Alex Beer - Der zweite Reiter
Inhalt:
Wien, 1919. Der erste Weltkrieg ist verloren und in der einst so glanzvollen Stadt herrschen Hunger und Elend. Als der Polizeiagent August Emmerich über die Leiche eines ehemaligen Soldaten stolpert, glaubt er zunächst an einen Selbstmord. Doch schon bald stößt er auf eine schreckliche Wahrheit, die ihn vom Jäger zum Gejagten macht.
Meine Meinung:
Dies ist der erste Kriminalroman um den Rayonsinspektor August Emmerich und ich bin begeistert.
Es saugt einen von Beginn an in die Zeit der Entbehrungen und mit August Emmerich, Kriegsversehrter, der mit seinem neuen Assistenten Ferdinand Winter eigentlich Jagd auf einen Schleichhändlerring machen soll, stolpert über einen Selbstmord, der ihn misstrauisch macht...und setzt durch seine Nachforschungen eine Kette von weiteren Ereignissen in Gang, zu denen ich nichts schreiben kann, ohne dabei zu spoilern.
Mir haben die beiden Hauptfiguren sehr gut gefallen, August lebt mit Luise und ihren drei Kindern zusammen, deren Mann als gefallen gemeldet ist. Er liebt sie und kümmert sich aufopferungsvoll, man merkt, dass er im Privatleben ein anderer Mensch ist. Doch auch vor dem Privaten macht das Schicksal nicht Halt.
Ferndinand stammt aus gutem Hause, doch es ist in den Zeiten der Entbehrungen mehr Schein als Sein und die anfänglichen Vorurteile lösen sich im Laufe der Geschichte auf. Er war mir von Beginn an sehr sympathisch und am Ende habe ich an einer Schlüsselstelle dann auch einmal den Atem angehalten...
Das gesamte Drumherum in der Geschichte über den Schleichhändlerring, die Mädchen aus gutem Hause, die sich zum Überleben nun auch prostituieren und die Träume der Menschen vom Auswandern werden stimmig in das Buch eingeflochten und man taucht in das historische Setting ab.
Mein heimlicher Held in diesem Buch - und ich hoffe, wir werden noch viel von ihm lesen - ist
Kolja.
Der Schreibstil ist eindringlich, die Figuren nehmen einen gefangen...und die Geschichte tut es mit all ihren Facetten auch. Krankheiten, Leiden, die pharmazeutische Entwicklung und der Durchbruch eines Medikaments namens Heroin, aber auch Freuden bilden starke Kontraste in dem Buch, die das vielschichtige Leben verdeutlichen.
Sprachlich und dramaturgisch packend. Die Atmosphäre hat mich vollkommen gepackt. Daher:
10 Punkte.