Du meine Pappel im roten Kopftuch - Tschingis Aitmatow

  • Unionsverlag, 156 Seiten
    Aus dem russischen von Juri Elperin


    Kurzbeschreibung:
    Iljas, ein junger, sympathischer Lastwagenfahrer mit überschäumender Energie, ist schnell zu begeistern und ebenso schnell in maßlose Wut zu versetzen. Asselj, ein stilles, kirgisisches Mädchen, lebt in einem Dorf und soll nach altem Brauch in eine Nachbarsippe hineinverheiratet werden. Als die beiden sich begegnen, entsteht eine Liebe, die sie alle Traditionen und Bräuche vergessen lässt.


    Über den Autor:
    Tschingis Aitmatow wurde 1928 in Kirgisien geboren. Nach der Ausbildung an einem landwirtschaftlichen Institut arbeitete er zunächst als Viehzuchtexperte in einer Kolchose. Nach ersten Veröffentlichungen zu Beginn der Fünfzigerjahre besuchte er das Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau und wurde Redakteur einer kirgisischen Literaturzeitschrift, später der Zeitschrift »Novyj Mir«. Mit der Erzählung »Dshamilja« gewann er Weltruhm. Von 1995 an arbeitete er als Botschafter der Republik Kirgistan in Brüssel. Tschingis Aitmatow verstarb am 10. Juni 2008 im Alter von 79 Jahren.


    Über den Übersetzer:
    Juri Elperin, geboren 1917 in Davos, war Zeit seines Lebens als Übersetzer aus dem Russischen und Deutschen für Verlage in der Sowjetunion, der DDR und Westdeutschland tätig. Er lebt in Berlin.


    Mein Eindruck:
    Wer literarisch nach Kirgisien reisen möchte, kommt an dem großen Schriftsteller Tschingis Aitmatow nicht vorbei. Diese mir bisher nicht bekannte lange Erzählung (oder Kurzroman) von 1970 schafft es tatsächlich ein wenig an Aitmatows berühmte Liebesnovelle Dshamilja zu erinnern.


    Die Liebesgeschichte beginnt romantisch, indem der LKW-Fahrer Iljas die junge Asselj trifft, die von ihrer Familie bald an einen Unbekannten verheiratet werden soll. Die beiden verlieben sich. Ilja nennt sie zärtlich “Du meine Pappel im roten Kopftuch”. Sie heiraten gegen den Willen der Familie, bekommen ein Kind. Dann kommt es zu einem Vorfall, der ihr Leben verändern wird.


    Wieder ist es eine schöne, traurige Liebesgeschichte, über deren Ausgang ich nicht zu viel verraten möchten. Auch die obige Kurzbeschreibung habe ich deswegen gekürzt. Den Klappentext der Unionsverlag-Ausgabe sollte man sich besser nicht ganz durchlesen. Da wird ja wirklich fast alles verraten.


    Die Erzählung besitzt eine poetische Sprache, die Melancholie und Sehnsucht enthält. Dem entgegengesetzt wird aber die eigentlich nüchterne Erzählform. Ilja erzählt da einem Journalisten rückblickend die Geschichte. Dieser hört sie sich sachlich an, fügt eine Art Prolog und Epilog sowie das Gespräch eines weiteren Beteiligten hinzu. Diese Form schließt einen möglichen Kitschfaktor aus. Die Geschichte verliert dadurch nicht ihren Zauber.