Jan Guillou - Die Brückenbauer

  • 21 Std. 46 Min.
    ungekürzte Lesung
    Sprecher: Tobias Kluckert


    Zum Inhalt
    Als ihr Vater vom Fischfang nicht zurückkehrt, werden Lauritz, Oscar und Sverre zu Halbwaisen. Sie sind noch Kinder, trotzdem schickt ihre Mutter sie zu einer Lehre fort in die Stadt. Die drei Jungen nehmen ihr Schicksal klaglos an. Mehr noch: Begierig und gelehrig saugen sie das Wissen in sich auf. Zwanzig Jahre später beenden sie ihr Studium mit Auszeichnung. Aus den drei Fischerjungen sind die besten Brückenbauer des Landes geworden. Doch nur einer scheint seine Bestimmung zu finden...


    Zum Sprecher (von Hörbuch Hamburg)
    Der Berliner Tobias Kluckert arbeitet seit 1997 als Schauspieler, Synchron- und Hörbuchsprecher. Ken-Follett-Fans ist er als Interpret der ungekürzten Hörbuch-Bestseller Die Säulen der Erde und Die Tore der Welt bekannt. Die lange Liste seiner Einsätze als deutsche Synchronstimme wird angeführt von Hollywoodstars wie Bradley Cooper, Joaquín Phoenix und Gerard Butler.


    Meine Meinung
    „Packend, atmosphärisch, farbenprächtig - das große Jahrhundertabenteuer“ wird der erste Band der Reihe von Jan Guillou beworben, sicherlich nicht zufällig an die „Jahrhundert-Trilogie“ von Ken Follett erinnernd.


    Ich war neugierig auf einen historischen Roman, der den Anfang des 20. Jahrhunderts aus anderem Blickwinkel zeigt, mit drei Brüdern aus Norwegen in den Hauptrollen. Die Jungen Lauritz, Oscar und Sverre wurdem jung zu Halbwaisen, ihr Vater war Fischer. Durch einen Zufall erhalten sie ein Stipendium, das ihnen ein Ingenieursstudium in Dresden ermöglicht und voraussetzt, dass sie danach zu Bau der Bergenbahn nach Norwegen zurückkehren.


    Guillou lässt die Leser erst in ein bitterarmes Fischerdorf reisen, dann mit den Jungen kurz in die Stadt und später nach Dresden zum Studium. Nach dem Studium wählen die drei Brüder dann 1901 getrennte Wege, Oscar ist unglücklich verliebt und geht nach Afrika, Sverre entschwindet mit seinem Liebhaber nach England und Lauritz, der Älteste, sieht sich gezwungen seine große Liebe allein in Dresden zurückzulassen um als Einziger die Brücken für die Bergenbahn zu bauen.


    Im Gegensatz zu Ken Follett wählt Jan Guillou so spektakuläre wie eher unbekannte Schauplätze und konzentriert sich auf das Leben zweier Brüder, die nicht häufig historschen Persönlichkeiten begegnen.


    Es sind viele interessante Momentaufnahmen einer längst vergangenen Zeit, sowohl aus Norwegen und Deutschland, sowie aus Afrika. Die Lebenswege der beiden Brüder verlaufen sehr unterschiedlich und auf gewisse Weise doch ähnlich, denn sie stoßen körperlich und emotional an ihre Grenzen während sie auf verschiedenen Kontinenten Brücken bauen. Brücken aus Stein und Brücken zu anderen Menschen, während sie den Naturgewalten ausgesetzt sind.


    Es war eine Zeit der raschen Veränderungen, die Eisenbahnen in Norwegen und Afrika sollten das Leben der Bevölkerung dort drastisch verändern und vor allem Oscar lernt ihm bis dahin völlig fremde Kulturen kennen, die ihn nachhaltig prägen. Natürlich darf auch der erste Weltkrieg aus Perspektive beider Brüder nicht fehlen, vor allem die Erlebnisse von Oscar sind fesselnd.


    Leider kam ich keiner der Hauptfiguren wirklich nahe, vielleicht auch weil die Wechsel der Schauplätze und Zeitsprünge manchmal zu abrupt waren und die Brüder und ihr Umfeld seltsam blass blieben, die technischen Hintergründe des Baus der Bergenbahn teilweise zu oberflächlich angerissen wurden. Lauritz ist eher ein zurückgezogener Einzelgänger, die Interessen der Brüder während des Studiums werden nur in wenigen Nebensätzen abghandelt. Die Darstellung der Engländer in Afrika und auch die der Deutschen ist recht einseitig ausgefallen.


    Auf der anderen Seite bin ich neugierig geworden, wie es mit den Brüdern weitergeht und überlege, irgendwann den zweiten Teil zu hören.


    Fazit
    Eine interessante Geschichte, die den Anfang des 20. Jahrhundert aus ungewohnter Perspektive erzählt, die Leser mit in entlegene Gegenden Norwegens und Afrikas mitnimmt und eine Zeit der raschen technischen Veränderungen miterleben lässt. Die Hauptfiguren sind mir nicht ans Herz gewachsen, trotz des exzellenten Vortrags von Tobias Kluckert.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

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