Uebel unterwegs: Skurilles und Bemerkenswertes vom Landweg Hamburg - Shanghai - Tina Uebel

  • Hardcover, 256 Seiten mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Bildern und zwei Farbfototeilen
    Delius Klasing, Bielefeld
    Erstauflage 2016


    Das Buch
    Tina Uebel reist nach Shanghai. Nicht mit dem Flugzeug wie die meisten Menschen, auch nicht mit der bekannten Transsibirischen Eisenbahn, sondern in zwei Monaten auf individuellen Bahnstrecken quer durch die Türkei, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan und China. In ihrem Buch erzählt sie von ihrer aufregenden Reise, von Ereignissen, Orten und Gesehenen, vor allem aber von vielen Begegnungen mit Menschen.


    Die Autorin (Auszug aus dem Klappentext des Buches)
    Tina Uebel, Schriftstellerin, freie Journalistin, Lieteraturveranstalterin, Poetry-Slam-MC. Schreibt Romande ("Last Exit Volksdorf") und Reisebücher ("Nordwestpassage für 13 Arglose und einen Joghurt") sowie gelegentlich Reise-Blogs. Sie lebt in Hamburg, sofern sie nicht gerade auf Reisen ist (zuletzt Antarktis) und ist Mitbetreiberin des Kultur-Clubs Nochtspeicher auf St. Pauli.


    Meine Meinung
    Entstanden ist das Reisetagebuch aus Tina Uebels Reiseblog, so sind die einzelnen, lesefreundlich kurzen Kapitel tageweise unterteilt. Man merkt, dass die Autorin eine routinierte Schreiberin ist: ihre Eindrücke lesen sich sehr flüssig, unterhaltsam und vor allem kurzweilig. Sie plaudert ganz offen über ihre Gedanken, einige Male konnte ich ihr allerdings (auch wegen der Verwendung nicht übersetzter fremdsprachlicher Begriffe) nicht mehr ganz folgen. Wichtig beim Reisen sind ihr der Kontakt und der Austausch mit Menschen, mit Einheimischen und Mitreisenden. Da liegt auch eindeutig der Schwerpunkt ihrer Erzählungen. Sehenswürdigkeiten haben natürlich auch ihren Platz, allerdings verzichtet Tina Uebel (sympathischerweise) auf große Erklärungen und verweist auch schon mal auf eigene Recherchen im Internet. Besonders interessant fand ich die durchreisten „-stan“-Länder, also Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan, denn von diesen zentralasiatischen Ländern wusste ich bisher herzlich wenig.


    Sehr positiv aufgefallen ist mir die große Offenheit, mit der Tina Uebel ihren Mitmenschen begegnet. Sie reist um zu verstehen und ihren eigenen Horizont zu erweitern. Dazu gehört auch der sehr pragmatische Umgang mit Schwierigkeiten und an so gut wie jeder unbequemen Situation findet sie etwas Positives. Sie weiß, auf was sie sich mit dieser Reise eingelassen hat und stellt sich dementsprechend darauf ein.


    Zwei Gedanken möchte ich herausgreifen, die bei mir wohl länger hängenbleiben werden:


    … viele … haben mir die Frage gestellt, ob die Menschen in Deutschland glücklich seien. … Ich denke, Freiheit ist, wahrscheinlich, wie Licht. Man bemerkt sie erst in ihrer Abwesenheit. Ich denke, wüssten wir, wie glücklich wir sind, wir ertaubten unter dem permanenten ohrenbetäubenden Jubelschrei, der durchs Land gellte.“ (Gespräche im Zug und anderswo S. 13)


    … möchte ich einen Blick auf die Welt teilen, der eben nicht nur aus Katastrophe, Elend und Unterdrückung besteht. (Nachwort S. 240)


    Abgerundet werden die Erlebnisse von zahlreichen Bildern, zwischendurch schwarz-weiß und zweimal gibt es einen Farbfotoblock. Die Schrift des Buches ist allerdings sehr klein, manche könnten damit ein Problem beim Lesen haben.


    Fazit: Ein gut geschriebenes Reisebuch mit einem bemerkenswerten Blick auf die Welt zwischen Hamburg und Shanghai. (8 Punkte)

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021