Bin ich Europäer? - Iso Camartin


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    Hörbuch-Download:

    2018, ungekürzte Lesung, Spieldauer: 238 Minuten,

    Verlag: SAGA /Egmont

    ISBN-10: 8711957549

    ISBN-13: 9788711957547

    Erscheinungsdatum: 02.10.2018


    Kurzbeschreibung:

    Was kann ein Rätoromane tun, um Europäer zu werden? Was eigentlich ist ein Europäer, was sind die wahren Werte und Haltungen, auf die man sich in Europa tatsächlich einigen kann, und wo und durch wen sind sie exemplarisch vorgelebt worden? In seinem Buch umspielt Iso Camartin dieses Thema, indem er anhand von Porträts - von Francois Bondy, aber auch Giordano Bruno -, und von Betrachtungen über Orte, Dinge, Wörter und Gebräuche Lebenswelten und Lebenseinstellungen plastisch werden lässt. Er schreibt über das Rauschen des Rheinwassers, über eine Hausbibliothek in der Provinz, über Wortgeschichte, über Erasmus von Rotterdam und Pieter Bruegels Affen und plädiert für einen europäischen "Heimatschein".


    Über den Autor und Sprecher:

    Iso Camartin, geboren 1944 in Chur, aufgewachsen in Disentis, Graubünden, studierte Philosophie und Romantik in München, Bologna und Regensburg. Von 1985 bis 1997 war er Professor für Rätoromanische Literatur und Kultur an der Universität Zürich und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Von 2000 bis 2003 war er Leiter der Kulturabteilung beim Schweizer Fernsehen DRS, seit 2004 ist er verantwortlich für die "Opernwerkstatt" am Opernhaus Zürich.


    Mein Eindruck:

    Es ist sehr erfreulich, dass dieses Jahr vom Schweizer Publizist Iso Camartin ein von ihm selbst eingelesenes Hörbuch erschienen ist.

    Ich kann mich noch gut erinnern, wie er als Juror beim Bachmannpreis in Klagenfurt tätig war. Einmal (1999) habe ich ihn auch live bei einer Lesung gesehen. Deswegen kann ich ihn mir beim Hören dieses Hörbuchs immer gut vorstellen.


    Iso Camartins Essays sind vielfältig, hier thematisch zusammengeführt.

    Camartin betrachtet verschiedene Künste, vom Drama, Malerei,Sprache, Literatur, Philosophie und Theologie.


    Schon der erste Beitrag überzeugt. Es geht um den Schweizer Essayist Francois Bondy, der u.a. mit Cioran befreundet war. Ich wusste noch nicht viel über diesen mann und bin beeidnruckt von dessen wirken, auch wenn das heute fast vergessen ist.


    Manche Abschnitte gehen auch an mir vorbei, z.B. über Erasmus von Rotterdam.

    Aber diese sind in der Minderheit.


    Auch der Abschnitt zu Euripides über den Wahnsinn des Herakles ist sehr interessant, ebenso der über Johann Sebastian Bachs Kantaten, über Camus, über Joeph Roths „Das falsche Gewicht“ im Zusammenhang mit Andrzej Stasiuks Dukla und über Francis Bacons Denken über den Chip im Ohr.


    Erwähnenswert auch die Reflexionen zu Interpretationen zu Pieter Brueghels Affen.

    Auch das Journal der Brüder Edmond und Jules de Goncourt, das Aufschluß gibt über die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in Frankreich. Das hat mich sogar verführt, ein Tagebuch der beiden herunterzuladen und reinzulesen.

    Es folgen verblüffende Reflexionen über Museen und Wahrnehmung sowie dem Zusammenwirken von Musik und Lyrik und über Toleranz.



    Iso Camartin schreibt nie über das offensichtliche, er findet in der kulturellen Vielfalt der Welt so einige originelle Erkenntnisse. Deshalb gibt es noch viel mehr in diesem Buch zu entdecken.



    Cover: Bin ich Europäer?