Ein Mann von Welt - Antoine Wilson

  • Der Autor (Quelle: Amazon)
    Antoine Wilson, geboren 1971, wuchs in Südkalifornien auf. Er besuchte die berühmte literarische Nachwuchsschmiede University of Iowa Writers’ Workshop und lehrte Creative Writing an verschiedenen Hochschulen und ist seit einigen Jahren freier Redakteur bei der Literaturzeitschrift „A Public Space“. Eine Tätigkeit, die ihm durch das fortwährende Lesen der Manuskriptberge eine Menge für sein eigenes Schreiben beigebracht habe, wie er selbst sagt. 2007 erschien sein Debüt-Roman „The Interloper“ bei Other Press, über den T.C. Boyle damals schrieb: „So sicher und prächtig geschrieben wie kein anderes Debüt, das ich kenne – Antoine Wilsons Prosa trifft einen ganz speziellen Ton und erzählt eine Geschichte, die clever und fesselnd ist. Das ist vollendetes Schreiben.“


    Die Geschichte von Oppen Porter, der seinem Sohn seine Erfahrungen und Begegnungen auf Kassette spricht, hat für Antoine Wilson einen ganz persönlichen Hintergrund: In der Zeit, in der Antoine Wilson an „Ein Mann von Welt“ schrieb, verstarb sein Vater und kurze Zeit später wurde sein Sohn geboren. Antoine Wilson lebt und surft in Los Angeles.


    Das Buch (Quelle: Amazon)
    Oppen Porter, ein gutmütiger Riese, ein Kindskopf, stirbt. Glaubt er jedenfalls. 27 Jahre lang war sein Leben ereignislos, dann ging alles ganz schnell. Er hat seinen Vater begraben, er hat zum ersten Mal seinen kalifornischen Geburtsort verlassen und ist in die Stadt gezogen, er hat in einem Fastfood-Restaurant gearbeitet und einem Freund beigestanden, er hat sein Glück gesucht und gefunden. Und jetzt liegt er, davon ist er überzeugt, auf dem Totenbett. Doch bevor er abtritt, will er seinem ungeborenen Sohn hinterlassen, was er auf seinem abenteuerlichen Ausflug gelernt hat. Also schaltet er das Tonband an und erzählt: von seinen Begegnungen mit Menschen, die alle glauben, ihr Weg sei der beste für ihn. Von Carmen, die ihn so nimmt, wie er ist. Und von seiner Entschlossenheit, ein Mann von Welt zu werden. Antoine Wilson hat mit Oppen Porter eine Figur geschaffen, die uns die Welt mit anderen Augen sehen lässt – einen heiligen Einfaltspinsel, der jede Aufgabe, die ihm sein neues Leben stellt, mit kindlicher Neugier und entwaffnender Ehrlichkeit besteht. „Ein Mann von Welt“ ist ein Buch voller Wärme und Humor, das uns etwas Wichtiges lehrt: den Wert von Eigensinn.


    Meinung
    Der erste Satz besteht aus über sechzig Wörtern, wovon gut ein Drittel Substantive sind. Wer es schafft, den holprigen ersten Satz zu überwinden, ohne das Werk an die Wand zu klatschen, wird reich belohnt. Denn das Buch macht Spaß. Genauso, wie man den ersten Satz kopfschüttelnd meistert, wird man sich auch an den Stil gewöhnen, der passt, wenn man sich auf den Erzähler und Protagonisten wirklich einlässt. Er ist eben etwas anders als der typische US-amerikanische Ottonormalverbraucher und genau das macht den besonderen Reiz des Romans aus. Dadurch, dass er, der scheinbare Dorftrottel, die Menschen mit seinen unbestechlichen Augen sieht, entlarvt er die Verlogenheit und das Spießertum seiner Mitmenschen.


    Wir sollten das Leben öfter mal aus der Perspektive des Oppen Porter sehen, um uns, unsere Motive, und vor allem unsere Irrtümer besser verstehen zu lernen.

  • Sehr schöne und sehr interessante Buchvorstellung. Ich pack das Buch dann auch gleich mal auf meine Wunschliste. Eigentlich müsste ich unverzüglich in den Ruhestand gehen - es warten sehr, sehr viele Bücher darauf gelesen zu werden. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.