Nach dem Schmerz - Lucas Grimm

  • Klappentext lt.amazon.de
    Die gefeierte Cellistin Hannah Gold berührt die Menschen mit ihrer Musik, doch an sie selbst kommt nichts und niemand heran: Seit sie vor 25 Jahren gefoltert wurde, kann Hannah keinen Schmerz mehr empfinden. Die damals Siebenjährige wurde vor den Augen ihres Vaters, einem Staatssekretär im Wirtschaftsministerium der DDR gequält, um geheime Informationen aus ihm herauszupressen. Er schwieg - aber schwieg er mit Absicht, um den Preis ihres Lebens? Hannah hat ihren Vater nie wieder gesehen, bis er eines Abends plötzlich in einem ihrer Konzerte sitzt. Von da an wird sie in einen Strudel aus alten und neuen Machenschaften hineingezogen. Wird verfolgt, angegriffen, gejagt. Es gibt keinen sicheren Ort mehr für sie, und sie begreift, dass es nur einen Ausweg geben kann: Sie muss hinter das Geheimnis ihres Vaters kommen.


    Zum Autor
    Lucas Grimm ist das Pseudonym eines erfolgreichen Drehbuchautors, der sein Leben jahrelang als Musiker, Schauspieler, Filmemacher und Entrepreneur gefristet hat. Nach einem Schicksalsschlag ist er mehrere Monate durch Amerika, Indien, Tansania und Israel gereist und hat begonnen zu schreiben. Der Thriller „Nach dem Schmerz“ ist sein erster Roman.


    Meine Meinung
    Ich muss gestehen, das mich solche Bücher, mit den Hauptthemen Agenten, ehemalige DDR und Spionage eigentlich immer abschrecken, da mir das meistens alles so kompliziert und unübersichtlich ist, aber hier hat mich Lucas Grimm an die Hand genommen und mir gleich zu Beginn erklärt, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört und wer was warum tun muss. Das hat es mir extrem erleichtert und ich kann sagen, ich kam beim Lesen sehr gut klar.
    Mit dem Journalisten David Berkoff und der Cellistin Hannah Gold hat der Autor zwei so unterschiedliche Charaktere erschaffen, die sich zwar innerhalb der Geschichte finden da sie dasselbe Ziel haben, nämlich die Rosenholz-Dateien zu finden, aber ergänzen tun sie sich wahrlich nicht. Beide haben eine andere Absicht um diese aussagekräftigen CD-ROM zu finden. Berkoff will als Journalist wieder oben auf sein und Geld scheffeln, Hannah will herausbekommen, ob ihr Vater damals wirklich den Code nicht wusste, ober ob er absichtlich schwieg und somit billigend in Kauf nahm, das sie so gefoltert wurde.
    Doch schon nach kurzer Zeit merken beide, das noch andere Gruppierungen hinter diesen Informationen her sind und zwar welche aus alten DDR-Zeiten und der BND.
    Am Ende überrascht Grimm den Leser wieder, aber mich nicht, denn ich dachte es mir schon irgendwie, denn zu Beginn wird eine Tatsache nicht richtig er- bzw. aufgeklärt und siehe da, meine Ahnung bestätigte sich.
    Richtige Spannung kam für mich leider erst ab der Hälfte des Buches auf und zum Ende hin hat der Autor alles an Action rausgeballert was noch sein musste. Hier hätte ich mir als Thriller-Fan gewünscht, das dies schon etwas früher passiert wäre und gleichmäßiger verteilt im Aufbau der Geschichte.
    Wer aber gerne spannende Geschichten liest, die sich aus der Vergangenheit bis in das heutige Leben ziehen, der kann sich mit diesem Buch getrost einen schönen Lesetag machen.

  • Hannah Gold ist eine gefeierte wie gefürchtete Cellistin. Sie ist ein Genie in der Musik und ein Teufel im sozialen Leben. Und sie fühlt keinen Schmerz. Nicht mehr, seit sie als Kind vor den Augen ihres Vaters von Russen gefolter wurde. Hannah hatte mit der Vergangenheit abgeschlossen. Bis ein Hinweis sie zwingt, die Vergangenheit erneut aufleben zu lassen...


    "Nach dem Schmerz" ist der erste Thriller von Lucas Grimm und hat mir insgesamt gut gefallen. Der Autor verbindet geschickt die Spionage in der DDR mit der Gegenwart und zeigt, wie durchtrieben beide Staaten vor dem Fall der Mauer waren. Beängstigend!


    Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet. Dabei verfolgt man nicht nur Hannah Gold, die sich mit alten Feinden konfrontiert sieht, sondern begleitet auch den gescheiterten und echt unsympathischen Journalisten David Berkoff, der in Kriegsgebieten mehr Elend gesehen hat, als sein Hirn aushalten könnte. Und so muss der Leser sich nicht nur mit der DDR und ihren Machenschaften befassen, sondern erlebt hautnah mit, wie sich der Journalist das Hirn zu Brei säuft. Für mich ist dies eine gelungene Mischung und sie hat mich direkt in ihren Bann gezogen.


    Denn weder Hannah noch David sind Sympathieträger. Im Gegenteil, Berkoff ist ein abgewracktes Arschloch, den ich im echten Leben mit Verachtung und Missbilligung gestraft hätte. Getrieben von der Gier nach Erfolg, nach Bewunderung und nach Geld geht er über Leichen und verspieltes Vertrauen. Hannah ist da zwar anders, dennoch keineswegs liebenswürdiger. Als gefeierte Cellistin erlaubt sie sich so gut wie jede Macke, die einem einfallen kann. Zudem sind ihr Menschen, die sie lieben, herzlich egal. Sie kennt nur eine Person: sich selbst. Und selbst diese Person würde sie zerstören, wenn es sie zum Ziel führt. Für mich müssen Charaktere nicht liebenswert sein, um eine Geschichte toll zu finden. Hier hat es sehr gut gepasst, dass David und Hannah vom Leben gezeichnete und gebrochene Persönlichkeiten sind.


    Die Story selbst ist spannend und über weite Strecken fesselnd. Lucas Grimm fordert seine Leser zum Mitdenken und Kombinieren heraus. Er schafft es, innerhalb weniger Kapitel die Geschichte der Spionage zwischen DDR und BRD anschaulich und greifbar zu erklären, ohne dabei Infodumping zu betreiben. Auch die Verwicklungen des Verfassungsschutzes hat er für mich glaubwürdig dargestellt. Lediglich im letzten Drittel verliert sich Lucas Grimm in Verfolgungsjagden, von denen ich aufgrund der Vielzahl leicht angenervt war. Ingesamt ist der Thriller aber gelungen.


    Der Stil des Autors ist sehr gut und flüssig zu lesen. Seine Erzählweise ist direkt, manchmal nachdenklich, aber nicht gelangweilt. Toll!


    Fazit: die DDR ist nicht so tot, wie wir dachten. Ich kann das Buch empfehlen.