Titel: Die Kinder des Sisyfos Bd.1. Ein Frühling irrer Hoffnung
Autor: Erasmus Schöfer
Verlag: Dittrich
Erschienen: März 2001
Seitenzahl: 493
ISBN-10: 3920862686
ISBN-13: 978-3920862682
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Das sagt der Klappentext:
Das Jahr 1968: Viktor Bliss, Münchner Universitätsdozent und Lena Bliss, Gewandmeisterin an den Kammerspielen, werden aus ihrer bürgerlichen Genügsamkeit gerissen. 1968, das bedeutet: Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, Unruhen nach dem Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke und die bevorstehende Verabschiedung der Notstandsgesetze. Frauenemanzipation, sexuelle Befreiung und Sturz der Autoritäten, all das hinterlässt auch in der persönlichen Beziehung von Lena und Viktor Bliss seine Spuren. Die Besetzung der Druckerei des Springer-Konzerns und der Streik an den Kammerspielen, an dem Therese Giehse, Peter Stein, Bruno Ganz und Edith Clever beteiligt sind, sind für sie ein weiterer dramatischer Höhepunkt.
Der Autor:
Erasmus Schöfer, 1931 bei Berlin geboren und dort aufgewachsen, hat später in Köln, Freiburg, München, Neuss, in Paris und auf den Inseln Patmos und Ithaka als freier Schriftsteller gelebt. Er arbeitete mehrere Jahre in Berliner und Kölner Fabriken, promovierte in Bonn in Sprachwissenschaft und Philosophie, war einer der Gründer und Vorsitzender des »Werkkreis Literatur der Arbeitswelt«, Mitinitiator und Autor des »Industrietheater Der Wahre Anton« und Mitarbeiter im Bundesvorstand des Deutschen Schriftstellerverbandes (VS). Er ist seit 1980 Mitglied des Deutschen P.E.N.-Zentrums.
Meine Meinung:
Dieses Werk von Erasmus Schöfer ist auf vier Bände angelegt und behandelt die Zeit von 1968 bis 1990. In diesem ersten Band geht es um die politische Situation im Jahre 1968 – ein Jahr mit beträchtlichen Auswirkungen auf die weitere Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Dieser in sich abgeschlossene Roman ist ohne Frage ein echter Lesegenuss – mehr wahrscheinlich für die, die diese aufregende Zeit auch hautnah erlebt haben, die bei den Anti-Springer-Demonstrationen dabei waren, die gegen den Krieg der USA in Vietnam fast täglich auf die Straße gingen – junge Menschen mit einem politischen Bewusstsein, dass sich erst im Lauf der Sechziger Jahre entwickelt hatte. Es wurde unglaublich viel und kontrovers diskutiert – glücklicherweise ohne die Klugscheisser und Besserwisser, die wir heutzutage immer bei politischen Diskussionen antreffen und die meinen, nur sie wären im Besitz der allgemeingültigen Wahrheit.
Nein, damals wurde quasi suchend diskutiert. Alles war auf er Suche nach neuen Wegen, raus aus dem Adenauer-Muff der Fünfziger.
Schöfer macht eine Zeit lebendig, die so ungeheuer viel bewegt hat. Und nach wenigen Seiten hat man sich auch an seinen Schreibstil gewöhnt. Hastig ohne dabei überhastet zu wirken, Sätze deren Fluss durch so manche Stromschnelle erst Gewicht bekommen.
Der Autor hat etwas zu sagen – und er sagt es auch.
Manches wirkt wie der Kinderkreuzzug der Revolution, guter Wille aber allein genügt nicht.
Ein sehr lesenswerter Roman – einerseits für die, die dabei gewesen sind und andererseits für die, die wissen möchten wie es denn seinerzeit gewesen ist. 8 Punkte.