Peer Steinbrück - Das Elend der Sozialdemokratie. Anmerkungen eines Genossen

  • Titel: Das Elend der Sozialdemokratie. Anmerkungen eines Genossen

    Autor: Peer Steinbrück

    Verlag: C.H. Beck

    Erschienen: März 2018

    Seitenzahl: 189

    ISBN-10: 3406722326

    ISBN-13: 978-3406722325

    Preis: 14.95 EUR


    Ja, ich weiß: Der Verlierer von 2013 sollte sich mit einer Analyse der Wahlniederlage der SPD vom September 2017 zurückhalten. Für manch einen könnte es so aussehen, als versuchte ich, eigene Verantwortung kleinzuschreiben oder nachzutreten.“


    Mit diesem Satz beginnt das Buch von Peer Steinbrück.


    Und wenn man das Buch dann aus der Hand legt, dann kommt einem sinngemäß der Satz der Vulgärchefin der SPD in den Sinn:

    "Ab morgen kriegen sie in die Fresse"


    Nur haut Steinbrück keiner Regierung oder keiner anderen Partei „in die Fresse“ - nein, seine intensive Kauleistenmassge gilt ausschließlich den SPD-Genossen. Gnadenlos fährt er mit seiner Partei Schlitten – und es stellt sich die Frage: Nützt es was? Oder ist die SPD einfach nur beratungsresistent und trauert dem Gestern nach.


    Schonungslos analysiert Steinbrück die Fehler seiner Partei, die ihm bei aller Kritik offensichtlich immer noch am Herzen liegt. Er zeichnet die Versäumnisse und Fehler des Wahlkampfes 2017 auf und zwischen den Zeilen kann man immer wieder lesen: „Eigentlich ist der Martin Schulz eine ganz arme Sau!“.

    Schulz wurde genau wie Steinbrück in das „Haifischbecken WBH“ geworfen – und aus diesem Becken kommt eigentlich niemand heil raus.


    Steinbrück beschäftigt sich intensiv mit der Flüchtlingskrise und lässt es da an Kritik an ihrer Heiligkeit und Allwissenheit Merkel nicht fehlt. (Nach dem linksgrünen Sprachgebrauch – den wir auch hier im Forum finden – ist Steinbrück also Nazi, Rechtspopulist und Rassist).

    Mitnichten.

    Er nimmt sich der Menschen, die gerade bei diesem Thema von der Politik schmählichst alleingelassen wurden. Er versteht den Frust und die Unzufriedenheit der Menschen mit der Politik.


    Und dazu gehört eben auch seine Kritik an der Justiz. Sie ist einfach nicht in der Lage die riesigen Aktenberge abzuarbeiten. 140.000 Haftbefehle warten lt. des Vorsitzenden des Deutschen Richterbundes auf ihr Vollstreckung.


    Steinbrück schreibt auch über den Begriff „Leitkultur“ - und unternimmt den lobenswerten Versuch die Polemik aus dieser Diskussion herauszunehmen.


    So verurteilt er die 10 Thesen von Thomas de Maiziere eben nicht in, sondern geht auf sie ein. Und schreibt dazu einen Satz, den sich viele wirklich hinter die Ohren schreiben sollten:


    Die Erfahrung, das Interviews, Reden oder Thesenpapiere Empörungswellen und Erregungszustände bei Leuten auslösen, die diese gar nicht gehört oder gelesen haben, ist übrigens ein kulturelles Phänomen, das einer eigenen Betrachtung wert wäre.“


    Man kann nur hoffen und der SPD wünschen, dass dieses Buch von Steinbrück nicht unbeachtet bleibt, denn dann wäre die SPD für viele Menschen auch wieder wählbar.

    Aber SPD wird wohl weiter an ihrem eigenen Suizid arbeiten.


    Ein sehr lesenswertes Buch – auch für Nicht-Genossen und Genossen, die sich das eigene Denken bewahrt haben. 8 Punkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.