Montedidio - Erri de Luca

  • Verlag: Graf
    Gebunden, 224 Seiten


    Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki


    Kurzbeschreibung:
    Erri De Lucas Meisterwerk, das seinen Ruhm begründete und ihn in Italien zum meistgelesenen Autor des Jahrzehnts machte: Die zarte, poetische Liebesgeschichte aus Neapel ist auch ein Stück europäischer Geschichte en miniature. Es liegt herrlich in der Hand, das glatte, schwere Holz, das, richtig geworfen, ihm eines Tages Flügel verleihen wird. Dieser Bumerang, ein Geschenk seines Vaters, ist für den jugendlichen Ich-Erzähler das Wertvollste, was er besitzt. Die Tage verbringt der Junge in der Schreinerwerkstatt Meister Erricos, wo auch der Schuhmacher Don Rafaniello seine Werkbank hat. Rafaniello hat einen Buckel und behauptet, darunter würden sich Flügel befinden, wie bei einem Engel. Sie hätten es ihm ermöglicht, sich im Krieg zu verstecken. Jeden Mittag steigt der Junge hinauf auf die Dachterrasse des Mietshauses, um dort unbeobachtet mit seinem Holz zu trainieren. Und abends ist er erneut oben, um die gleichaltrige, aber schon viel erwachsenere Nachbarin Maria zu treffen. Sie kann er davon überzeugen, dass die Reinheit des Herzens stärker ist als die obskure Macht des Bösen, so hat es ihn wenigstens Don Rafaniello gelehrt. Eines Tages beschließt er, Maria sein Geheimnis, den Bumerang, vorzuführen.


    Über den Autor:
    Erri De Luca, geboren 1950 in Neapel, zog mit 19 nach Rom und arbeitete dort als Maurer, LKW-Fahrer und Lagerarbeiter. Im Selbststudium brachte er sich mehrere Sprachen bei, darunter auch Althebräisch, um die Bibel übersetzen zu können. Erst mit 40 begann er zu schreiben und hat seither mehr als 30 Romane, Essays und Übersetzungen veröffentlicht und gehört zu den meistgelesenen, auflagenstärksten Autoren Italiens. Seine Bücher wurden in Italien, Frankreich und Israel zu Bestsellern, und sind außerdem in Ländern wie Spanien, Portugal, Holland, den USA, Brasilien, Polen und Litauen erschienen. Erri De Luca wurde 2010 mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet und 2013 mit dem Prix Européen de Littérature.


    Über die Übersetzerin:
    Annette Kopetzki lehrte an den Universitäten Rom und Pescara. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören neben Erri De Luca auch Pier Paolo Pasolini und Alessandro Baricco.


    Mein Eindruck:
    Bei diesem Roman ist die leichte Sprache, der ruhige, poetische Ton auffallend. Er entsteht, indem der 13jährige Ich-Erzähler von seinem Leben in Neapel in ein Tagebuch niederschreibt.


    Der relativ handlungsarme Roman scheint wie aus der Zeit gefallen, ist aber zeitlich wahrscheinlich um 1960 herum anzusiedeln. Es gibt viele kurze Abschnitte, schnell entsteht so eine Dichte und die Atmosphäre einer hermetisch abgeschlossenen Welt.


    Der Junge ist teils noch Kind, aber da er jetzt als Lehrling in der Werkstatt eines Schreiners arbeitet, doch schon etwas erwachsen, schließlich geht er nicht mehr zur Schule sondern bringt Geld ins Haus
    Die Familie ist wichtig. Er ist sehr mit seinen liebevollen Eltern verbunden, die zwar untereinander neapolitanisch reden, aber der Vater möchte, dass sein Sohn das vornehmere Italienisch spricht.


    Auch in der Werkstatt fühlt er sich zu Hause. Er mag seinen Meister Errico und den Schuhmachergesellen Don Rahaniello, der als jüdischer Emigrant im Land blieb. Mit ihm verbindet ihn eine anrührende Freundschaft.
    Dann gibt es auch noch das Nachbarmädchen Maria.


    Erri de Luca setzt diesen verklärenden Passagen aber auch ein anderes Bild Neapels entgegen: Standesunterschiede, Armut, sogar sexuelle Übergriffe auf Kinder, die teilweise sogar von den positiv angelegten Figuren des Romans toleriert werden.


    Es gibt noch ein paar wichtige Motive im Roman, die ich nicht im einzelnen aufführen möchte, denn ausgesprochen mögen sie banal wirken. Im Roman hingegen entfalten sie sich.