Klaus Rainer Röhl - Mein langer Marsch durch die Illusionen. Leben mit Hitler, der DKP, den 68ern...

  • Titel: Mein langer Marsch durch die Illusionen. Leben mit Hitler, der DKP, den 68ern, der RAF und Ulrike Meinhof
    Autor: Klaus Rainer Röhl
    Verlag: Universitas
    Erschienen: November 2008
    Seitenzahl: 312
    ISBN-10: 3800414848
    ISBN-13: 978-3800414840
    Preis: 19.95 EUR


    Klaus Rainer Röhl wurde 1928 geboren und gehörte zur sogenannten „Flakhelfer-Generation“. Er war Herausgeber des Politmagazins KONKRET und er war auch mit Ulrike Meinhof verheiratet. Röhl war ein ganz wichtiger und umtriebiger Journalist der sogenannten „Linken Szene“. Doch nach und nach änderte er seine Meinung und nun im hohen Alter hält er nicht starrsinnig an seinen Einstellungen fest – nein, er steht zu seinen Fehlern, entschuldigt sich nicht dafür – denn sein damaliges Handeln ist eben auch aus der Zeit heraus erklärbar.


    Dieses Buch ist auch ein hochinteressanter Gang durch das politische Deutschland nach dem Krieg. Von der Adenauer-Ära über die SPIEGEL-Affäre, hin zur Großen Koalition und der Notstandsgesetzgebung bis dann schließlich in die politischen Auseinandersetzungen der Jahre 1967 und 1968. Gerade auch dann hochinteressant zu lesen wenn man selbst dabei gewesen ist, selbsterlebte Zeitgeschichte aus erster Hand.


    Dieses Buch ist aber auch eine schonungslose Abrechnung mit dem real existierenden Sozialismus. Röhl war immer ein unbequemer Geist, einer der aber auch immer für die Freiheit des Wortes eintrat.


    Röhl schreibt auch in bewegenden Worten über die Tragik im Leben seiner Ehefrau Ulrike Meinhof, einer begnadeten Journalistin, die dann aber auf Irrwege geriet und nicht mehr zurückfand. Er entschuldigt sich nicht für ihr Leben, für ihre Verbrechen, aber hinter all diesen schlimmen Dingen sieht er eben auch den Menschen Ulrike Meinhof.


    Klaus Rainer Röhl scheute keine Auseinandersetzung und war für viele ein unbequemer Zeitgenosse. Und für viele ist er dann auch der „Buhmann der Linken“ geworden. Mit zunehmender Alter wurde er immer nachdenklicher und wendete sich auch gegen die Geister die er selbst rief.


    Über die DDR sagt Röhl am Ende des Buches den wahren Satz:
    „Was man auch immer gegen die DDR sagen kann , aber antifaschistisch war sie nie!“ Mit dieser Lebenslüge sind viele „gute“ Genossen hier wie drüben alt geworden und gestorben.


    Ein sehr lesenswertes Buch über eine Zeit in der diese Gesellschaft politisch grundlegend verändert wurde. Eigentlich ein Muss für den zeitgeschichtlich interessierten Menschen. Es ist keine typische Autobiographie – es ist vielmehr ein autobiographischer Streifzug durch die Zeitgeschichte. 8 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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