Der Junge muss an die frische Luft: Meine Kindheit und ich - Hape Kerkeling

  • Inhalt (lt. amazon.de):


    Mit »Ich bin dann mal weg« hat er Millionen Leser inspiriert, persönliche Grenzen zu überschreiten. Jetzt spricht Hape Kerkeling über seine Kindheit; entwaffnend ehrlich, mit großem Humor und Ernsthaftigkeit. Über die frühen Jahre im Ruhrgebiet, Bonanza-Spiele, Gurkenschnittchen und den ersten Farbfernseher; das Auf und Ab einer dreißigjährigen, turbulenten Karriere – und darüber, warum es manchmal ein Glück ist, sich hinter Schnauzbart und Herrenhandtasche verstecken zu können. Über berührende Begegnungen und Verluste, Lebensmut und die Energie, immer wieder aufzustehen. »Was, um Himmels willen, hat mich bloß ins gleißende Scheinwerferlicht getrieben, mitten unter die Showwölfe? Eigentlich bin ich doch mehr der gemütliche, tapsige Typ und überhaupt keine Rampensau. Warum wollte ich also bereits im zarten Kindesalter mit aller Macht “berühmt werden”? Und wieso hat das dann tatsächlich geklappt? Nun, vielleicht einfach deshalb, weil ich es meiner Oma als sechsjähriger Knirps genau so versprechen musste …« Hape Kerkeling, der mit seinem Pilgerbericht »Ich bin dann mal weg« seine Fans überraschte und Leser jeden Alters begeisterte, lädt auf die Reise durch seine Memoiren ein. Sie führt nach Düsseldorf, Mosambik und in den heiligen Garten von Gethsemane; vor allem aber an die Orte von »Peterhansels« Kindheit: in Recklinghausens ländliche Vorstadtidylle und in die alte Bergarbeitersiedlung Herten-Scherlebeck. Eindringlich erzählt er von den Erfahrungen, die ihn prägen, und warum es in fünfzig Lebensjahren mehr als einmal eine schützende Hand brauchte.



    Meine Meinung
    Hape Kerkeling erzählt in “Der Junge muss an die frische Luft” ein seiner bekannten und typischen Art besondere Abschnitte aus seiner Kindheit. Er beginnt damit, wie er seine Babyjahre aus Erzählungen in Erinnerung behalten hat, an Dinge, an die er sich selbst noch erinnern kann und arbeitet sich zum größten Teil chronologisch vor, bis an den Punkt, an dem laut seiner eigenen Aussage seine Kindheit endete, nämlich mit dem Tod seiner Mutter.


    Zugegeben, nach den ersten Kapiteln war ich erst einmal sehr enttäuscht. Kerkeling erzählt in diesen weniger über seine Kindheit als vielmehr von sich selbst und wie er sich heutzutage fühlt und in seinen Worten klingt etwas mit, was mir diesen Entertainer erst einmal recht unsympathisch hat erscheinen lassen, obwohl ich Kerkeling eigentlich ansonsten gerne mag. Ich kann nicht mal genau sagen, woran das in diesen ersten Kapiteln gelegen hat. Vielleicht war es seine selbstgerechte Art, wie er vom Leben erzählt hat – keine Ahnung. Für mich schien es jedenfalls so, als hätte er krampfhaft versucht sich möglichst unauffällig ins rechte Licht zu rücken. Das kam bei mir nicht wirklich an und ich finde auch, dass er es auch überhaupt nicht nötig hat. Vielleicht waren dies aber auch nur die Reste des ursprünglichen Plans eine Biografie über den “schillernden deutschen Showstar” Hape Kerkeling zu schreiben, statt über die Kindheit von Hans-Peter, die es schließlich geworden ist. Ich weiß es nicht. Nach diesen ersten Kapiteln war aber schließlich alles vergessen und ich tauchte ganz tief in Kerkelings Erzählungen ein.


    Ich mag Kerkelings Art zu erzählen sehr gerne und beim Lesen des Buches hatte ich auch tatsächlich über weite Strecken die Stimme dieses Entertainers im Ohr, als würde er mir persönlich vorlesen. Ich konnte mir so richtig vorstellen, wie Hape Kerkeling seine Erinnerungen und Erlebnisse genau so erzählt, wie sie geschrieben wurden.
    Die Erinnerungen kommen über weite Strecken wirklich sehr lebendig und plastisch rüber. Gerade das Leben mitten im Ruhrgebiet, wo ich ebenfalls aufgewachsen bin, konnte ich mir teils so richtig bildhaft vorstellen. Von einem Heimspiel kann ich zwar nicht sprechen, aber mir schien es auch nicht total fremd.


    Wenn man sich die Kindheit von Kerkeling so durch den Kopf gehen lässt, dann scheint es nicht verwunderlich, dass aus diesem Kind eine so starke Persönlichkeit wurde, die eine extreme Präsens ausstrahlt. Zwar klingt auch in diesen Erzählungen immer wieder durch, dass sich Kerkeling eigentlich nicht als “Star” sieht, sondern gerne auch mal seine Ruhe hat, aber trotzdem gerne tut was er tut.


    Den Verlust, den Hape Kerkeling schon früh hinnehmen musste, hat mich sehr berührt. Über diese Strecken habe ich das Buch dann auch in Begleitung eines Taschentuchs lesen müssen, was beweist, dass Kerkeling nicht nur die humoristische Seite drauf hat, sondern durchaus auch ernsthaft erzählen kann, was man ihm in seinen Rollen im TV allerdings nicht so wirklich abnehmen kann.


    Fazit
    Obwohl es in diesem Buch um seine Kindheit geht, gibt es auch immer mal ein paar kurze Episoden aus seinem Leben im Showgeschäft, die mir ebenfalls viel Spaß gemacht haben. Eine weitere Biografie mit Erinnerungen aus dieser Zeit wäre also sehr wünschenswert, denn ich mag Kerkelings Art zu erzählen einfach gern.

  • Zitat

    Original von LilStar


    Den Verlust, den Hape Kerkeling schon früh hinnehmen musste, hat mich sehr berührt. Über diese Strecken habe ich das Buch dann auch in Begleitung eines Taschentuchs lesen müssen, was beweist, dass Kerkeling nicht nur die humoristische Seite drauf hat, sondern durchaus auch ernsthaft erzählen kann,


    Fazit
    Obwohl es in diesem Buch um seine Kindheit geht, gibt es auch immer mal ein paar kurze Episoden aus seinem Leben im Showgeschäft, die mir ebenfalls viel Spaß gemacht haben. Eine weitere Biografie mit Erinnerungen aus dieser Zeit wäre also sehr wünschenswert, denn ich mag Kerkelings Art zu erzählen einfach gern.


    :write
    Auch mich hat dieses Buch nachhaltig beeindruckt.
    Es hat mir den Menschen Hape Kerkeling auf eine ganz besondere Art und Weise nahe gebracht.
    Die Beschreibung, wie er seine Mutter verloren hat ( und auch die Zeit vorher ), ging mir wirklich "sehr an die Nieren". Er war damals 8 Jahre alt - ein großer Teil des Dramas lässt sich auch nach diesem Buch nur erahnen.
    Schön, dass Hape einen Weg gefunden hat, sein Leben in den Griff zu bekommen.
    Und schreiben und erzählen kann er eh - von daher würde ich auch ein weiteres Buch von ihm bedenkenlos lesen.


    Für mich klare 10 Punkte.

  • Herzlichen Dank für diese sehr interessante Buchvorstellung.


    Trotzdem sehe ich solche Bücher immer etwas mit gemischten Gefühlen. Da schreibt ein prominenter Mensch über sein Leben und seine Befindlichkeiten. Das hat für mich immer den Geruch eines Seelen-Exhibtionismus. Andere Menschen, die nicht prominent sind, haben auch Eltern früh verloren - aber für deren Befindlichkeiten interessiert sich niemand.


    Zudem sollte man auch nicht außer Acht lassen, dass gerade die Verfasser solcher Bücher "nebenbei" auch noch eine Menge Euros abgreifen - auch wenn sie sicher immer wieder betonen, das Geld würde sie nicht interessieren.


    Und so bleibt - wenigstens für mich - ein schaler Geschmack in Bezug auf solche Lebensberichte/Lebensbeichten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mir hat das Buch von Hape Kerkeling sehr gut gefallen. Ich konnte mich so richtig reinfallen lassen in seine Lebensgeschichte. Trotz so manchem Unglück hatte er doch immer jemanden aus der Familie der für ihn da war. Hape Kerkeling hat alles so wunderbar beschrieben und alles lebendig erscheinen lassen. Es waren alles starke Frauen seiner Familie, die sich dem kleinen Hape annahmen. Er war nie alleine. Und selbst seine Omis lebten nicht hinterm Mond und wußten wie Hape tickt.


    Das Buch liest sich so toll und man lacht und fiebert mit Hape. Volle Punktzahl gibts von mir!


  • Das war damals der Grund, warum ich nur sehr zögerlich an "Ich bin dann mal weg" rangegangen bin. Da hab ich mir gedacht: ach ne schon wieder ein Promi, der anfängt zu schreiben....


    Ich mag aber Hapes Art zu schreiben. Es ist so, wie LilStar es beschrieben hat, man hat das Gefühl er erzählt es und sitzt neben einem.


    Und ja, er verdient Geld damit, aber das tun alle anderen Autoren auch, mal besser und mal schlechter. Nur weil er noch andere Geldquellen hat, ist das doch nicht verwerflich.


    Wenn ich das richtig mitbekommen habe war dieses Buch auch ein wenig als Abschied geplant, er ist ja letztes Jahr 50 geworden und wollte sich dann etwas zurückziehen. Geplant war wohl auch etwas anderes, wirklich eine Biografie, nur dass er dann schon über die Kindheit soviel geschrieben hat, dass es halt nicht mehr wurde.


    Ich glaube ihm auch, dass er die Geschichte mit seiner Mutter wirklich meistens für sich behalten hat und das Buch wohl auch therapeutisch für ihn war.
    Nötig hatte er das Buch sicher nicht, ich denke er hat auch anderweitig schon genug verdient.


    [SIZE=7]edit: Rechtschreibfehler korrigiert[/SIZE]

  • Danke für die Rezi! Dies ist eins der Bücher, die ich für 2015 fest eingeplant habe, in meinen Bestand aufzunehmen! :-)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ich mag das Buch auch sehr gern. Ich mag den Hape einfach schon seit meiner Jugend - was hätte ich gegeben für eine Mörder-Duschhaube oder eine Mitropa-Kaffeemaschine.
    Natürlich verdient er damit Geld. Und ich bin auch immer skeptisch bei Biographien von Promis. Aber er schreibt für mich sehr schön und lesenswert. Und dann hat er als Autor auch verdient, Geld mit dem Buch zu verdienen, wenn er schreiben kann und was Interessantes erzählt.
    Ich finde auch nicht, dass er auf die Tränendrüse drückt oder den Suizid seiner Mutter "ausschlachtet". Er beschreibt einfach seine Kindheit so, wie sie war. Mich interessiert das, weil ich ich ihn einfach schon sehr lange mag und mich da natürlich auch seine Lebensgeschichte interessiert.
    Man muss das ja nicht lesen, Autobiographien von Promis, die ich nicht mag, lese ich halt einfach nicht. Schon gar nicht, wenn da ein Ghostwriter am Werk war, weil der Promi gar nicht in der Lage ist, zu schreiben. Aber wenn jemand nun mal schreiben kann und witzig ist und im Fernsehen gut ankommt etc. Warum soll ich das Buch dann nicht lesen, nur weil ich denke: da verdient er dann ja auch wieder Geld mit.
    Soll er doch Geld mit verdienen, er hat ja schließlich auch was dafür getan.


    Ich fand das Buch klasse. Es hat mich berührt, zum lachen gebracht, zum weinen. Viel mehr kann man von einem Buch nicht erwarten. Und ich finde es immer etwas "beknackt", wenn man Promis, die man eben nur aus dem Fernsehen kennt, richtig gut leiden kann. Schon sein erstes Buch und dieses erst Recht haben mir gezeigt, dass meine spontane und eigentlich unbegründete Sympathie für einen Promi aus dem Fernsehen begründet war. Die Bücher haben mir gezeigt, dass er so liebenswürdig ist, wie ich ihn immer schon eingeschätzt habe. Und auch höchst intelligent und talentiert. Für mich gehörte er immer schon zu den klügsten "Comedians", die derzeit hier so durch die Lande streifen. Auch wenn seine Gags häufig eher "plump" sind. Auch das haben mir seine Bücher bewiesen, stimmt, der Mann ist wirklich sehr intelligent und sensibel. Und diese Art von Humor ist vermutlich sein Weg, mit den Schwierigkeiten im Leben klar zu kommen.


    Daher 10 Punkte.


    Wer sich für ihn als Person nicht interessiert, hat natürlich nicht so viel von dem Buch.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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  • Das Buch hat mir auch wieder gut gefallen. Es ist gut, das Hape so viel Unterstützung in der Familie hatte, sonst wäre er nicht das geworden, was er heute ist. Trotzdem hat mir "Ich bin dann mal weg" noch einen Tuck besser gefallen.

  • Mir hat das Buch gut gefallen.


    Der Schreibstil ist angenehm und seine Art sehr erfrischend (obwohl es manchmal ein klein wenig genervt hat, dass er gängige Wörter nochmal extra erklärt hat, wie z.B. Blagen).
    Ein sehr sympathischer und kluger Mann.


    Seine Geschichte, bzw. seine Kindheit, haben mich sehr berührt. Ein Wunder, dass er so geworden ist, wie er ist. Er hatte echt Glück, dass er so wunderbare Frauen (besonders die Omas) in seiner Familie hatte.


    8 Punkte



    ASIN/ISBN: 3492320007

    Viele Grüße
    Inks



    bokmal.gif


    Aktuell: Juli Zeh - Über Menschen

    SuB: 48

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Inkslinger ()

  • Die mediale Person Hape Kerkeling (und auch die meisten seiner Kunstfiguren) mag ich sehr gerne und die Privatperson hinter all dem Rummel hat mich ... spätestens seit "Ich bin dann mal weg" irgendwie fasziniert. Ohne dass ich genau sagen könnte, warum eigentlich.


    Bei "Der Junge muss an die frische Luft" habe ich mich für die Hörbuchversion entschieden und diesen Entschluss absolut nicht bereut! Es war so was von herrlich seiner Stimme zu lauschen. Nicht nur dann, wenn zum Beispiel Horst Schlämmer zu Wort kam :lache


    Nein, seine ganz besondere Art des Vorlesens hat mich wirklich glauben lassen, dass er nur und ausschließlich zu mir persönlich spricht. Tolles Futter fürs Kopfkino also.


    Er gewährt dem Hörer / Leser wirklich einen sehr tiefen und persönlichen Einblick in seine Kindheit und Jugend. Was ich sehr mutig finde, gerade was das öffentliche Thematisieren der Depressionen und des Freitods seiner Mutter anbelangt.


    Mich hat seine Geschichte sehr bewegt und berührt. Mehrmals musste ich beim Hören ... mit Knopf im Ohr, für mein Umfeld völlig unvorbereitet also ... lauthals loslachen, aber mindestens ebenso oft sind mir auch die Tränen gekommen.


    Man kann sehr deutlich spüren, dass er mit dem Schreiben des Buches auch ein Stück weit seine dramatischen und ihn prägenden Erlebnisse verarbeitet hat. Ganz am Ende erwähnt er dies ja auch. Und ich bin fast geneigt zu sagen: Vielen Dank fürs teilhaben lassen an diesem (fast schon) Seelenstriptease! :anbet

  • 7 oder 8 Punkte?


    Das Buch ist sehr bewegend. Wenn ein Kind seine Mutter mit 7 Jahren verliert, ist das ganz schlimm. Hans-Peter schreibt überwiegend von seiner Kindheit zwischen dem 7. und 12. Lebensjahr.
    Gerne hätte ich noch mehr von ihm gelesen, auch in späteren Jahren. Zum Beispiel wie er zu dem wurde, was er im Showgeschäft war und ist.


    Der Schreibstil ist typisch Hape. Der Leser hangelt sich zwischen Lachen und Weinen.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich habe das Buch gerade beendet, nach einer längeren Lesepause das erste Buch, das ich in einem Rutsch ( auch natürlich dank des kurzen Osterurlaubs :grin) gelesen habe. Mir hat schon " Ich bin dann mal weg" sehr gut gefallen, ich mag seine Art zu schreiben einfach. Man meint wirklich, man würde ihn erzählen hören.
    Vor allem mag ich es, wie er den Spagat schafft, dass man in dem einen Moment grinsen muss und in dem anderen tatsächlich glasige Augen bekommt.
    Es sind viele kleine Weisheiten in diesem Buch zu finden, mit denen ich mich auch selbst identifizieren konnte. Umgang mit Verlust, Trauer, aber auch wie wichtig es ist Halt bei seiner Familie zu finden und letzendlich doch seinen eigenen Weg zu finden. Danke Hape dafür! Dieses Buch war es mir wert, meine erste kleine Rezension seit langer Zeit hier zu schreiben und aus welchen Beweggründen er dieses Buch geschrieben hat, ob aus finanziellen oder exibitionistischen ist mir schnuppe, mich hat es berührt.