Juninovember - Sarah Kirsch

  • Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
    Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt


    Umschlagcover: Aquarell von Sarah Kirsch


    Kurzbeschreibung:
    Aus dem Nachlass von Sarah Kirsch


    Schon zu Lebzeiten galt Sarah Kirsch als Klassikerin, und sie hinterlässt ein umfangreiches, vielfach ausgezeichnetes Werk. In ihrer Lyrik schildert sie Seelenzustände voller hintergründiger Finesse und politischer Anspielungen. Trotz ihrer vordergründigen Einfachheit sind die Gedichte wie auch die Tagebuchaufzeichnungen alles andere als naiv.


    Aus dem Nachlass der großen Dichterin vernehmen wir in "Juninovember" diese unverkennbare Stimme in eigenwilligem Duktus und voll poetischer Kraft. In den Notaten aus den Jahren 2002/2003 blitzt die archaische Kraft der Natur auf, der Raureif und der dichte Nebel des Nordens, die Unterhaltungen der Rotkehlchen an der Futterstelle und »herrlich flimmerndes, flammerndes Abendrot«. Immer wieder werden auch gesellschaftliche und politische Fragen wie die Geiselnahme in Tschetschenien oder das Vorgehen der Amerikaner im Irakkrieg kommentiert. Das unmittelbare Erleben und ihr eigenständiges Urteil hat sich die Dichterin bis zuletzt bewahrt.


    Editorische Notiz:
    Dieser Band wurde noch von der Autorin selbst zur Veröffentlichung vorbereitet. Diese Ausgabe wurde in Zusammenarbeit mit ihrem Sohn Moritz Kirsch fertiggestellt, der auch ihren Nachlass verwaltet.


    Über die Autorin:
    Sarah Kirsch (1935-2013), geboren in Limlingerode am Harz, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1981 zog sie in den Norden Deutschlands, wo sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin und Malerin in Tielenhemme lebte. Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.



    Mein Eindruck:
    Die 2013 verstorbene Lyrikerin Sarah Kirsch hat mehrere Bände mit Tagebuchprosa veröffentlicht.
    Das Buch “Märzveilchen” hat die Tagebuchprosa 2001 bis 2002 enthalten.
    “Regenkatze” die Jahre 2003/2004.


    Dieses 2014 posthum veröffentlichte Buch ist zeitlich genau dazwischen angesiedelt. Daher entspricht mein Eindruck natürlich dem der anderen beiden Bücher, den ich schon in den Rezensionen mitgeteilt habe.


    Ich mag ihre Art zu schreiben. Sarah Kirsch Sätze sind oft originell, nicht selten humorvoll.
    Man muss schon ihren Rang haben, um ungestraft so in den Texten zu Berlinern, Wortverdrehungen einzubauen und manchmal sogar zu kalauern. Das passt zum Buch und gehört dazu.


    Die Literatur ist für Sarah Kirsch auch als Leserin sehr wichtig. Ihre Begeisterung für Romane ist auf vielen Seiten Gegenstand ebenso wie ihre bissigen Kommentare zum Literaturbetrieb. Sie scheut sich nicht Leute wie Biermann, Brigitte Reimann, Hermann Kant, Cees Nooteboom, Walter Jens oder Günter Grass kritisch einzuschätzen und erst Recht übertriebene Lobhudeleien von Literaturkritikern.
    Sie hat auch eine Leidenschaft für Filme, z.B. von Kaurismäki, Stanley Kubrick oder Billy Wilder.
    Zwischendurch auch Kommentare zum politischen Zeitgeschehen.


    Für Leser, die wie ich lyrische Prosa lieben, ist Juninovember ein Leckerbissen!
    Doch wer viel Persönliches von Sarah Kirsch erwartet, wird enttäuscht. Nur ab und zu berichtet sie mal von ihrem Sohn Maurice oder vom Vorabexemplar ihres Buches Tatarenhochzeit.
    Es dominieren Alltagshandlungen und Beschreibungen der schleswig-holsteinischen Landschaft, vor allen im Winter.



    Gelegentlich ist zwischen den Tagebucheintragungen auch mal ein kurzes Gedicht.
    Beispiel:


    Krähenüberkrächzt
    Feuerblumen
    Mal ich im Winter