'Ein Stern am Sommerhimmel' - Seiten 100 - 191

  • Zweiten Abschnitt durch, meine Meinung hat sich nicht sonderlich verbessert.


    Immerhin klärt sich im Laufe der Kapitel die Tatsache, weshalb Angie dunkelhäutig ist: sie wurde von Deacon und Belinda adoptiert. Jetzt ergibt das einen Sinn, vorher war es doch recht verwirrend.


    Je weiter es im Buch voran geht, um so mehr scheint es mir, als ob das alles mehr oder weniger kaputte Typen sind. Am wenigsten „kaputt“ ist wohl Laurel, die hat ja auch einen Beruf, mit dem sie mit beiden Beinen auf der Erde steht. Buck scheint auch mehr oder weniger normal zu sein, aber man weiß bisher noch zu wenig über ihn. Aber alle anderen sind doch irgendwie ... krank.


    Das Buch ist zweifellos gut geschrieben, und ich möchte wissen, worauf das Ganze hinausläuft. Bisher habe ich auch noch nicht das Ende gelesen, was ich ansonsten eigentlich immer tue (und manchmal sogar bei Leserundenbüchern), denn beim Lesen ist für mich in aller Regel der Weg das Ziel. Aber hier habe ich das Gefühl, wenn ich das Ziel (also das Ende) kenne, würde ich nicht mehr weiter lesen, weil mich der Weg nicht mehr sonderlich interessieren würde. Was normalerweise eher umgekehrt ist.


    Tut mir leid, daß ich nicht positiver schreiben kann; wäre das Buch als „Drama“ angekündigt worden, wäre ich möglicherweise recht angetan davon. Aber so etwas als „Sommerbuch“ mit einem als „leicht und luftig“ erscheinenden Cover anzubieten, und dann ein Drama zu liefern - das ist ... suboptimal, um es mal sehr höflich und zurückhaltend auszudrücken.


    Wenn das wo weiter geht, gibt das mein erstes und letztes Buch der Autorin. Ich bin selbst gespannt, ob sich diese Einschätzung noch ändert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Wie die Intermezzo eingeschoben werden, finde ich gut gemacht, da man so durch die Ereignisse der Vergangenheit, die Figuren noch besser kennenlernt.



    Eins gefällt mir stilistisch im Roman nicht so gut: Die Vergleiche von Alltäglichen auf eine oberflächliche Film- und Fernsehlandschaft.
    Zum Beispiel auf Seite 114 auf den Film “Eine ganz normale Familie“, der “ihr Leben veränderte”. Ist das nicht übertrieben? Wieso der ihr Leben veränderte wird übrigens nicht gesagt.
    Oder noch schlimmer schon im letzten Abschnitt der Jeep, der aussieht wie aus “”Ein Käfig voller Helden” (miserable alte TV-Serie)
    Oder schon am Anfang “Es ist wie eine Szene aus Drei Mädchen und drei Jungen” usw.


    Was soll man damit anfangen?
    Das wirkt zum Teil unangemessen, aber auch als eine Art sinnentleerten Namedropping.


    Zum Glück nimmt das auf den bisher gelesenen Gesamttext doch nur einen geringen, erträglichen Raum ein.

  • Na ja, es kann schon passieren, daß man von einem Film so angesprochen wird, daß man Einstellungen und möglicherweise in der Folge auch sein Leben verändert. Und es müssen nicht immer die von Kritikern hoch und noch höher gelobten Filme sein.


    Ich habe allerdings über den größten Teil des Buches diese Hinweise meist kommentarlos überlesen, weil mir - ist das eine Bildungslücke? - die meisten Titel und auch Personen wenig bis nichts sagen und oft sogar unbekannt sind.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Vielleicht sind diese Filme/Serien in den USA bekannter als bei uns. :gruebel


    Mag sein. Vielleicht bin ich in der Hinsicht auch nicht die Zielgruppe. Ich habe teilweise auch angenommen - das ist immerhin ein Roman - daß die Autorin Namen und Filme erfunden hat.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Vielleicht sind diese Filme/Serien in den USA bekannter als bei uns. :gruebel


    Die Serien waren zu ihrer Zeit sogenannte Gassenfeger. Und die Bradys (3 Mädchen und 3 Jungen) ist der Inbegriff einer Vorzeigefamilie. Patchwork zwar, aber alle Probleme lassen sich in 45 Minuten lösen. :-]


    Wenn jemand von einem derartigen Jeep schreibt, weiß man gleich, dass man mit solch einem Gefährt auch jede Dschungeldurchquerung schafft. Auf einer Insel ist er sicher überdimensioniert, was damit auch auf seinen Besitzer schließen lässt.


    Es hilft auch, sich das Idealbild einer Familie der US-Amerikaner vor Augen zu halten. Bei Deacon und Belinda war es ganz weit entfernt, weil beide so berühmt und wohlhabend waren.

  • Seite 124 gibt es endlich mal eine, wenn auch kurze, Strandpassage.
    "Vor ihnen lag der Ozean: dunkelblau, laut und majestätisch.


    Von der Queen der Strandromane erwartet man eigentlich mehr in der Art.






    Mir ist jetzt übrigens eingefallen, an wen mich die Autorin latent erinnert. An Patti Callahan Henry. Okay, ein subjektiver Eindruck, aber immerhin hatten wir mit einem Buch dieser Autorin vor wenigen Jahren auch schon einmal eine Leserunde.

  • Auch mit den vielen Personen stimme ich SiColliers Meinung im vorhergehenden Leserundenabschnitt zu, anfänglich kam ich da ziemlich häufig ins Trudeln, aber mittlerweile komme ich einigermaßen klar.
    Trotzdem wäre ein Stammbaum oder ein Personenverzeichnis hilfreich.
    Die Namen der Schauspieler etc. kenne ich zum Teil, beispielsweise "Meryl" und "Brosnan", aber die meisten Film- und Songtitel sagen mir nichts, was mir aber auch relativ egal ist.
    Auf S. 159 stolperte ich über "Knicks". Habt ihr dazu eine Idee?
    Eine direkte, starke Abneigung habe ich gegenüber keiner der Personen, hingegen mag ich einige recht gern, PJ zum Beispiel, Laurel. Für andere wie Hayes und Belinda bin ich in der Lage, meistens zumindest Mitgefühl oder Verständnis aufzubringen. Sie sind enttäuschte, getriebene, nach Liebe suchende Wesen.
    Insofern finde ich die Geschichte auch gar nicht mal so übel, erinnert mich ein wenig an diese Flutgeschichte mit den Zwillingen, den Dinosauriern, Ölsuchern etc aus Texas aus einer Leserunde von vor etwa einem Jahr
    Testleserunde in Zusammenarbeit mit dem Goldmann Verlag ab: 25. September 2016
    die mir recht gut gefiel.
    Zuerst hatte ich befürchtet, dass ich so enttäuscht werden würde wie bei den Küchengeheimnissen des Mittleren Westens, die ja gerade wieder hier Begeisterung hervorrufen, mich aber mit den puzzleartig aneinander gereihten Schilderungen von vielen düsteren Charakteren mit Hang zur Kriminalität anstelle der erwarteten Einblicke in die Glamour-Erlebnisse einer Küchenkönigin der High Society tief enttäuschten.
    Ich bin dann mal weiterlesen :grin :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Ungewollte Kinder. Deacon war eines. Hayes fühlte sich hinter Angie zurückgesetzt. Angie ist sich als adoptiertes Kind der Liebe ihrer Eltern, besonders der Mutter unsicher. Wie es Ellery damit geht, weiß man nicht, da sie bisher nicht beschrieben wurde. Wenn ich das richtig sehe, dann treten Scarlett und sie im Roman gar nicht persönlich auf, sondern nur in den Worten der anderen.


    Buck bekommt für seine Eskapade mit Belinda fette Minuspunkte von mir. So triebgesteuert erschien er mit bisher gar nicht, dass er Belindas "Attacken" derart hilflos ausgeliefert ist. PJ, der junge Freund Deacons hat einen sympathischen Auftritt. Mal sehen, ob der im weiteren Verlauf auch auf Belindas Schein hereinfällt.


    Angie ist adoptiert. Ich hatte mir das so erklärt, dass Belinda dunkelhäutig ist und sie mit Deacon folgerichtig ein dunkelhäutiges Kind haben muss. Adoptiert ist natürlich wieder eine andere Kragenweite. Bis auf ihre Affäre mit dem verheirateten Joel ist sie mir sympathisch. Dass sie mit dieser Mutter nicht klarkommt, ist nicht weiter verwunderlich. Da kracht es bestimmt noch sehr unterhaltsam.


    Hayes ist kaputt. Bin gespannt, wann seine Welt zusammenkracht oder ob er es schafft, seiner Familie die zwei Tage was vorzumachen. Trotzdem habe ich Respekt davor, dass er trotz seines schlimmen Zustands seinem Vater die letzte Ehre erweisen will. Das Elin Hilderbrand die Queen der Strandromane ist, merkt man der Geschichte bisher nicht an. Mal sehen, wie es weitergeht...

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Danke, Herr Palomar :anbet
    Darauf wäre ich nie gekommen, bei mir war der Begriff mit einer Landschaftsform und einer "Manierenform" besetzt, sonst hätte ich gegoogelt.


    Suzann, das war eine gutformulierte Zwischenbilanz :anbet
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Da ich heute etwas Zeit zum Lesen hatte, habe ich gleich noch den nächsten Abschnitt beendet und weiterhin gefällt mir das Buch gut. Es ist interessant, wie sich langsam die Zusammenhänge innerhalb der Familie entwirren und wir erfahren was in der Vergangenheit passiert ist.
    Auch die Situation der Personen in der Gegenwart wird gut beleuchtet, Hayes mit seinem Drogenproblem, Angie mit ihrer etwas komplizierten Beziehung zu Joe. Ich kann mir schon vorstellen, dass es in dieser Familie viele Probleme untereinander gibt, haben doch zumindest die Frauen einigen Gründe eifersüchtig aufeinander zu sein.
    Dieses Buch ist relativ ruhig, ohne viel Aktion, es lebt vom reinen Erzählen, so entwickelt sich ein sehr interessantes Bild dieser Familie.

  • Also ich mag die Geschichte bisher. Zu Beginn dachte ich auch, dass es mir mit den verschiedenen Personen zu viel Durcheinander werden würde aber das ist nicht passiert. Alle Protagonisten werden der Reihe nach beschrieben: erste Ehefrau, erstes Kind, zweite Frau, das gemeinsame Kind.... das passt für mich.


    Hayes ist durch seinen Vater ja auch irgendwie in die Glitzerwelt reingerutscht und scheint, wie dieser auch, nur mit Drogen damit zurecht zu kommen. Außerdem hat er offenbar noch immer das Gefühl, dass er vom Vater weniger geliebt wurde als die adoptierte Schwester. Dass er sich mit dieser trotzdem sehr gut versteht hat mich überrascht. Von den Frauen mag ich Laurel am liebsten. Dass es ihnen unter den gegebenen Umständen schwer fällt, gut miteinander auszukommen kann ich verstehen, dennoch sind sie alle (außer Scarlet) gekommen, das rechne ich Ihnen an. Deacon scheint es sich immer ein wenig leicht gemacht zu haben und hat nie einen ordentlichen Schnitt gemacht. Irgendwie wollte er Laurel scheinbar gar nicht verlassen und hat dann aber doch den Ruhm und das Geld von Belinda mehr gewollt.

  • Zitat

    Original von Sandrah
    Hayes ist durch seinen Vater ja auch irgendwie in die Glitzerwelt reingerutscht und scheint, wie dieser auch, nur mit Drogen damit zurecht zu kommen.


    Schon Deacons Vater Jack hatte ein Alkoholproblem und hat die Familie verlassen. Deacon selbst war auf Alk und Drogen und wechselte regelmäßig die Familien.
    Da ist es keine Überraschung, dass auch Hayes ein unstetes Leben auf Drogen führt. Er folgt dem Muster und es scheint auch eine familiäre Anfälligkeit dafür zu geben.


    Die Frage ist nur, kann dieses Muster überhaupt gebrochen werden.

  • Was mir sehr gefällt, ist Deacons Liste seiner Lieblingswörter und der unmöglichen Wörter, über die seine Familienmitglieder oder zumindest Angi Bescheid wissen. Eigentlich untypische für einen "saufenden Koch", oder?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    Das Elin Hilderbrand die Queen der Strandromane ist, merkt man der Geschichte bisher nicht an. Mal sehen, wie es weitergeht...


    In einem Interview, dass Good Reads 2016 mit der Autorin führte, wurde diese Frage nach dieser Einstufung geführt, die ja die Erwartungshaltung prägt. Die Antwort finde ich ganz interessant und zitiere hier aus dem Interview:


    Zitat

    GR: You're known as the queen of the summer beach read, yet your novels deal with quite heavy themes. How would you describe your books?


    EH: People sometimes ask if I resent the fact that I've been pigeonholed as a "summer read" or "beach read," and the answer is no. For me, that's a sales platform, and if people are going to buy my books to read on the beach, that's great. I live in a summer beach resort. But Nantucket as an island is a lot more complicated than that. And my books are more complicated than that. So what I'm striving for is not anything that needs to be decoded or will take a lot of brain power but something that is better than your average fluffy beach read and is more serious, with more complicated characters. When I read, I am looking for narrative drive. I want to care about the characters, and I want the plot to move along. Nobody wants to read about a bunch of rich, perfect Nantucketers. They want complicated, flawed people they can relate to, so that is what I try to provide: a better beach read.


    Quelle: http://www.goodreads.com/inter…how/1134.Elin_Hilderbrand

  • Zitat

    Original von Taubenschlag
    ...
    Dieses Buch ist relativ ruhig, ohne viel Aktion, es lebt vom reinen Erzählen, so entwickelt sich ein sehr interessantes Bild dieser Familie.


    Es versucht zumindest, ruhig zu sein. :grin Wenn du mal genauer hinschaust, schlägt es ganz schön hohe Wellen, mal ganz abgesehen von den Drogenproblemen. Emotional ist hier jede Figur über 15 Jahre irgendwie aufgewühlt.