Markus Heitkamp (Hrsg.) - German Kaiju

  • Godzilla kennt fast jeder, doch nur die Wenigstens wissen was ein „Kaiju“ ist. Also versuche ich zuerst einmal zu erklären, was es mit dem Begriff Kaiju auf sich hat, denn die gibt es nicht nur im „Pacific Rim“.


    Die Bezeichnung „Kaiju“ stammt aus dem japanischen und bedeutet „seltsame Bestie“. Zumeist wird er in Verbindung mit Riesenmonstern wie eben Godzilla, oder dem hierzulande weniger bekannten Gamera, gebracht.


    Mit diesem Wissen und dem Coverbild ist man schon in der Lage sich zusammenzureimen um was es im Buch gehen wird.


    Damit möchte ich mein Selbstzitat beenden…


    Dies wir eine „on the go”-Besprechung, denn sobald ich eine der Storys gelesen habe, werde ich meine Eindrücke dazu niederschreiben.

    Elf deutsche Autoren, welche nicht jedem Leser sofort bekannt sein dürften, haben sich in dieser Anthologie dem Thema der Kaiju angenommen und spinnen aus, was sich ereignen könnte, würden die Supermonster in Deutschland auftauchen.


    Das Buch kann mit gleich drei Vorwort aufwarten. Das erste von Kaiju-Experte Detlef Claus, dann kommt der Herausgeber Markus Heitkamp zu Wort und den Abschluss des Triumvirats bildet der Verleger Marc Hamacher. Schon diese drei Abschnitte sind pure Unterhaltung, denn sie stellen klar, was einen in den kommenden Storys alles erwartet.


    Nakama, der Schrecken vom Mond von Thomas Heidemann


    …ist die erste Feindberührung, welche es schon in sich hat. Der Name Nakama setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Bezeichnung NAzi KAmpf MAschine zusammen und man kann sich denken, von wessen Gesinnung der einhundert Meter große Roboter vom Mond wohl ist. Doch geht es in der Geschichte nicht nur um einen Giganten, der sich Frankfurt zur Metallbrust nimmt. Autor Thomas Heidemann wirft auch einen Blick auf die momentane politische Situation in Deutschland und hält so dem Leser einen zeitkritischen Spiegel vor.


    Nakama ist ein gelungener Opener, doch kommen wir jetzt zu…


    Chaodoru - Das Grauen aus der Tiefe von Wolfgang Schroeder.


    Diese Geschichte ist Kaiju und extrem unrealistische Science-Fiction in einem. Zum einen ist da der Riesenwurm, welcher sich durch Berlin frisst - also der Kaiju - und zum anderen der unrealistische Umstand, dass er es zur Eröffnung des Berliner Flughafens im Jahr 2020 tut. Autor Wolfgang Schroeder zeigt, dass er sich nicht nur mit dem schreiben auskennt, er hat auch ein paar Filme gesehen, aus denen seine Figuren zitieren (Nik Tatopoulos) und einer von ihnen trägt sogar den abgewandelten Namen eines Filmhelden (Marcus Brody). Ein kleiner Fehler schien sich mir dennoch eingeschlichen zu haben, denn als besagter Markus Brodie, der Wurmmann, dem Flughafen-Chef erklärt mit was er es zu tun hat, weiß der Mann nach dem umblättern der Buchseite mehr, als wirklich erklärt wurde – doch das ist Erbsenzählerei. Auch wenn die Illustration von Christian Günther zu Beginn der Geschichte mich eher an „Biolante“ erinnerte, so macht sie trotzdem Sinn.


    Weiter zu…


    Der Keim von Tom Daut


    Der dritte Ausflug in die Welt der germanischen Kaiju spielt im Ruhrgebiet und schildert den Kampf der Natur gegen ihren schlimmsten Feind: Die Umweltverschmutzung. Ein wenig fantasylastig kommt alles daher und wie ihre Vorgänger hat auch diese Geschichte eine Moral. Welche, das sollte man selbst lesen, denn vom Schreibstil her, war dies für mich bisher die ansprechendste Geschichte.


    Nähern wir uns nun der…


    Symbiogenese von Torsten Scheib


    …welche die bisher umfangreichste und wortgewaltigste Geschichte in der Anthologie darstellt. Torsten Scheib schildert in bunten Bildern, was die Verschmutzung der Meere uns irgendwann einmal zurückzahlen könnte, wäre sie denn ein Kaiju. Mehr möchte ich nicht verraten, außer dem Umstand, dass auch hier wieder das Beste und gleichzeitig das Schlechteste im Menschen gezeigt wird. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit stehen hier als Message zur Debatte.


    Und jetzt zu…


    Frankensteins Raketenmonster im Blutrausch von Thomas Williams


    …mit dem bisher ungewöhnlichsten Kaiju des Buches. Zu viel darüber zu sagen, würde die Überraschung mitten in der Story vorwegnehmen. Es sei nur erwähnt, dass die Stadt Bielefeld sich verhält wie Schrödingers Katze.


    Weiter hoch in den Norden zu…


    Hansebiker gegen Mutant X von Hanna Nolden und Herausgeber Markus Heitkamp…


    …der sich als der humorigste der bisherigen Beiträge erwies. Nicht nur dass die Hansebiker an der Waterkant recht locker rauf sind, auch das Monster bekommt sein Fett an sarkastischen Bemerkungen

    weg.


    Als nächstes lodern …


    Flammen über Karlsruhe von Simona Turini


    …welche aber erst am Ende des Ganzen zum tragen kommen. Die Geschichte über einen gigantischen Spinnenläufer - einfach mal googeln, die Viecher sind ekelig – war für mich hierher die ansprechendste der Storys, aber es kommen ja noch zwei weitere Kaijus. Simona Turinis Erzählweise und die Art wie sie es schafft innerhalb von wenigen Seiten Spannung und eine Beziehung zum Hauptcharakter bei mir als Leser aufzubauen, lässt mich wünschen, dass sie noch viel mehr schreiben wird.

    Anmerkung: Nach Beendigung des Buches bleibt der Spinnenläufer mein Favorit unter den Geschichten!


    Weiter geht es, denn…


    Saibotoru greift an von Finley McKinley


    …und stellt durch seine Größe einen kleinen Ausreißer innerhalb der Kaijus dar. Der „nur“ vier Meter große Cyborg tobt sich in, am und um den Bodensee herum aus, da er nicht das tun möchte, was seine Chefs ihm befehlen. Ein schnelles Abenteuer mit einem noch schnelleren Kaiju.


    Jetzt zum letzten im Bunde…


    Die großen Alten von Markus Kastenholz


    …lassen mich ein wenig sprach- sowie auch ratlos zurück. Diese Geschichte an einen anderen Platz als das Ende des Buches zu packen, hätte mich sicher davon abgehalten der Lektüre der anderen Geschichten weiter zu frönen. Nicht nur der Humor (der Name eines Gottes wird als „Plitsch-Platsch“ angegeben, da sein normaler Name unaussprechlich sei – und da war dann noch der Gott namens „Heinz“), welcher mich so gar nicht berühren konnte, hat mich ein wenig genervt, auch wirkte alles auf mich, als würde hier versucht dem seeligen Werner Kurt Giesa nachzueifern – nur das WKG diese Art von Schreibe um ein vielfaches besser beherrschte. Wieder ein Ausreißer, aber diesmal in für mich, subjektiv gesehen, negativer Richtung.


    So unterschiedlich die Geschichten und Autoren auch sein mögen, sie haben dennoch etwas mehr gemein, als nur den titelgebenden Kaiju als Bedrohung: Der Grundgedanke, welcher bereits dem ersten Godzilla schon zugrunde lag - die mutwillige Zerstörung des Planeten durch den Menschen.


    Eigentlich bin ich kein Freund von Anthologien, aber hier hat es mir das Thema dennoch angetan. Der große Vorteil der elf Geschichten ist, dass sie so kurz sind, dass gar keine Langeweile aufkommen kann. Der Rahmen ist stets in Windeseile abgesteckt (ohne jedoch zu schludern, denn die Protagonisten und das Umfeld sind bei allen Storys „glaubhaft“ dargestellt - soweit man bei diesem Thema von glaubhaft reden kann), der Kaiju tritt auf, er wird bekämpft und es endet irgendwie.


    Auch bekommt man eine Menge Lokalkolorit geboten, denn die jeweiligen Autoren lassen ihren Kaiju das gewohnte Umfeld in Schutt und Asche legen. Da möchte ich nicht in Abrede stellen, dass sich der ein oder andere von ihnen als selbsternannter Städtewiederaufbauer betrachtet und das erzählerisch ausmerzt, was ihn so baulich stört.


    Die Leseratten gehen mit viel Liebe zum Detail ans Werk. Die Ränder der Seiten sind rot, statt dem üblichen hellgrau, was für Abwechslung im Regal sorgt.


    Auf der letzten Seite des Buches befindet sich ein Umschlag, welcher Instruktionen für den Notfall enthält, sollte sich denn einmal ein Kaiju in die eigene Nachbarschaft verirren - gefunden und übersetzt von Christian von Aster. Es steht zwar „Nur im Notfall öffnen!“ darauf, ich habe es dennoch getan, obwohl kein Kaiju in der Nähe gewesen ist – es sei denn, es zählen die Godzilla Comics und DVDs im Regal…