunkelgrüner Einband, weisse Seiten und ein knallorangenes Lesebändchen ... was kann ein Verlag einem stolzen irischen Schriftsteller mehr bieten als seine Landesfarben?


    Edit: Kleine Ergänzungen eingefügt

  • Da ich "die große Welt" abgebrochen habe, tue ich mich sehr schwer, etwas neues von Colum McCann zu versuchen.
    Ich gestehe, ich war einfach nur genervt von dem Buch, daher habe ich davon abgesehen, in das Leseexemplar von Transatlantik reinzusehen.
    Nach Deiner Rezension, weiß ich immer noch nicht so recht, ob ich das tun sollte, oder wenn es einfach auch nicht dramatisch wäre, es zu lassen..


    unentschlossene Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Zitat

    Original von Elbereth
    ... wenn es einfach auch nicht dramatisch wäre, es zu lassen...


    Damit triffst Du den Nagel auf den Kopf. Man kann den Roman lesen, ist aber beileibe kein "Muss". Am Wochenende wurde er irgendwo in einer Schweizer Sonntagszeitung sehr wohlwollend besprochen und ich glaube der nächste "Literaturclub" im Schweizer Fernsehen (u.a. mit Elke Heidenreich) ende April wird ihn thematisieren.


    Spannend bis sehr gut fand ich die ersten zwei Abschnitte mit Alcock/Brown und Frederick Douglass (Ich glaub die ersten rund 120 Seiten) dann flacht der Spannungsbogen etwas ab.


    Falls jemand eine Affinität zu Irland hat, dann würde ich demjenigen den Roman sogar empfehlen.


    Da ich nun zwei McCanns innert eines Monats gelesen habe, kann ich sagen, dass "Transatlantik" besser war als "Die grosse Welt".