'Der Fänger im Roggen' - Kapitel 22 - Ende

  • Schön, dass die kleine Phoebe ihm sagt, dass er nicht so viel fluchen soll. Sie scheint sehr gescheit zu sein für ihr Alter (4. Klasse?).


    Wenn Holden also die Wahl hätte, was er mit seinem Leben anfängt (berufsmäßig), stellt er sich vor, ein Fänger im Roggen zu sein, der kleine Kinder fangen muss, bevor sie in den Abgrund fallen. Ziemlich verrückt, wie er schon erwähnt hatte. Ich weiß gar nicht so genau, wie ich das einordnen soll.


    Das die kleine Phoebe angeblich eine Zigarette im Zimmer geraucht hat ist nicht so schlimm, aber Hauptsache sie hat gebetet.


    Was war das denn mit Mr. Anatolini? Er beobachtet Holden nachts beim schlafen? Sehr beunruhigend. Die Reaktion von Hol.den kann ich verstehen. Ich wäre auch direkt abgehauen.


    Jetzt hat er so lange mit sich gehadert, was er anstellen soll mit seiner Zukunft und hat sich schon perfekte Gedanken gemacht (Hütte am Waldrand, Job an einer Tankstelle, tut so als wäre er Taubstumm,...) da macht ihm die gute Phoebe einen Strich durch die Rechnung. Sie packt ihre Koffer in ihrer Mittagspause und will mit ihm gehen. Natürlich ist das nicht möglich und nach einem gemeinsamen Nachmittag im Zoo beschließt er, doch nicht zu gehen.


    Anscheinend ist er wirklich nach Hause gegangen und ist auch wieder auf einer Schule angemeldet. Wer weiß für wie lange.

  • Schade, dass gerade der Schluss dann etwas zäh war. Holden bleibt eine Zeit lang bei seiner Schwester, "entkommt" seinen Eltern, geht zu einem Lehrer, von dem er sich dann sexuell belästigt fühlt (eine merkwürdige Situation war das schon, der Lehrer streicht dem schlafenden Holden über den Kopf, aber ich denke eher, es war eine zärtliche, keine sexuelle Geste, offenbar scheint es ja eine lange Beziehung zwischen ihm und Holden und auch dessen Eltern zu geben). Auch der Buchtitel erlangt hier gewisse Bedeutung. Holden möchte Retter sein? Das Ende bleibt offen, ich sehe aber durchaus eine Zukunft für Holden, ich sehe ihn als Schriftsteller ...


  • Das mit Mr. Antolini kam mir auch seltsam vor. Seine Reaktion, als Holden aufwacht kommt mir aber doch etwas schuldbewusst vor.


    Tja Phoebe ist wohl sowas wie der letzte Strohhalm und rettet ihn erstmal vor dem Absturz, den sein ehemaliger Lehrer sehr gut erkannt hat.


    Und er muss ja erstmal bleiben, weil er krank ist, wird sich da im Regen schwer erkältet haben. Und sein Resumee was er sich für die Zukunft vornimmt?? Ich versteh´s, wie kann man wissen wie man zukünftig an bestimmte Sachen rangeht, trotz aller guten Vorsätze kommt doch immer was dazwischen.


    Aber ich bin froh Holden entlassen zu können.

  • Ich hab jetzt nur Kap. 22 gelesen.


    Ein Glück, dass Holden so eine Schwester hat. Sie zwingt ihn dazu, seinen Unmut in Worte zu fassen. Dabei erfährt man einige Dinge, die es mir verständlich machen, dass er sich in Pencey so unwohl gefühlt hat und sich vermutlich in jeder anderen derartigen Schule weiterhin fühlen wird.


    Diese Geheimbrüderschaften waren ja wirklich schlimm und er "war zu feige, um nicht beizutreten". So sehr Holden auch sich genervt gibt von Pickeln und Langweilern (ich glaube, dass das nicht sein größtes Problem ist), so findet er es doch ungerecht, wenn so einer ausgeschlossen wird.
    Und der Tod eines Mitschülers war sicher auch traumatisierend für Holden. Ich halte es für einen großen Fortschritt, dass er jetzt darüber spricht.


    Und Phoebe zwingt ihn auch, darüber nachzudenken, was er richtig gern hat und was er gern sein möchte. Da wird es für ihn schwierig. Er weiß nur, dass er im Roggenfeld Kinder (auf-)fangen will, um sie vor dem Abgrund zu retten.
    Hat Holden Schuldgefühle, weil er seinen Bruder und seinen Mitschüler nicht schützen konnte?


    Ich habe das Gefühl und hoffe, dass jetzt eine Wende für Holden eintritt. Das Gespräch mit Phoebe hat ihm gut getan. Ich glaube, er will sich jetzt Hilfe holen.


  • Ich glaube auch, dass das ein entscheidender Schritt war. Dass die Leute nie etwas merken, stört ihn gewaltig, deshalb ja auch die ständige Frage nach den Enten, und der Tod des Mitschülers ist sicher nur die Spitze des Eisbergs.

  • Zitat

    Original von Matoaka
    Schön, dass die kleine Phoebe ihm sagt, dass er nicht so viel fluchen soll. Sie scheint sehr gescheit zu sein für ihr Alter (4. Klasse?).


    Den Eindruck hatte ich auch. Doch manche vernünftige Kinder werden in der Pubertät völlig unvernünftig.

    Zitat

    Original von Matoaka
    Das die kleine Phoebe angeblich eine Zigarette im Zimmer geraucht hat ist nicht so schlimm, aber Hauptsache sie hat gebetet.


    Damals war es sicher noch nicht so bekannt, wie gesundheitsschädlich Rauchen ist.

    Zitat

    Original von Matoaka
    Was war das denn mit Mr. Anatolini? Er beobachtet Holden nachts beim schlafen? Sehr beunruhigend. Die Reaktion von Hol.den kann ich verstehen. Ich wäre auch direkt abgehauen.


    Aus welchem Grund Antolini im Schlaf den Kopf streichelt, kann man so oder so verstehen. Holden versteht es eindeutig als pervers. Sind daran die vielen Geschichten Schuld, die er darüber gehört hat? Oder sieht Antolini in Holden viel eher ein kleines Kind, das getröstet werden will?
    Antolinis ruhige Reaktion auf Holdens "Flucht", wie er ihn noch zum Fahrstuhl begleitet, und zu ihm sagt, er wäre ein sehr sonderbarer Bursche, zeigt, dass er zumindest kein schlechtes Gewissen hat.

  • Letztendlich ist Holden also in einer psychiatrischen Anstalt/Klinik gelandet, wie auch immer diese Anstalten in den 50ern hießen. Ich schrieb ja schon vorher einmal, dass sich das Buch für mich nicht wie ein Roman oder eine Geschichte liest, sondern eher wie ein Bericht. Scheinbar wurde ihm gesagt, er soll aufschreiben, was er in den Tagen ab seinem Weggang aus der Schule und seinem Zusammenbruch (?) erlebt und gedacht hat. So passt es dann für mich auch zusammen.
    Ob er gesund werden wird und sein Leben in den Griff bekommt, bleibt offen. Die Antwort brauche ich auch nicht.


    Zitat

    "Erzählt nie einem was. Denn sonst vermisst ihr alle mit der Zeit."


    Ist das nun der Beginn einer Art (Selbst-)Reflexion oder der noch tiefere Rückzug in seinen Elfenbeinturm? Wer weiß...

  • Kap. 25 - 26


    Plötzlich bekommt Holden Panikattaken, er glaubt beim Straßenüberqueren hinabzusinken. Antolini hatte auch von einen Sturz, vom Fallen gesprochen. Beginnt Antolinis "Standpauke" in ihm zu wirken?
    Auch in Holdens Vorstellung der Kinder im Roggenfeld geht es um einen Absturz.


    Phoebe steht mit gepacktem Koffer vor ihm. War sie wirklich festentschlossen mit ihm mitzugehen? Oder war das nur ein Trick, um ihn umzustimmen? Das traue ich einer 10-jährigen aber nicht zu.
    Das heißt dann aber, dass ihr Bruder ihr wichtiger war als alles andere, auch als ihre Eltern. Vielleicht sind sich Holden und Phoebe ähnlicher, als es bisher aussah.


    Holden gibt seinen Plan abzuhauen auf. Warum? Will Holden neuanfangen, hat er kapiert, dass weglaufen nichts bringt oder hat er nur eingesehen, dass der Plan mit der Blockhütte dumm ist.
    Das letzte Kapitel zeigt, dass er immer noch keine festen Vorsätze für sein weiteres Leben gefasst hat. Es ist wohl beschlossene Sache, dass er wieder zur Schule geht, er ist sich aber nicht sicher, ob er sich diesmal mehr Mühe gibt.


    Was soll der Satz mit dem goldenen Ring? Wenn die Kinder ihn erwischen wollen, muss man es sie versuchen lassen und nichts sagen. Wenn sie herunterfallen, dann fallen sie eben in Gottes Namen, aber man darf nichts zu ihnen sagen.
    Ja, aus Erfahrung wird man klug. Bezieht er den Satz auch auf sich?

  • Zitat

    Original von Findus


    Das mit Mr. Antolini kam mir auch seltsam vor. Seine Reaktion, als Holden aufwacht kommt mir aber doch etwas schuldbewusst vor.
    ...


    Ich fand die Szene recht eindeutig. Auch wenn Mr Antolini vielleicht nichts im Schilde führte: ich finde dieses Streicheln eines schlafenden Jugendlichen von jemand, der nicht verwandt oder verliebt mit oder in diesen ist, übergriffig. Und Holden hat das auch so empfunden.


    Ich frage mich, ob es da früher, vielleicht in der Kindheit auch schon Übergriffe oder Missbrauch gab, was so einiges erklären würde in Holdens Verhalten.
    Am Ende des24. Kapitels steht:
    "Wenn so etwas passiert, fange ich immer an zu schwitzen. So'n Zeug habe ich mindestens zwanzigmal erlebt, seit ich klein war."

  • Zitat

    Original von Saiya
    Letztendlich ist Holden also in einer psychiatrischen Anstalt/Klinik gelandet, wie auch immer diese Anstalten in den 50ern hießen. Ich schrieb ja schon vorher einmal, dass sich das Buch für mich nicht wie ein Roman oder eine Geschichte liest, sondern eher wie ein Bericht. Scheinbar wurde ihm gesagt, er soll aufschreiben, was er in den Tagen ab seinem Weggang aus der Schule und seinem Zusammenbruch (?) erlebt und gedacht hat. So passt es dann für mich auch zusammen.


    Dass das Ganze ein Bericht ist, habe ich vermutet, seit zu Anfang des ersten Abschnittes Holden sagte, dass er jetzt 17, damals 16 sei.
    Aber eine Anstalt? Das erscheint mir ein wenig viel, aber wer weiß, vielleicht gab es damals keine anderen Möglichkeiten. Denn Hilfe braucht Holden!

    Zitat

    Ob er gesund werden wird und sein Leben in den Griff bekommt, bleibt offen. Die Antwort brauche ich auch nicht.


    :grin

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich fand die Szene recht eindeutig. Auch wenn Mr Antolini vielleicht nichts im Schilde führte: ich finde dieses Streicheln eines schlafenden Jugendlichen von jemand, der nicht verwandt oder verliebt mit oder in diesen ist, übergriffig. Und Holden hat das auch so empfunden.


    Ich frage mich, ob es da früher, vielleicht in der Kindheit auch schon Übergriffe oder Missbrauch gab, was so einiges erklären würde in Holdens Verhalten.
    Am Ende des24. Kapitels steht:
    "Wenn so etwas passiert, fange ich immer an zu schwitzen. So'n Zeug habe ich mindestens zwanzigmal erlebt, seit ich klein war."


    Der Gedanke kam mir auch.

  • Zitat

    Original von made
    Kap. 25 - 26


    Plötzlich bekommt Holden Panikattaken, er glaubt beim Straßenüberqueren hinabzusinken. Antolini hatte auch von einen Sturz, vom Fallen gesprochen. Beginnt Antolinis "Standpauke" in ihm zu wirken?
    Auch in Holdens Vorstellung der Kinder im Roggenfeld geht es um einen Absturz.
    ...


    Inzwischen hast du es sicher auch gelesen. Ein schlüsselerlebnis war für Holden scheinbar, dass sich ein Schulkamerad, der von anderen gequält und in die Enge getrieben wurde, aus dem Fenster stürzte. Das Bild hat er wohl verdrängt, aber verlassen hat es ihn nicht. Vielleicht geht es ihm deshalb so oft um Stürze und Abstürze.
    Auch Mr Antolini spricht davon, dass er fürchtet, dass Holden sich auf den Absturz noch unsicherer Art zubewegt.




    Interessant fand ich, dass das Gedicht über den Fänger im Roggen von Robert Burns ist.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Dass er sich in einer psychiatrischen Anstalt befindet, während er das Erlebte berichtet, wird doch schon im ersten Abschnitt angedeutet.


    Mag sein, dass ich das übersehen habe.
    Trotzdem finde ich es nicht weniger hart und fraglich, ob es ihm helfen wird.

  • Zitat

    Original von Clare
    Interessant fand ich, dass das Gedicht über den Fänger im Roggen von Robert Burns ist.


    Ich habe jetzt mal in wikipedia nachgelesen, wer Robert Burns ist. Dort wird auch das Buch "Der Fänger im Roggen" erwähnt.
    Zitat:
    "Burns Liebesgedicht, dessen Inhalt recht frivol ist, wird von Holden Caulfield falsch interpretiert, denn er leitet daraus die Vorstellung von spielenden Kindern in einem Roggenfeld ab, die er vor dem Sturz von einer angrenzenden Klippe und damit vor dem Verlust ihrer Unschuld und dem Absturz ins Erwachsenwerden bewahren müsse."

  • Zitat

    Original von made


    Ich habe jetzt mal in wikipedia nachgelesen, wer Robert Burns ist. Dort wird auch das Buch "Der Fänger im Roggen" erwähnt.
    Zitat:
    "Burns Liebesgedicht, dessen Inhalt recht frivol ist, wird von Holden Caulfield falsch interpretiert, denn er leitet daraus die Vorstellung von spielenden Kindern in einem Roggenfeld ab, die er vor dem Sturz von einer angrenzenden Klippe und damit vor dem Verlust ihrer Unschuld und dem Absturz ins Erwachsenwerden bewahren müsse."


    Burns kenne ich aus dem Englischunterricht vor vielen Jahren. Wir mussten sein Gedicht "My Heart's In The Highlands" auswendig lernen.
    Ich kann es immer noch, habe ich festgestellt. :grin

  • Zitat

    Original von Saiya
    Dass er sich in einer psychiatrischen Anstalt befindet, während er das Erlebte berichtet, wird doch schon im ersten Abschnitt angedeutet.


    Das hatte ich zwischenzeitlich vergessen, aber es stimmt:

    ....bevor ich hierhergebracht wurde um mich zu erholen. Steht gleich auf der ersten Seite als er seine Geschichte beginnt.

  • Zitat

    Original von Findus


    Das hatte ich zwischenzeitlich vergessen, aber es stimmt:

    ....bevor ich hierhergebracht wurde um mich zu erholen. Steht gleich auf der ersten Seite als er seine Geschichte beginnt.


    Und im ersten Abschnitt steht auch (bei mir auf S. 8, habe ich jetzt extra herausgesucht): " Deshalb bekam ich auch sozusagen Tb und musste mich hierher begeben, für alle diese verdammten Untersuchungen und so weiter" Gut, dieses "sozusagen" schränkt ein bisschen ein, aber ich habe daraus gelesen, dass er in eine Tb-Klinik kam. Dass er dort auch Psychoanalyse hatte, warum nicht, in USA war das ja modern. Auch bei uns gibt es in jeder Kur-/Rehaklinik Psychologen. Nirgendwo steht explizit, dass er sich in einer psychiatrischen Anstalt befindet.

  • Das stimmt, habs nochmal nachgelesen. Ja, die Psychotherapie ist und war in den USA sehr beliebt. Ich hatte ja angenommen er hatte ne Lungenentzündung wegen des Schwitzens und dann der Nässe durch den Regen. Aber ja TB passt da auch gut.