Mittagsstunde - Dörte Hansen

  • Penguin Verlag 2018. 320 Seiten

    ISBN-10: 978-3328600035

    ISBN-13: 978-3328600039. 22€


    Verlagstext

    Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn.

    ASIN/ISBN: 3328600035

  • Dörte Hansen - „MITTAGSSTUNDE“


    Die Wucht einer großen norddeutschen Erzählung


    Genau ein halbes Jahrhundert hat es gedauert, bis jemandem eine gleichwertige erzählerische Glanzleistung gelungen ist wie Siegfried Lenz mit seinem Meisterwerk „Deutschstunde“. Dörte Hansen ist so etwas wie Lenz´ kongeniale Muse der Gegenwart. Dabei macht sie nicht etwa stilistische Anleihen beim Altmeister – im Gegenteil: Ihr betörender Duktus und ihre ausgefeilte Erzählstruktur sind ein ganz eigenständiges literarisches Erlebnis. Mit Lenz aber teilt sie eine originelle, traumwandlerisch sichere und dennoch sparsame Sprache und die in jeder Zeile spürbare Liebe zu allem, was sie zu erzählen hat.

    Und was ist das nun in der „Mittagsstunde“? Der Verlag sagt dazu:


    Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn.


    Alles richtig, und dennoch erzählt uns das Buch viel mehr. „Mittagsstunde“ ist vordergründig ein Roman über den unaufhaltsamen Wandel des dörflichen Lebens im rauen Land des Nordens. Es ist jedoch noch viel mehr: Dörte Hansen spannt einen packenden historischen Bogen – kenntnisreich, liebevoll, aber niemals rührselig – vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die Gegenwart, schildert einen Ausschnitt deutscher Nachkriegsgeschichte mit feiner Ironie, jedoch messerscharf, legt dabei auch das Innerste ihrer Figuren bloß, ohne sie aber zu verletzen.

    Tatsächlich geht es hier um den Untergang überkommener dörflicher Wirtschafts- und Sozialstrukturen, aber ohne diese auch nur ansatzweise zu verklären oder den Wandel gar zu beweinen. Vielmehr zeigt Dörte Hansen schonungslos die Beschränktheit der über Generationen in dörflicher Isolation lebenden Menschen auf, erzählt von deren erschreckender Bildungsfeindlichkeit und legt gnadenlos die archaischen Regeln des Zusammenlebens in diesem Mikrokosmos offen.


    Ein in jeder Hinsicht beeindruckender Roman über menschliche Schwächen, über Fatalismus, über Schuld und Schulden, aber auch über die Lust am Leben und die Macht der Duldsamkeit. Dörte Hansen erzählt uns etwas über Vergänglichkeit, vorgeführt an den Menschen im fiktiven Brinkebüll, ein nordfriesisches Dorf, das genauso gut die ganze Welt sein könnte.


    Literatur zum Niederknien. „Mittagsstunde“ trifft mit der Wucht der großen Erzählung und berührt tief.

  • Danke für deine Leseeindrücke, Dieter, denen ich mich nur anschließen kann.

    Ich habe dieses Buch vom ersten bis zum letzten Wort genossen.

    Ich mochte ihren Debutroman "Altes Land" auch schon sehr, aber "Mittagsstunde" ist sprachlich und erzählerisch nicht nur eine spürbare Weiterentwicklung, sondern eine "Glanzleistung", um bei deinen Worten zu bleiben.

  • Neues habe ich nicht beizutragen, dieses Buch wird sicher eins der Bücher sein, die mich in diesem Jahr noch lange beschäftigen.

    Beeindruckt hat mich der scharfe aber immer einfühlsame Blick der Autorin, ihre unaufgeregte aber präzise Art, das Dorfleben zu sezieren und immer die Menschen im Mittelpunkt zu haben.

    Und es stimmt - dieses fiktive Dorf ist in diesem Buch in Norddeutschland angesiedelt. Aber die Dynamik des Zusammenlebens lässt sich auf jede kleine, relativ abgeschlossene Dorfgemeinschaft übertragen.

  • Titel: Mittagsstunde

    Autorin: Dörte Hansen

    Verlag: Penguin Verlag

    Erschienen: Oktober 2018

    Seitenzahl: 320

    ISBN-10: 3328600035

    ISBN-13: 9783328600039

    Preis: 22.00 EUR


    (Ich habe eine Ausgabe der Büchergilde Gutenberg gelesen)


    Das sagt der Klappentext:

    Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ?


    Die Autorin:

    Dörte Hansen, geboren 1964 in Husum, arbeitete nach ihrem Studium der Linguistik als NDR-Redakteurin und Autorin für Hörfunk und Print. Ihr Debüt ¯Altes Land® wurde 2015 zum ¯Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels® gekürt und avancierte zum Jahresbestseller 2015 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Ihr zweiter Roman ¯Mittagsstunde® ist im Herbst 2018 erschienen und wird von Lesern und Kritik gefeiert. Dörte Hansen lebt mit ihrer Familie in Nordfriesland.


    Meine Leseeindrücke:

    Erst hatte ich ernsthaft überlegt, meine Leseeindrücke hier in Plattdeutsch aufzuschreiben. Aber dann habe ich mich gefragt: Warum? Für wen? Das Buch spielt eben im „plattdeutschen Raum“ aber Plattdeutsch passt eben nicht in dieses Forum. Also Idee versenkt und dann begraben. Also werden auch diese Leseeindrücke in Hochdeutsch geschrieben.

    In diesem Roman treffen wir auf eine Welt, wo man manchmal meinen könnte, die Zeit wäre stehen geblieben. Aber das scheint nur so. Zeit bewegt sich – auch wenn man manchmal meint es anders zu fühlen.

    Dieser Roman schildert das dörflich Leben im Norden von Schleswig Holstein – aber eine dörflich Idylle wird man hier vergebens suchen. „Dörflich Idylle“ gibt es allenfalls in irgendwelchen femininen Kitschroman, in der grausamen Chick-Lit-Kultur.

    Dörte Hansen schreibt sachlich, neigt nicht zu Emotionen und sie weiß auch worüber sie schreibt. Eine reale Schilderung über das dörfliche Leben, ohne verlogene Romantik.

    Ein durchaus lesbarer Roman – 6 Eulenpunkt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Meine Meinung


    Dörte Hansen hat eine berührende Geschichte niedergeschrieben, bildreich und sprachlich rund, die nicht um Perfektion buhlt, sondern Scheitern und unperfekt Sein zulässt. Es ist eine Geschichte über die Päckchen und Pakete aus der Kindheit, ja dem Leben der Eltern und Großeltern, die wir mit uns tragen und die uns prägen. Die Autorin schreibt mit großer Empathie und Behutsamkeit von Menschen verschiedener Generationen. Von Alten, die nach langem, oft enttäuschendem Leben Pflege und Hilfe brauchen und von deren Enkel, der an einer Kreuzung seines Weges steht und vor der Aufgabe, sich um die Großeltern zu kümmern und dabei vielleicht auf mit sich wieder ins Reine zu kommen. So wie das ursprüngliche dörfliche Leben verschwindet, sterben die Alten aus und nehmen diese Zeit und ihre Geschichten unwiederbringlich mit sich. Die Gelegenheiten nach den alten Geschichten zu fragen werden rar.


    Ich mochte den Roman sehr. Ich mochte die Hauptfigur Ingwer mit allem Drum und Dran, mit seinem Scheitern, seiner zeitweiligen Planlosigkeit und seiner Weigerung aufzugeben.


    Ich hätte mir ein weniger offenes Ende gewünscht, aber dieser Wunsch entspringt wahrscheinlich meiner Neugier zu erfahren, was Ingwer aus seinem neuen Leben macht, wie und ob er es anpackt. Aber dafür haben wir immer noch unsere Fantasie.

  • Wie ich heute meiner Tageszeitung entnehmen durfte, haben die Dreharbeiten zum Film begonnen. Die Hauptrolle des Ingwer Feddersen übernimmt Charly Hübner; Regie führt Lars Jessen.

    In die Kinos kommt "Mittagsstunde" im Herbst 2022.

    Charly Hübner kann ich mir in dieser Rolle sehr gut vorstellen.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Wie ich heute meiner Tageszeitung entnehmen durfte, haben die Dreharbeiten zum Film begonnen. Die Hauptrolle des Ingwer Feddersen übernimmt Charly Hübner; Regie führt Lars Jessen.

    In die Kinos kommt "Mittagsstunde" im Herbst 2022.

    Ich habe gestern das Filmplakat gesehen und bin ausgeflippt: Darauf sieht man unten im Hintergrund unser Urnenhügelgrab :love:

    Wir haben ja letztes Jahr zufällig mitbekommen, dass sie bei uns drehen, aber das jetzt so im Ergebnis zu sehen, ist schon cool. :-]


    Der Kinofilm ist somit für uns natürlich Pflicht.


    Das Buch selbst habe ich im Mai gelesen. Mir persönlich hat "Altes Land" besser gefallen, aber das macht nichts.


    Ich werde mit Sicherheit auch irgendwann ihr neues lesen (Zur See).

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Das Plakat werde ich mir ansehen, danke für den Tipp. Gestern berichtete RSH über den Kinostart und ich glaube, dass ich endlich mal wieder ins Kino gehen möchte.

  • Ich habe gestern das Filmplakat gesehen und bin ausgeflippt: Darauf sieht man unten im Hintergrund unser Urnenhügelgrab :love:

    Wir haben ja letztes Jahr zufällig mitbekommen, dass sie bei uns drehen, aber das jetzt so im Ergebnis zu sehen, ist schon cool. :-]

    Ich werde mit Sicherheit auch irgendwann ihr neues lesen (Zur See).

    Wo ist denn "bei uns", killerbienchen? Müsste ja bei mir in der Nähe sein, wenn ich höre, dass der Film im Kreis SL-FL gedreht wurde (obwohl das Buch eigentlich in NF spielt).

  • Es wurde an mehreren Drehorten in SH gedreht. "Unsere" Szenen waren die am Hügelurnengrab in Norby/Owschlag (in der Nähe vom Ochsenweg) und ein paar Plattenwegfahrten mit den alten Traktoren aus dem Oldtimerclub.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“