Menschenfischer - Jan Seghers

  • Gebundene Ausgabe: 432 Seiten

    Verlag: Kindler; Auflage: 1 (7. November 2017)

    ISBN-10: 3463406705

    ISBN-13: 978-3463406701



    Kurzbeschreibung


    Kommissar Marthalers sechster Fall

    1998: Man hatte dem Jungen die Kehle durchgeschnitten, ein Stück Fleisch aus dem Oberschenkel entnommen, die Hoden abgetrennt. Spielende Kinder entdecken die Leiche. Der Mord an Tobias Brüning löst eine der größten Polizeiaktionen der Nachkriegsgeschichte aus. Obwohl es ein Phantombild gibt, wird der Täter nie gefasst.

    2013: Kommissar Marthaler erreicht aus der französischen Kleinstadt Marseillan der Hilferuf seines alten Kollegen Rudi Ferres. Angeblich sind neue Spuren im Fall Brüning aufgetaucht. Marthaler fährt ans Mittelmeer, um Akten und Fall zu übernehmen. Schon bald gibt es einen neuen Hinweis. Und endlich auch einen Namen.

    Die Spur führt in ein finsteres Tal am Rhein, nicht weit von der Loreley. Dort sind gerade zwei Roma-Jungen spurlos verschwunden. Kommissarin Kizzy Winterstein, selbst eine Romni, befürchtet das Schlimmste. Und tatsächlich findet man die beiden Kinder tot.

    Erst wenig glücklich über die Ermittlungen des Frankfurter Kollegen auf ihrem Gebiet, begreifen Marthaler und Winterstein bald, dass sie am selben Fall arbeiten. Und es mit einer Bande brutaler Menschenhändler zu tun haben.



    Autor


    Jan Seghers alias Matthias Altenburg wurde 1958 geboren. Der Schriftsteller, Kritiker und Essayist lebt in Frankfurt am Main. Nach dem großen Erfolg von "Ein allzu schönes Mädchen" und "Die Braut im Schnee" folgte "Die Partitur des Todes", ausgezeichnet mit dem Offenbacher Literaturpreis sowie dem Burgdorfer Krimipreis. Danach erschienen "Die Akte Rosenherz" sowie "Die Sterntaler Verschwörung". Alle Romane wurden für das ZDF verfilmt und von über 30 Millionen Menschen gesehen. In seinem neuesten Kriminalroman, "Menschenfischer", wird Kommissar Robert Marthaler seinen sechsten Fall lösen.



    Meine Meinung


    Marthaler bekommt einen Anruf von seinem früheren Kollegen Rudi Ferres, der jetzt in Frankreich lebt und der ihn anfleht, schnellstens zu ihm kommen. Die Lösung eines alten, ungelösten Falles bezüglich des Mordes an Tobias Brüning ist zum Lebensinhalt von Ferres geworden. Er hat Unterlagen in ungeahnter Menge gesammelt. Durch 9/11 wurde damals die Aufmerksamkeit von der Geschichte abgelenkt, aber jetzt konnte Ferres das Fernsehen anstacheln, wieder eine Sendung zu diesem Thema zu bringen. Im Background soll Marthaler Zuschauerhinweisen nachgehen und Fragen beantworten. Nur es muß eine Person geben, die die Wiederaufnahme boykottieren möchte und Marthaler kommt in Frankreich in lebensbedrohliche Gefahr. Nach seiner Rückkehr muß er sich mit den Kollegen in Frankfurt auseinandersetzen, die bezüglich eines Anschlags recherchieren, daher aktuell seine Arbeitskraft bräuchten und kein Verständnis für Ermittlungen in einem cold case zeigen.


    In einem weiteren Strang lernt man Louise Manderscheid, eine Biobäuerin, kennen. Früher hatte sie in der sog. Grube Kreuzberg in einer Wohngemeinschaft/Kommune gelebt, aber nach dem Wegzug der anderen Mieter hat sie das Anwesen gekauft. Ihre Produkte vom Hof vermarktet sie sehr erfolgreich und sie liebt ihre Einsamkeit. Momentan hat sie das Gefühl aus dem nahe gelegenen Wald heraus beobachtet zu werden und gleichzeitig erwischt sie dort zwei kleine, verwahrloste Buben, die sie mit nach Hause nimmt. Sie sprechen sehr wenig und Louise verköstigt und beherbergt sie. Am nächsten Tag sind sie spurlos verschwunden und werden später nur noch als Leichen in einem Stollen gefunden.



    Der Autor hat auch in seinem 6. Fall mit Robert Marthaler einen von Beginn an spannenden, realistischen Krimi abgeliefert, vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, daß dieses Buch auf einer wahren Geschichte basiert. Es geht u.a. um brisante Themen wie Menschenhandel, Flüchtlinge, Prostitution und Pädophilie.


    Beim Lesen hatte ich natürlich immer Matthias Koeberlin als Marthaler vor Augen, so konnte ein echtes Kopfkino ablaufen. Der Schreibstil liest sich flüssig und fesselnd, aber nicht unbedingt für zart besaitete Leser. Marthaler beschreibt er sehr menschlich und authentisch, seine Handlungen sind nachvollziehbar. Die Freundschaft mit Tereza scheint mit ihrer Schwangerschaft und Heirat jetzt endgültig beendet zu sein. Aber er kommt mit dem Thema Frauen gut klar und vergräbt sich nicht. Mit Kizzy Winterstein, einer neuen Kollegin, die ihm sowohl beruflich als auch privat auf Augenhöhe begegnet, scheint sich etwas anzubahnen. Bei ihren Ermittlungen wird ihnen bald klar, daß es hier um mehr geht und es bei den zuerst völlig unterschiedlichen Fällen einige Schnittstellen gibt, die am Ende auch alle zusammenführen und insgesamt befriedigend abgeschlossen werden können. Auch die Nebenfiguren (besonders hervorzuheben wäre Freund und Pathologe Carlos) fand ich sehr gut dargestellt und konnte sie mir bildlich gut vorstellen.




    Ich habe das Buch in 2 Tagen gelesen, fühlte mich dabei bestens unterhalten und muß jetzt leider wieder einige Zeit auf den nächsten Band warten.