Artur London - Ich gestehe: Der Prozeß um Rudolf Slansky

  • Der Autor:
    Artur London (1915 - 1985) entstammte aus einer jüdisch-kleinbürgerlichen Familie in Mähren. Ab den 1930er Jahren war er in der kommunistischen Jugendbewegung aktiv und war auch Freiwilliger der internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg. Gemeinsam mit seiner französischen Frau Lise lebte er seit 1939 in Frankreich, wo er sich aktiv am Widerstand beteiligte. Von 1943-1945 war er im KZ Mauthausen inhaftiert.
    1948 kehrte nach einem Aufenthalt in der Schweiz mit seiner Familie in die Tschechoslowakei zurück, wo er den Posten des stellvertretenden Außenministers bekleidete. 1951 wurde er verhaftet und ihm wurde westliche Spionage unter der Leitung Rudolf Slansky - dem damaligen Generalsekretär der KPTsch - vorgeworfen. Er war einer der vierzehn Angeklagten in dem politische Schauprozess um Rudolf Slansky. Dabei war er einer der drei Angeklagten, die im November 1952 nicht zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden. Stattdessen wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt, wobei er aber 1956 freigelassen und 1963 rehabilitiert wurde. In Gefangenschaft nach seiner Verurteilung begann er erste Aufzeichnungen für sein Buch zu machen, die er teilweise geheim an seine Frau Lise gab. 1968 veröffentlichte er in Frankreich das Buch "L'aveu"(Ich gestehe), in dem er seine Erlebnisse während seiner Inhaftierung und des Prozesses schildert.


    Inhalt
    1951 wird Artur London verhaftet und in ein tschechisches Gefängnis gebracht, wo er sich der Beschuldigung der Spionage verantworten muss. Doch London ist unschuldig und weist die Vorwürfe zunächst von sich, versichert, dass er immer nur im Sinne der Partei und des Kommunismus gehandelt hat. Doch die Methoden, die von den Referenten, die ihn verhören angewendet werden, sind grausam und lassen ihn nach und nach verrückt werden. Zudem werden ihm Geständnisse und Anklagen von "Mitverschwörern" vorgelesen, die ihn schwer belasten. Und mit der Zeit, Stück für Stück, unter Folter, Drohungen und dem Versprechen einer milderen Strafe bei Kooperation mit der Partei, beginnt London die von ihm verlangten Geständnisse abzulegen und auch die Umformulierungen der Referenten zu unterschreiben.
    Zusätzlich zu den körperlichen Qualen und Entbehrungen quält London auch der Gedanke an seine Frau Lise, seine drei Kinder und seine Schwiegereltern, die ebenfalls in Prag leben und durch seine Verhaftung vor widrige Umstände gestellt werden.
    Während den Verhören erinnert London sich immer wieder an vergangene Zeiten zurück, seinen Kampf gegen den Faschismus um spanischen Bürgerkrieg, den Widerstand in Frankreich un die Inhaftierung im KZ Mauthausen.
    Schließlich kommt es zum Prozess, wobei er und seine Mitangeklagten unter Zwang alles gestehen und schließlich verurteilt werden- London und zwei andere zu lebenslanger Haft, die anderen 11 zum Tode.
    In der Zeit nach dem Prozess beginnt für London der Kampf um die Wahrheit. Unterstützt von seiner Frau versucht er, vor allem nach dem Tod Stalins und Gottwalds, die Parteileitung auf die vollkommene Inszenierung und die Geständnisse unter Zwang aufmerksam zu
    machen. Gleichzeitig beginnt er, seine Geschichte aufzuschreiben.


    Meinung
    Ergreifen, bewegend und schockierend schildert London in seinem Buch die politischen Schauprozesse um Rudolf Slansky. Er schildert die Methoden, die angewendet wurden, um Erkenntnisse zu erzwingen sehr genau und man spürt beim Lesen, wie nahe er damals am Rande des Wahnsinn entlang gewandert ist. Auch seine Erinnerungen an die Zeit vor dem Prozess waren sehr interessant zu lesen und sehr aufschlussreich. Oft liest man die Beschuldigungen, die gegen ihn vorgebracht wurden um danach seine Erinnerungen an die wahren Begebenheiten zu erfahren.
    Doch London beschreibt nicht nur seine Erlebnisse und seinen Kampf. Nein, er schildert auch das Leben seiner Frau Lise, die für ihren Mann gekämpft hat, obwohl ihr selbst das Leben nach seiner Verhaftung sehr schwer gemacht wurde. Trotz kurzer Zweifel an seiner Unschuld - denn warum sollte er gestehen, wenn er die Partei nicht verraten hat - setzt sie sich unermüdlich für ihn, ihre Kinder und ihre Eltern ein.
    Diese Passagen zu lesen war sehr interessant, da sie gut zeigten, was mit den Familien der Angeklagten passierte. Sie wurden aus ihrem bisherigen Leben rausgedrängt und Lise, die immer treue Kommunistin war, verlor auch ihre Parteikarte. Viele alte Freunde wollten sie auf einmal nicht mehr kennen, dafür erkannte sie die wahren Freunde, die ihr, so gut sie konnten, geholfen haben.
    Besonders beeindruckt hat mich sowohl an London als auch auch an seiner Frau Lise, dass sie den unerschütterlichen Glauben an den Kommunismus trotz allem nicht verloren haben. Sie haben den Glauben an Stalin verloren, nicht aber an die Ideale des Kommunismus und an die Partei. Die Unerschütterlichkeit und Standhaftigkeit hat mich wirklich beeindruckt.
    Londons Schilderungen über seine Folter und dann auch über den Ablauf der Prozesse haben ebenfalls großen Eindruck hinterlassen, da eine so groß aufgebaute Lüge einfach nur schwer vorstellbar ist. Und doch war es wirklich so.
    Das Buch war wirklich gut und sehr interessant, hatte aber zwischenzeitlich einige Längen und auch die vielen Namen, die erwähnt wurden, waren sehr verwirrend. Trotzdem kann ich das Buch durchaus empfehlen, wenn ihr es mal wo in einer Bibliothek entdeckt.


    7,5/10 Eulenpunkten


    Beste Grüße
    Guardian