Glenda Larke - Die Inseln des Ruhms 2: Der Heiler

  • "Die Inseln des Ruhms 2: Der Heiler" von Glenda Larke


    Handlung:


    Glut Halbblut und Flamme bekommen bei ihrem Kampf gegen den Dunkelmeister Morthred einen Mitstreiter, den Arzt Kelwyn Gilfeder. Dieser ist durch unglückliche Umstände dazu gezwungen worden, seine Frau zu töten, und für diese Tat wird er nun aus seiner Heimat verbannt. Mit seiner Arztkiste im Gepäck und dem unerschütterlichen Glauben an die Wissenschaft macht sich der geniale, aber sehr naive Gilfeder auf den Weg. Es dauert nicht lange, und er muss einige seiner Ansichten überdenken. Am Ende wird der friedliebende, jedes Leben respektierende Arzt zum Massenmörder wider Willen.


    Meine Meinung:


    Die Geschichte um Glut und Flamme geht weiter. In diesem Band kommt Glut allerdings erst ungefähr ab der Mitte des Buches zu Wort. Das macht aber nichts, denn der Ich-Erzähler Gilfeder ist ein Held, den man mögen muss, auch wenn man ihn manchmal schütteln möchte. Um seiner Frau den schrecklichen Tod durch Steinigung zu ersparen, wirft er den ersten Stein, um sie zu töten. Für einen Bewohner der Himmelsebene, wo man nicht einmal einen Baum tötet, geschweige denn ein Tier oder gar einen Menschen, ist dies eine unvorstellbare Tat. Doch Gilfeder hat keine Zeit, sich damit auseinander zu setzen, denn die gerade aus dem Gefängnis ausgebrochene Glut Halbblut und Flamme stehlen sein Reittier und machen ihn damit zum unfreiwilligen Komplizen.
    So beginnt sein Abenteuer, dass ihn zu den verschiedenen Inseln des Reiches führt und letztendlich zu der schlimmsten Tat seines Lebens.


    Ich finde, Glenda Larke hat ein Händchen für Charakterisierungen. Die Figuren haben Ecken und Kanten, es gibt kein Schwarz oder Weiß, sondern ganz viel Grau. Am Ende kann man sogar Morthreds Hass auf die ganze Welt nachvollziehen.


    Das, was mich aber noch mehr als die Jagd auf den Dunkelmeister fasziniert hat, ist die Art, in der sie erzählt wird. Von den Ich-Erzählern Glut und Kelwyn erfährt der Leser alles aus zweiter Hand. Genau wie im ersten Band werden hier die Ereignisse von vor 50 Jahren in Form von überarbeiteten Interviews präsentiert. Nach wie vor sorgt der Briefwechsel zwischen dem Ethnographen Shor iso Fabold und seinem Onkel und seinen Kollegen für interessante Einblicke nicht nur in die Geschichte der Ruhmensinseln, sondern auch in die Gesellschaft der Kellen.
    Auch hier habe ich mich wieder gefragt, inwiefern die Berichte von Glut und Gilfeder der Wahrheit entsprechen, wie stark hat Fabold sie überarbeitet?
    Von Shor iso Fabold selber erfährt man auch einiges, ich finde ihn zu selbstgefällig. Einige seiner Aussagen über das "sanfte Geschlecht" und was man diesem zumuten darf, haben mich mit den Zähnen knirschen lassen. Der letzte Brief aber sorgte bei mir für reichlich Schadenfreude.


    Diese Art des Erzählens sorgt hin und wieder dafür, dass man auf spätere Entwicklungen gestoßen wird, die aber nicht näher erklärt werden. So wird z. B. der größte Massenmord in der Geschichte der Ruhmesinseln schon ganz am Anfang erwähnt, man muss aber bis zu den letzen Seiten warten, bis man Näheres erfährt. Gespannt bin ich darauf, ob Gilfeder und Thor ein "Heilmittel" gegen Magie finden. Shor iso Fabold schreibt, dass es zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum noch oder gar keine Magie mehr auf den Ruhmesinseln gibt, also hatten die beiden vielleicht Erfolg?


    Fazit: Eine komplexe Fantasy-Welt mit interessanten Figuren, ein Fantasy-Leser sollte sich diese Reihe nicht entgehen lassen.


    Volle Eullenzahl


    ***
    Aeria