Lady Trents Memoiren 02: Der Wendekreis der Schlangen - Marie Brennan

  • Verlag: Cross Cult

    Seiten: 389

    Format: Klappenbroschur

    Originaltitel: The Memoires of Lady Trent 2: The Tropic of Serpents

    Übersetzung: Andrea Blendl


    Klappentext:

    In diesem beeindruckend offenherzigen Nachfolger von "Die Naturgeschichte der Drachen" blickt Lady Trent auf die nächsten Schritte ihrer glorreichen (und gelegentlich skandalösen) Karriere zurück. Drei Jahre nach ihrer schicksalhaften Reise durch Vystrana bricht sie zu einer Expedition auf, die sie auf den wilden, kriegszerrütteten Kontinent Eriga führt. Dort liegt die Heimat der exotischen Sumpfwyrme.


    In Begleitung eines alten Freundes und einer Erbin auf der Flucht muss sich Isabella unmenschlicher Hitze, Palastintrigen und anderen Bedrohungen stellen, um ihre grenzenlose Drachenfaszination zu befriedigen. Selbst wenn sie dafür tief in den verbotenen Dschungel vordringen muss. Dort werden ihr Mut, ihr Einfallsreichtum und ihre wissenschaftliche Neugierde auf die Probe gestellt, wie sie es bislang noch nicht erlebt hat.


    "Während dieser Jahre wurde ich der Unzucht und des Hochverrats beschuldigt sowie die schlechteste Mutter Scirlands zu sein ..." - Lady Trent


    Über die Autorin:

    Marie Brennan plündert regelmäßig ihr wissenschaftliches Fachwissen in Anthropologie, Archäologie und Völkerkunde für schriftstellerische Zwecke. Sie schrieb mehr als vierzig Kurzgeschichten sowie zahlreiche Fantasyromane. Mit „Die Naturgeschichte der Drachen“, dem ersten Band der Reihe „Lady Trents Memoiren“, erscheint nun ihr vielversprechendster Titel erstmalig in deutscher Sprache.

    Mehr über Marie Brennan: http://www.swantower.com


    :alarm *** Achtung! Enthält Spoiler zu Band 1! *** :alarm


    Meine Zusammenfassung:

    Der zweite Teil von Lady Trents Memoiren beginnt wieder in Scirland, wo Isabella sich gänzlich von der restlichen Gesellschaft zurückgezogen hat. Zu ihrem etwas über zweijährigen Sohn hat sie keine enge Beziehung, sie ist froh um die Nanny die das übernimmt. Die schmerzliche Erinnerung an seinen Vater, die jede Begegnung mit ihm bringt, kann Isabella noch immer nicht verkraften. So tut sie das, was sie immer tut, wenn Emotionen sie zu überwältigen drohen: Sie stürzt sich in ihre Forschungen.


    Zum einen hat sie, unter dem Namen ihres Mannes, eine Zusammenfassung der erlangten Erkenntnisse von der Reise nach Vystrana publiziert, zum anderen haben sie und Tom Wilker einen Chemiker beauftragt, die Forschung über die künstliche Herstellung von haltbaren Drachenknochen voranzutreiben, wobei das Notizbuch des Tierpräparators Rossi, in dessen Besitz Isabella am Ende des letzten Bandes gelangte, die Grundlage seiner Forschungen ist. Doch der Chemiker kontaktiert Isabelle und Tom aufgeregt mit einer schlechten Nachricht: Eben jenes Notizbuch wurde ihm gestohlen. Isabellas Angst vor der möglichen Ausrottung der Drachen, sollten mehr Menschen von den extremen Vorteilen ihrer Knochen als Werkstoff erfahren, kocht wieder hoch. Doch sie selbst kann die Spur nicht verfolgen, denn es steht bereits die nächste Expedition auf dem Programm: Es geht auf den Kontinent Eriga (gleichzusetzen mit unserem Afrika).


    In Begleitung von Tom Wilkes und Natalie Oscott, der Enkelin ihres Gönners Lord Hilford, reist Isabella los, lässt ihren Sohn in der Obhut ihres Schwagers und seiner Frau zurück und beginnt ein Abenteuer, das sie in exotische Königreiche, auf weite Steppen, durch dichte grüne Dschungel und verseuchte Sümpfe führen wird. Immer auf der Jagd nach neuen Erkenntnissen über ihre große Obsession, die Drachen.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mir persönlich noch besser gefallen als der Vorgänger, allein schon weil Isabella hier kein „Anhängsel“ der eigentlichen Forscher, sondern von Anfang an Teil des Forscher-Teams war. Ihre Persönlichkeit und ihr Selbstvertrauen treten so auf eine gänzlich andere Art und Weise zutage, sie dient hier sogar ein Stück weit als Vorbild für die junge Natalie, die sich ebenfalls schwer tut, die ihr von ihrer Gesellschaft zugedachte Rolle einzunehmen.


    Das exotische Flair sowohl im Land Bayembe als auch im Dschungel von Mouleen wurde meiner Meinung nach sehr gut eingefangen und auf die unterschiedlichen Riten und Mythen der Völker die diese bewohnen eingegangen. Für mich wurde dabei nicht einfach irgendein Klischee bedient sondern eine aus unserer Welt bekannte Basis genommen und an diese Welt angepasst, aber weder verklärt noch herabgewürdigt. Ebenfalls nicht zu kurz kam dabei die imperiale Haltung Scirlands, das sich in Bayembe als Beschützer aufspielt, dabei aber letztlich nur auf die reichen Rohstoff-Ressourcen des Landes schielt.

    Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob die Umbenennung von Ländern und Religionen vielleicht auch zumindest ein Stück weit den Hintergrund hatte, damit niemand sich zu sehr auf den Schlips getreten fühlen kann und die Autorin sozusagen „frei von der Leber weg“ fabulieren konnte. :grin


    Hier wird, wie auch schon im vorherigen Band, das Fehlen jeglicher romantischen Ader bei Isabella deutlich. Sowohl was die Schilderung ihrer eigenen Empfindungen angeht (sie betrachtet ihren Sohn zum Beispiel eher mit dem distanzierten Interesse einer Naturforscherin als mit mütterlicher Zuneigung) als auch im Hinblick auf die Strapazen, die die Reise mit sich bringt. Die minutiösen Schilderungen von diversen Krankheiten, Parasitenbefall und (aufgepasst die Herren!) weiblichen Unpässlichkeiten in fremder Umwelt, lassen diese Mischung aus Abenteuerroman und viktorianischer Forschungsexpedition auf eine Art lebendig werden, die für mich einfach glaubhaft war. Da scheint es schon fast nebensächlich, dass die Objekte ihrer Forschung eben Drachen sind und nicht z.B. Gorillas oder Löwen. Meinem Interesse an dieser Art Literatur wurde auf jeden Fall genüge getan. Der Regenwald war ein gut gewählter wie auch eindrucksvoll geschilderter Handlungsschauplatz.


    Im ersten Band hatte ich als Kritikpunkt aufgeführt, dass viele der Figuren neben Isabella recht blass wirkten, das hat sich hier deutlich gebessert, sowohl was die Figuren betrifft, denen man erneut begegnet, wie auch den Neuzugängen. Es wirkte ausgereifter und stimmiger auf mich, sicher noch nicht perfekt aber auf jeden Fall eine spürbare Steigerung. Auch die Anmerkungen der „alten“ Lady Trent gaben hier ein paarmal häufiger Grund zum Schmunzeln, wenn sie wieder die voraussichtliche Weigerung ihrer Verleger prophezeit diese „skandalösen“ Zeilen zu drucken und dass die sich mal nicht so anstellen sollen.

    In meinem Kopf übernimmt den Part der alten Lady Trent übrigens meistens Maggie Smith, dagegen kann ich mich einfach nicht wehren. Die hätte einige der Spitzen sicher grandios abgeschossen.


    Wie auch schon in Teil eins gibt es, neben dem schönen Cover, auch im Innenteil wieder großartige Zeichnungen von Todd Lockwood sowie eine Karte der Länder, die als Handlungsorte dienen.


    Fazit: Gelungene Fortsetzung und Steigerung des ersten Bandes. Isabellas erste eigene Forschungsreise vermag mit Exotik wie auch mit Abenteuer und eindrucksvollen Landschaften zu punkten. Und natürlich auch wieder mit Geheimnissen der Drachenforschung.


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    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Eskalina Die Reihe hat insgesamt 5 Bände (und eine ganz kurze Kurzgeschichte).


    Ich denke es ist wirklich eine Frage der Erwartungshaltung (wie so oft). Wenn man jetzt Drachen ohne Ende erwartet ist man vermutlich enttäuscht, denn die Bücher spielen eher zu Beginn der Drachenerforschung, d.h. wie bei vielen Forschungsexpeditionen in unserer Welt auch, geht es sehr viel um das ganze "Außenrum", die Völker, die Landschaft und oft gibt es die Drachen dann eher kurz oder gegen Ende des Buches zu sehen. Wenn man Geschichten über solche Forschungsexpeditionen mag, dann ist man mit dem Buch meiner Meinung nach nicht ganz falsch beraten. :-)

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    - Meister Yoda