Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
2005
72 Seiten
Kurzbeschreibung:
Am »Weltrand«, direkt hinter dem schleswig-holsteinischen Deich entstanden die Prosastücke der Büchner-Preis-Trägerin Sarah Kirsch. Es sind Miniaturen aus dem Alltag der Schriftstellerin, die etwa von den jahreszeitlichen Begegnungen mit der Natur, dem geistigen Austausch mit Dichterfreunden und den Ausflügen in die Geistesrepublik handeln.
Sarah Kirschs Schreiben wurde in der vor vielen Jahren selbstgewählten Einsiedelei skrupulöser, genauer, entspannter als es zuvor war. Immer wieder umkreist ihr Denken die Frage nach der Wahrhaftigkeit im Leben und im Dichten: »So wie es Malgründe, Fischgründe gibt, muß es Schreibgründe geben. Weshalb ich schreibe, weshalb ich lebe fällt ja zusammen. Weil ich herausfinden will, was ich hier soll. Auf diesem seltsamen Planeten.«
Über die Autorin:
Sarah Kirsch (1935-2013), geboren in Limlingerode am Harz, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1981 zog sie in den Norden Deutschlands, wo sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin und Malerin in Tielenhemme lebte. Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.
Mein Eindruck:
Sarah Kirsch hat einige Bände mit Tagebuchprosa veröffentlicht. Dieses schmale Buch mit autobiographischer Prosa ist den Tagebüchern ähnlich. Diese Texte sind sehr lyrisch geschrieben, auch mit Witz, aber richtige Plots gibt es nicht.
Ich lese Sarah Kirsch so gerne, weil sie sich immer die Freiheit genommen hat, so zu schreiben, wie sie will und weil es ihr nicht an Ironie und Bissigkeit fehlt.
Wenn der Klappentext von Miniaturen spricht, ist das zutreffend, denn kaum ein Prosastück hat mehr als 2 oder 3 Seiten, die meisten sogar nur eine!
Insgesamt sind es auch 40 Prosatexte auf gerade mal 60 Seiten Text.
Ein großes Thema ist das Schreiben selbst. Das zeigt sich schon im ersten Prosastück, dem Titelstück “Kommt der Schnee im Sturm geflogen“ deutlich.
Und erst recht in: „Schreibgründe“ und in „Eine Poetikvorlesung - na Mahlzeit!“
Gelegentlich gibt es dann doch richtige Tagebuchtexte z.B. die Texte „Winterglück“, „Novemberwind“ oder „Baumläufer", die Sarah Kirsch auch in ihrem Buch Juninovember verarbeitet hat.
Ein erwähnenswerter Text, der sich ein wenig absondert, ist: „Früh durch die halbe Galaxis".
Darin erinnert sich Sarah Kirsch an ihre Schulzeit als 10jähriges Mädchen unmittelbar nach dem Krieg.
Weitere Anlese-Empfehlungen von mir: Lerchengesänge, Postkarte, Das Haus, Immer wieder, Riesenland.
Sarah Kirsch Texte sind fast immer originell und wirklich lesenswert.