Elizabeth Fremantle - Im Schatten der Königin

  • Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
    Verlag: C. Bertelsmann Verlag
    erschienen am 9. Mai 2016
    Originaltitel: Sisters of Treason


    über die Autorin: (Quelle: Randomhouse)
    Elizabeth Fremantle hat als Journalistin für Magazine wie Elle, Vogue und Vanity Fair gearbeitet. Im Schatten der Königin ist der zweite Roman, in dem sie die Welt der Tudors zum Leben erweckt. Ihr hoch gelobtes erstes Buch Spiel der Königin über die letzte Frau Heinrichs VIII. erschien bei C. Bertelsmann 2014. Elizabeth Fremantle lebt in London.


    zum Inhalt:
    Wir schreiben das Jahr 1554: Edward VI. stirbt überraschend jung und bestimmt die erst sechzehnjährige Jane Grey zur Königin. Er will unbedingt verhindern, dass seine Halbschwester Mary seine Nachfolge antritt. Doch Janes Regentschaft dauert nicht einmal zwei Wochen, da hat Mary die unerfahrene Jane entmachtet und enthaupten lassen. Doch was geschieht mit Janes jüngeren Schwestern Katherine und Mary? Dass königliches Blut in ihren Adern fließt, wird ihnen zum Fluch, denn die kinderlose Queen Mary fühlt sich schon allein durch ihre Existenz bedroht.


    meine Meinung:
    Nach „Das Spiel der Königin“, in dem es um das Leben von Katherine Parr am Hofe Heinrichs VIII. geht, beschreibt Elizabeth Fremantle nun das Leben von Katherine Grey. Die Schwester der als Neun-Tage-Königin bekannten Jane Grey war nicht nur Hofdame, sondern vor alle auch die Cousine von Mary I. und Elizabeth I. Was im 16. Jahrhundert normalerweise eine gute Verbindung darstellte, wird für Katherine und ihre Schwester Mary zur Gefahr.


    Seit der Abwendung von der Katholischen Kirche durch Heinrich VIII. sollte das Land protestantisch sein. Doch Mary I. war streng katholisch erzogen und duldete nur den wahren Glauben, was alle Protestanten der Gefahr aussetzte, auf dem Scheiterhaufen oder am Fallbeil ihr Leben zu lassen. Mary Grey war kleinwüchsig mit einer deformierten Wirbelsäule, was sie vermutlich vor den Launen der kinderlosen Königin schützte. Sie nahm eine besondere Stellung unter den Zofen ein. Die Autorin schafft hier eine anschauliche Perspektive, wie der Hofstaat sich fügen musste und seine eigenen Empfindungen zurückstellte. Mary dient der Unterhaltung, obwohl sie durch den Befehl der Königin ihre Schwester und ihren Vater verlor. Auf ihre Gefühle wird weiter nicht geachtet.


    Für Katherine Grey wurde zu Janes Lebzeiten noch eine Ehe arrangiert mit dem adeligen Henry Herbert. Als die Greys die Gunst der Königin verloren, zogen sich auch die Herberts zurück. Aus Katherines Sicht lernen die Leser das Leben der Hofdamen kennen, die auf den Moment warten, bis sie verheiratet werden. In ständiger Erwartung auf die Erlaubnis der Monarchin, einen Verehrer heiraten zu dürfen, vertreiben sie sich die Zeit. Katherine gibt bereits vorzeitig dem Werben von Edward Seymour nach und wird schwanger. Die ebenfalls kinderlose Elizabeth I. sieht es als persönliche Beleidigung an, als ihre Cousine schließlich einen Sohn gebärt. Katherine wird im Tower inhaftiert, wo sie noch einen weiteren Sohn bekommt. Elizabeth hatte ihre eigenen Vorstellungen von der Thronfolge, in der sie die Kinder ihrer nächsten Cousine nicht beachtete.


    Die Lebensgeschichte der beiden Schwestern wird durch Levina Teerlinc, einer Malerin aus den Niederlanden, verbunden. Sie hat mehrere Miniaturen angefertigt und war offensichtlich sehr nah am Geschehen. Fremantle lässt Katherine und Levina so manches Gespräch führen, durch das die allgemeine Meinung der Bevölkerung wiedergegeben wird. Zwar war Elizabeth bei ihrem Volk beliebt, jedoch sorgte man sich auch um ihre Beziehung zu Robert Dudley, der durch den Tod seiner Frau den Makel des Mordverdachts trug, und vor allem um die Thronfolge. Diese Problematik ist zwar allgegenwärtig, drängt sich jedoch niemals übermäßig in den Vordergrund. Vielmehr regt die Handlung zum weiteren Spekulieren an, wie anders die Historie hätte sein können, wenn Jane nicht abgesetzt worden wäre. Katherine war eindeutig eine Schachfigur im Spiel um die Macht. Alles hing von der Gunst der regierenden Königin ab.


    Diese Situation wird von der Autorin in einer farbenprächtigen Schilderung wiedergegeben. Schon nach den ersten Seiten versetzt sie ihre Leser an den Tudor-Hof und zeigt nicht nur die schillernde Welt, sondern eben auch das Ranken um die Macht um jeden Preis. Oft nutzt sie die gängigen Ausdrücke in französischer Sprache, wie sie seinerzeit im Adel weit verbreitet war. Durch die spanischen Gesandten kommt eine weitere Sprache hinzu, deren Ausrufe manchmal nicht übersetzt werden. Dieses Vorgehen vermittelt obendrein einen authentischen Umgang der ausnahmslos historisch belegten Personen untereinander. „Im Schatten der Königin“ ist ein ausgefeilter Roman um einen Nebenschauplatz im Goldenen Zeitalter Englands. Er ist gleichzeitig der zweite Teil einer Trilogie um den Tudor-Hof, die jedoch auch alle für sich allein gelesen werden können. In meinem Regal haben sie sich jedenfalls einen festen Platz gesichert.

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Early in Mary Tudor’s turbulent reign, Lady Catherine and Lady Mary Grey are reeling after the brutal execution of their elder seventeen-year-old sister, Lady Jane Grey, and the succession is by no means stable. In Sisters of Treason, Elizabeth Freemantle brings these young women to life in a spellbinding Tudor tale of love and politics.
    Neither sister is well suited to a dangerous life at court. Flirtatious Lady Catherine, thought to be the true heir, cannot control her compulsion to love and be loved. Her sister, clever Lady Mary, has a crooked spine and a tiny stature in an age when physical perfection equates to goodness—and both girls have inherited the Tudor blood that is more curse than blessing. For either girl to marry without royal permission would be a potentially fatal political act. It is the royal portrait painter, Levina Teerlinc, who helps the girls survive these troubled times. She becomes their mentor and confidante, but when the Queen’s sister, the hot-headed Elizabeth, inherits the crown, life at court becomes increasingly treacherous for the surviving Grey sisters. Ultimately each young woman must decide how far she will go to defy her Queen, risk her life, and find the safety and love she longs for.


    Autorin (Quelle: amzon)
    Elizabeth Fremantle is the author of Sisters of Treason, Queen’s Gambit, and Watch the Lady, and has contributed to Vogue, The Wall Street Journal, Vanity Fair, The Sunday Times (London), and other publications. She has also reviewed fiction for The Sunday Express. She lives in London, England.


    Allgemeines
    Erschienen am 8.Juli 2014 als Hardcover bei Simon & Schuster, 448 Seiten
    Familienstammbaum Tudors & Stuarts - Prolog - Fünf Bücher, einzelne Kapitel mit Orts-, Zeit- und Angabe des jeweiligen Erzählers überschrieben - Epilog - Author´s Note - The Tudor Succession Explained - Personenverzeichnis - umfangreiche Bibliographie
    Drei Erzählstränge: Zwei Ich-Erzählungen (Katherine und Mary Grey), eine Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Malerin Levina Teerlinc
    Handlungsort und -zeit: Verschiedene Orte in England, 1554 - 1572


    Zum Inhalt
    Der Roman widmet sich dem Schicksal der Schwestern Katherine und Mary Grey, die als Cousinen der Königin Elizabeth I - sie sind Enkelinnen von Henrys VIII jüngerer Schwester Mary Tudor - mögliche Thronerben sind. Der Roman beginnt mit der Hinrichtung der Königin für 9 Tage, Jane Grey, durch Mary I ("Bloody Mary"). Die Regierung von Mary ist durch ihre angestrebte Rückführung Englands zum Katholizismus und durch Massenhinrichtungen von Protestanten geprägt. Ein äußerst gefährliches Klima für die protestantischen Schwestern Grey, die sich als bekehrte Katholiken ausgeben müssen. Doch auch die Herrschaft der protestantischen Elizabeth I hat ihre Tücken: Solange Elizabeth nicht heiratet und für einen Erben sorgt, ist Katherine Grey neben Mary Stuart, die allerdings als Katholikin von vielen abgelehnt wird, die Thronerbin.
    Katherine ist ein leichtsinniges, romantisches Geschöpf, das keine Ambitionen auf den Thron hat, für sie zählt nur ihr persönliches Glück. Als Elizabeth zu Ohren kommt, dass Katherine ohne ihre Erlaubnis den Mann ihrer Wahl geheiratet hat, straft sie ihre Cousine gnadenlos...


    Beurteilung
    Die Ereignisse der Jahre 1554 bis 1572 werden sehr gut recherchiert und weitestgehend faktengetreu in drei Erzählsträngen wiedergegeben. Katherine und Mary Grey erzählen in der Ich-Form, der Eindruck der Malerin Levina Teerlinc, die zahllose Bildnisse von Mitgliedern der königlichen Familie anfertigt, wird in der dritten Person erzählt. Levina hat als Freundin von Katherines und Marys verstorbener Mutter Frances ein Auge auf die Mädchen. Durch die verschiedenen Perspektiven erhält der Leser ein mehrdimensionales Bild der Vorgänge am Hof sowie der Charaktere der wichtigsten Persönlichkeiten. Die Königinnen Mary I und Elizabeth I werden sehr genau den bekanntesten historischen Quellen entsprechend dargestellt, auch die Charakterisierung der Grey-Schwestern ist gut ausgearbeitet. Katherine ist sehr hübsch, romantisch, impulsiv und leichtsinnig, ihre jüngere Schwester Mary ist wesentlich bedächtiger und intelligenter, sie hat , da sie verwachsen und minderwüchsig ist, jedoch kaum Aussicht auf eine Ehe und Familie, wodurch sie Elizabeth weniger gefährlich sein kann als ihre Schwester. Die Figur der Levina Teerlinc ist ebenfalls gründlich ausgearbeitet, hier hat die Autorin aber nach eigenen Angaben im Nachwort aufgrund der dünneren Quellenlage fiktive Elemente ergänzt.
    Der Erzählstil ist flüssig und anschaulich, er vermittelt dem Leser einen guten Einblick in das Leben am Hof der beiden Tudor-Königinnen.
    Ein ungewöhnlich umfangreiches Personenverzeichnis mit recht ausführlichen biographischen Angaben zu vielen der im Roman auftretenden historischen Persönlichkeiten ergänzt den Roman sinnvoll. Auch die Bibliographie ist ziemlich umfassend.


    Fazit
    Ein sehr gelungener Roman über zwei nicht so bekannte Persönlichkeiten aus der Tudorzeit, deren Schicksale ein weniger schmeichelhaftes Bild auf die Regierung der berühmten Elizabeth I werfen.
    9 Punkte

  • Tudor-Fans kennen wahrscheinlich das traurige Schicksal von Jane Grey, die für neun Tage Königin von England war und nach ihrer Absetzung in jugendlichem Alter hingerichtet wurde. Zumindest mir gänzlich unbekannt war hingegen die Geschichte ihrer beiden Schwestern, Katherine und Mary Grey, die ebenfalls unter ihrem Schicksal zu leiden hatten.


    Elizabeth Fremantle verwendet nahezu ausschließlich historisch verbürgte Figuren und hält sich auch ziemlich akribisch an die biographischen Details, sofern diese bekannt sind. Die Handlung setzt mit der Enthauptung Jane Greys ein, die für die Familie natürlich traumatisch ist, auch der Vater wird als Verräter hingerichtet. Fortan hat die Familie logischerweise einen schweren Stand am Hof. Zunächst unter der katholischen Mary I., unter der sich die Grey-Frauen möglichst unauffällig geben und so tun, als hätten sie sich vom protestantischen Glauben abgewandt. Aber auch unter der wiederum protestantischen Elizabeth I., von der sie sich zunächst Frieden versprechen, die aber in ihren Cousinen eine Bedrohung für ihre Herrschaft sieht. So stehen die Protagonistinnen gleich im Schatten von zwei Königinnen.


    Die beiden überlebenden Grey-Schwestern sind sehr verschieden. Katherine ist ein eher naives Mädchen ist und lässt sich bisweilen leichtfertig in die höfischen Intrigen hineinziehen. Mary ist kleinwüchsig und wird deshalb oft die Zielscheibe von Häme und Spott, andererseits wird sie oft links liegen gelassen und unterschätzt, was ihr gewisse Freiheiten erlaubt. Die dritte Protagonistin ist die niederländische Malerin Levina Teerlinc, die den Mädchen eine Art mütterliche Freundin ist und deswegen oft in Streit mit ihrem Ehemann gerät, der Angst hat, die Verbindung könnte ihnen als Verrat ausgelegt werden.


    Der Roman war mein erster von der Autorin und er hat mir gefallen. Es war interessant, wie die verschiedenen Charaktere mit ihrer schwierigen Lebenssituation umgehen und wie sie oft machtlos sind, wenn die Königin über ihr Wohl und Wehe entscheidet. Der subtil grausame Charakterzug von Elizabeth I. wird hier sehr gut ausgearbeitet. Obwohl sie als Angehörige des Hochadels alle materiellen Annehmlichkeiten, müssen die Mädchen doch um jeden Funken privaten Glücks kämpfen. Die Spannung des Romans liegt für mich auch eher in der Atmosphäre, die die Autorin schafft, als in der Handlung selbst. Worauf die hinausläuft, war keine zu große Überraschung. Fremantle schafft es aber, die Beklemmung und die ständige Wachsamkeit, mit der die jungen Frauen durch die politisch stürmischen Zeiten und den intriganten Hof gehen müssen, lebendig zu machen. Gerade für Frauen war es kein Zuckerschlecken und zumindest für die Grey-Schwestern trifft die Bezeichnung „gefangen im goldenen Käfig“ total zu. Die Malerin, die als Frau eine sehr außergewöhnliche Position hatte, war dabei ein spannender Kontrast.


    Die Sprache/Übersetzung fand ich sehr gut und dem Alter der Protagonistinnen angemessen. Womit ich die ganze Zeit nicht klar kam, war lediglich, dass Levina Teerlincs Passagen in der dritten Person erzählt waren und die Grey-Mädchen jeweils in der Ich-Form.


    Insgesamt gebe ich dem Roman 7 von 10 Punkten.