Alias Toller - Ulrich Effenhauser

  • Zum Buch


    Hardcover, 176 Seiten
    Transit Verlag, Berlin, Erstausgabe 2015


    Zum Inhalt (Buchrückseite und eigene Zusammenfassung)


    Ein Fall, der auf Tatsachen beruht: Krieg, Kalter Krieg und die Wende sind der Hintergrund für diesen literarischen Krimi – gekonnt erzählt und historisch belegt.


    Es beginnt mit dem Mord an dem Musiklehrer Gutleb in Regensburg, zu dessen Aufklärung Kriminalkommissar Kolnik nach Prag fährt, wo er ebenfalls ermordet wird. Kriminalassistent Alwin Heller und die Tochter Kolniks, Charlotte, bemühen sich um die Aufklärung der Mordfälle und stoßen auf unglaubliche Geheimnisse Gutleb und Kolniks während und nach dem 2. Weltkrieg.


    Das Buch wurde 2016 für den Friedrich-Glauser-Krimipreis in der Sparte „Roman“ nominiert.


    Zum Autor (Buch und amazon)


    Ulrich Effenhauser, 1975 geboren, hat Germanistik und Geschichte studiert und lebt in der Oberpfalz, nahe der tschechischen Grenze. Neben einigen Auszeichnungen für Kurzgeschichten gewann er im Januar 2015 den renommierten Irseer Pagasus.


    Meine Meinung


    Genau ein Buch wie ich es mag: eine fiktive Geschichte, die sich eng an historische Personen und Ereignisse hält und eine gelungene Mischung aus verschiedenen Genres. Auf den ersten Blick ein Krimi, schließlich gibt es einen ermittelnden Kriminalbeamten sowie mehrere Tote, vielmehr aber ein vielschichtiger historischer Politthriller. Dazu gibt es sehr viel Atmosphäre aus ganz unterschiedlichen Epochen der neueren deutschen Geschichte.


    Das Buch spielt hauptsächlich nach dem Deutschen Herbst 1977, eine Zeit, die für mich bislang literarisch unbelesen ist. Aufgegriffen werden aber Ereignisse während und nach dem 2. Weltkrieg, wobei das Buch nach der Wende 1989 beginnt und endet. Drei bedeutende Zeitabschnitte werden so gekonnt miteinander verbunden und die Ereignisse zueinander in Beziehung gesetzt.


    Auch inhaltlich ist es vielschichtig und ich musste aufpassen, dass ich die zahlreichen Personen nicht verwechsle. Die Haupthandlung und viele erwähnte Ereignisse sind historisch belegt und ich habe sehr viel dazu in Wikipedia nachgelesen, da mich das Buch wirklich neugierig auf die „wahren“ Tatsachen gemacht hat. Für mich natürlich besonders reizvoll ist der Schauplatz der Geschichte, da es in meiner Heimat spielt.


    Für so viel Inhalt ist es ein recht dünnes Buch (auch wenn die 176 Seiten perfekt ausgenutzt wurden) und meiner Meinung nach hätte es gerne deutlich länger sein dürfen. Erzählt wird sehr knapp, fast schon berichthaft. Das passt zur Handlung und die Geradlinigkeit erleichtert die Übersicht, allerdings hätte ich mir hier und da etwas mehr „Ausschmückungen“ gewünscht. Auch die Krimihandlung kommt für ein Buch, das eindeutig als „Krimi“ eingestuft wird, meiner Meinung nach zu kurz. Viele Erkenntnisse kommen sehr plötzlich und eingebungsartig. Ein klassisches Ende hat das Buch auch nicht, als Leser darf man sich da schon sehr viele Gedanken selber machen. :-] Passt hier aber und stört nur im ersten Moment.


    Fazit: Mir hat die Vermischung aus Spionagethriller und Krimi gut gefallen, vor allem, da hier interessante Zeiten gekonnt miteinander verwebt werden. Erzählerisch noch ausbaufähig und so gibt es ganz knapp noch 9 Punkte.


    Wer gerne (historische) Krimis liest, die nicht nur Unterhaltung sind, dem sei das Buch sehr empfohlen!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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