Komm, Trost der Nacht - Günter Grass und Peter Rühmkorf

  • Hörbuch

    1 MP3-CD, 68 Minuten


    ISBN-10: 9783742404916

    ISBN-13: 978-3742404916



    Kurzbeschreibung:

    Während des Dreißigjährigen Krieges, der Mitteleuropa auf Jahre verwüstete und ein Drittel der Bevölkerung dahinraffte, entstanden Gedichte, die noch heute zu den Höhepunkten deutscher Lyrik zählen – von Autoren wie Andreas Gryphius, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau oder Martin Opitz. Mit ihrer klugen Auswahl, ihren verständigen Einführungen und dem zurückhaltenden und einfühlsamen Vortrag befreien Günter Grass und Peter Rühmkorf die Barocklyrik von allem Schulbankstaub, zeigen die erstaunliche Modernität der Gedichte auf und lassen die ganze Themenvielfalt des Barock, von Vergänglichkeit bis zur lebensfrohen Sinnlichkeit, erstrahlen.


    Über die Sprecher:

    Günter Grass (1927–2015) wurde in Danzig geboren und war Schriftsteller, Bildhauer und Grafiker. Mit dem Roman »Die Blechtrommel« wurde er 1959 schlagartig berühmt. Er gehörte zur »Gruppe 47« und prägte die deutsche Nachkriegsliteratur entscheidend. 1999 wurde Grass mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm u.a. »Grimms Wörter«, der Gedichtband »Eintagsfliegen« und die illustrierte Jubiläumsausgabe seines 1963 erstmals publizierten Romans »Hundejahre«.


    Peter Rühmkorf (1929–2008) war einer der bedeutendsten deutschen Lyriker nach 1945. Neben Gedichten schrieb er Märchen, Theaterstücke, Essays und politische Reden. Er gehörte wie Günter Grass zur »Gruppe 47« und war außerdem Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Für sein Werk wurde er u.a. ausgezeichnet mit dem Georg-Büchner-Preis und dem Arno-Schmidt-Preis. Gemeinsam mit Günter Grass las er Barocklyrik für die NDR-Produktion »Komm, Trost der Nacht« ein.


    Mein Eindruck:

    Feine Sache: DAV hat dieses Hörbuch dieses Jahr wiederveröffentlich, indem Günter Grass und Peter Rühmkorff Barocklyrik vorlesen.


    Günter Grass ist ein großartiger Vorleser gewesen, das spüre ich auch wieder z.B. in Trostgedichte in Widerwertigkeit des Krieges von Martin Opitz


    Grass flankiert von Peter Rühmkorf, ist das eine Macht! Erst recht bei einer Live-Lesung!


    In Rühmkorfs Auswahl ist der Lyriker Paul Fleming öfter enthalten.

    Grass widmet sich dann Johann Michael Moscherosch, bei dem es um die deutsche Sprache und ein Streit darum geht. Ein gefundenes Fressen für Günter Grass, der Kritiker der deutschen Rechtschreibreform. Moscherosch war auch eine Figur in seiner Erzählung Das Treffen in Teltge.Das gilt auch für Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, eigentlich ein Prosaautor. Von ihm das Gedicht Trost der Nacht, Oh Nachtigall:

    „die Eul' auch, die nicht singen kann,

    zeigt doch mit ihrem Heulen an,

    daß sie auch Gott tut preisen. „



    Wieder Rühmkorf: Paul Gerhardts Gesänge umfasst auch das Abendlied.

    „Nun geht, ihr matten Glieder,

    geht hin und legt euch nieder,

    der Betten ihr begehrt.

    Es kommen Stund und Zeiten,

    da man euch wird bereiten

    zur Ruh ein Bettlein in der Erd.“


    Es folgt: Daniel Casper von Lohenstein: Umschrift eines Sarges


    „Aber wißt, wenn das Verhängniß euer Lebensgarn reißt ab,

    Schwindet Wissenschaft und Kunst, Schätze, Reichthum, Ehr' und Titel,

    Und ihr nehmet Nichts mit euch, als den nackten Sterbekittel.“



    Auch ein Briefwechsel in Versen kommt vor, mit Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau an



    Dann wieder Rühmkorf mit dem Lieddichter Kaspar Stieler

    „Wer will, kann ein gekröntes Buch

    von schwarzen Krieges-Zeiten schreiben:

    Ich will auff Venus Angesuch

    ihr süsses Liebes-handwerk treiben:

    Ich brenne. Wer nicht brennen kann,

    fang' ein berühmter Wesen an. „



    Eindrucksvoll! Hier folgt spontaner Applaus des Publikums.



    Grass liest dann überraschend auch etwas von Paul Fleming: „wie er wolle geküsset seyn“.

    Rühmkorf kontert mit Flemings „Widerstreit in sich selbst“.

    Ein produktuves literarisches Duell!



    Es endet mit einem Sonett von Andreas Gryphius.



    Auch nach diesem Hörbuch bleibt mir die deutsche Barock-Lyrik fremd, aber immerhin kann man so einiges kennenlernen.


    Komm, Trost der Nacht: Günter Grass und Peter Rühmkorf lesen Barocklyrick