Stationen einer Annäherung – Peter Hamm

  • Peter Handke und kein Ende


    Verlag: Wallstein, 2017

    164 S


    ISBN: 978-3-8353-3156-3


    Kurzbeschreibung:

    Besprechungen, Essays und Vorträge aus 50 Jahren, geschrieben von Peter Hamm, der von einem scharfen Kritiker zu einem engen Freund des Dichters wurde.


    Dass ein Kritiker das Werk eines Schriftstellers über fast 50 Jahre begleitet, wird nicht eben häufig sein, aber dass so eine Geschichte mit einer Polemik beginnt, dann zu einer langsamen Annäherung führt, zu einer immer tiefer gehenden Auseinandersetzung, für die gerade das Stichwort Langsamkeit bedeutend ist, und schließlich zu einer Lebensfreundschaft – das dürfte einzigartig sein. Das erste Mal schrieb der junge Lyriker und Kritiker Peter Hamm schon im aufgeheizten politischen Klima von 1968 über den damals gerade 26-jährigen Peter Handke, dessen gegen die Sprache des SDS gerichteten Aufsatz »Totgeborene Sätze« er in der Zeit als »peinlich« und »bestürzend« zurückwies. Vier Jahre später bescheinigt er dem Autor von »Der kurze Brief zum langen Abschied« immerhin: »Jetzt kann er Ich sagen«. Aber es ist noch ein weiter Weg, bis aus Verständnis Einverständnis wird und bis Peter Hamm anlässlich der Verleihung des Schiller-Preises seine begeisterte Laudatio auf Peter Handke hält oder bis er im neuen Jahrtausend in weit ausholenden Aufsätzen »Mein Jahr in der Niemandsbucht« und »Der Bildverlust« würdigt.

    Peter Hamm legt verborgene Bezüge und Motive in Handkes Werk offen, und er beteiligt die Leser an diesem Entdeckungsprozess. Er kann das aus einer genauen Werkkenntnis heraus wie wohl kein anderer.


    Über den Autor:

    Peter Hamm, geboren 1937 in München, ist Lyriker, Herausgeber, Kritiker und Dokumentarfilmer . Er arbeitete viele Jahre für den Bayerischen Rundfunk und lebt in Tutzing.


    Mein Eindruck:

    Peter Hamm ist bekannt als elitärer Literarturkritiker und als Kenner des Werkes und der Person Peter Handke. Er hat sogar schon einmal einen Film über ihn gemacht.

    Da Hamm so ein Handke-Kenner ist und dieses Buch mit der ansprechenden Gestaltung samt Schwarzweißcover vom Walstein-verlag kommt, war ich überrascht, dass das Buch mir nicht besonders zusagte.

    Zwar ist die Auswahl mit Kritiken zu den verschiedensten Handke-Texten, einer Filmanalyse, Briefwechsel und sogar eine Laudatio breit gefächert, aber sie entsprach nicht meinen Erwartungen. Warum sind mehrere uralte Texte von 1968, 1968, 1972 … enthalten, aber nichts Aktuelleres als 2011, 2012? Die alten Texte sind ohne aktuellen Kontext kaum noch von Interesse.


    Bei den thematisierten Romanen handelt es sich um Langsame Heimkehr, Der kurze Brief zum langen Abschied, Der Chinese des Schmerzes, Am Felsfenster herunter und Der Bildverlust. Die Romane, die mir mehr bedeuten wie Die morawische Nacht, Wunschloses Unglück, Die Lehre der Sainte-Victoire und Kindergeschichte fehlen alle, aktuelle Bücher sowieso. Das ist schon enttäuschend, obwohl die verbleibenden Essays überwiegend schon lesenswert sind.