Tumi, Vildis und Vala leben mit Mutter Lolla und den Großeltern auf einem ehemaligen Bauernhof in einer eigentlich rund um glücklichen Familie. Nur der Vater fehlt, er hat die Familie für eine andere Frau verlassen und das Geld ist ein wenig, wenn auch lange nicht dramatisch, knapp.
Die Mutter bringt die Familie als Töpferin über die Runden, Oma verwöhnt mit Zimtschnecken, Pferdewurst und anderen isländischen Köstlichkeiten und der Großvater hält den Hof in Schuss. Eine Kindheit wie auf Bullerbü.
Trotzdem will der achtjährige Tumi einen Mann für seine Mutter, da kommt der alleinerziehende neue Bankdirektor mit dem schicken Jeep gerade recht. Nur leider kennt den Lolla noch gar nicht, geschweige denn will sie ihn heiraten, und so muss sich Tumi so manchen Trick einfallen lassen und auch so manche peinliche Niederlage verkraften, bis die beiden sich zumindest kennenlernen.
Obwohl die Geschichte offenbar in einer modernen Stadt spielt, in Reykjavik oder in einer der umgebenden Städte des Speckgürtels, mutet der Schauplatz lindgrensch altmodisch an: Kindervergnügen findet nicht auf den Straßen der Stadt statt, sondern im großen Garten, auf Bäumen, in Lavahöhlen, zwar nicht in den Wäldern Smalands, wohl aber als Oase inmitten der Stadt. Die Bank, in der Tumis Wunschpapa arbeitet, ist nicht etwa der Arbeitsplatz der berühmt-berüchtigten Finanzwikinger, sondern ein altmodisches Institut, in dem Kinder ihr Erspartes aufs Sparbuch einzahlen oder Bauern sich Geld für einen neuen Pflug leihen können.
Hier gibt es ihn noch, den Traum vom ursprünglichen Leben auf dem Lande, ohne dass freilich auf Segnungen der Moderne wie Mikrowelle oder Geländewagen verzichtet werden muss.
Auch andere Werte werden vermittelt, eine Floskel, die die Sache in diesem Fall sehr gut trifft. Denn die Kinder im Buch (und somit auch die jungen Leser) bekommen von Erwachsenen gesagt, was gut ist und was schlecht. Naturschutz ist gut (sagt Mama), aber sich beim Schützen der Natur mit der Polizei anzulegen schon wieder nicht (sagt Oma). Auch Ehrlichkeit ist gut (sagt der Wunschpapa), sollte sich dann aber auch materiell lohnen, in diesem Fall durch einen großzügigen Finderlohn. Freundschaft ist wichtiger als so manch materielles Gut, aber selbst diese Tatsache, die Kinder doch eigentlich intuitiv erfassen, muss die Großmutter ihrer siebenjährigen Enkelin erst erklären.
Davon abgesehen, ist Blaubeeren und Vanilleeis ein wohltuend unaufgeregtes Kinderbuch. Die Charaktere sind sind glaubwürdig und ihr Handeln nachvollziehbar. Das Besondere der isländischen Natur, die von diesem ganz speziellen Moos bedeckten Lavafelsen, mit diesen herrlichen schwarzen Krähenbeeren, die doch so enttäuschend schmecken (Opa: „Krähenbeeren sind was für Vögel“): Ich bekam ein wenig Heimweh, wage aber zu behaupten, dass das von den meisten deutschen Lesern gar nicht wahrgenommen wird.
Noch zwei Bemerkungen:
Ich las irgendwo, die sei ein richtiges Mädchenbuch. Mag sein, aber angesichts dieser Tatsache freu ich mich umso mehr, dass der Verlag so konsequent war, auch die Mädchen auch inder deutschen Übersetzung mit großem Appetit Pferdewurst essen zu lassen
Der deutsche Titel wirft auch einige Fragen auf. Bara gaman, den Originaltitel, würde ich mit „reines Vergnügen“ übersetzen. Dass das Vanilleeis, das im Buch gar nicht vorkommt, in den deutschen Titel geraten konnte, kann ich mir nur damit erklären, dass ein isländisches Buch, und sei es eines für Kinder, ohne „Eis“ im Titel einfach nicht auskommt.