Ein so junger Hund – Patrick Modiano

  • Kowalke & Co. Verlag, 2000, 115 Seiten
    Originaltitel: Chien de printemps
    Aus dem Französischen von Jörg Aufenanger, 1993


    Kurzbeschreibung
    Paris im Frühjahr 1002 – er stößt auf ein altes Photo, und die Erinnerung setzt sich in Gang. Francis Jansen hat es gemacht, der Photograph mit der Rolleiflex, der bald darauf für immer verschwand. Er war in Jansens Atelier mitgegangen, das bereits wie verlassen gewirkt hatte. Nur die drei Koffer voller Photos, dem Vergessen überlassen. Das war 1964, Frühling in Paris, und er ein so junger Hund.


    Über den Autor:
    Patrick Modiano, 1945 in dem Pariser Vorort Boulogne Billancourt geboren, hat einmal von sich gesagt „Ich war siebzehn, und so blieb mir nichts anderes übrig, als ein französischer Schriftsteller zu werden.“ Diesem verwegenen Anspruch ist er kaum etwas Schuldig geblieben. Nicht nur hat er mit 21 Jahren sein erstes Buch vorgelegt, rasch folgten weitere erfolgreiche Romane. Für „Die Gasse der dunklen Läden“ hat er 1978 den Prix Concourt erhalten. Inzwischen zählt er zu den markantesten Romanciers der Gegenwart. Ein so junger Hund ist sein sechzehnter Roman und erschien in Frankreich 1993.


    Meine Meinung:
    „Ein so junger Hund“ nannte der Fotograph Francis Jansen den Ich-Erzähler bei ihrer ersten Begegnung, als er ihn und seine Freundin fotografierte.
    Es ist 1964 in Paris, der etwas verloren wirkende Erzähler hat viel mit Patrick Modiano gemeinsam (alles?).
    Er ist fasziniert von der Kunst und dem Mann, der z.B. auch mit dem berühmten Kriegsfotografen Robert Capa zusammenarbeitet. Teilnehmer der großartigen Leserunde „Die Liebenden des Lichts“ werden sich noch gut an die schillernde Persönlichkeit Robert Capas erinnern. Obwohl er diesem Roman nicht als handelnde Figur auftritt, ergibt er dennoch eine wichtige Nebenfigur, da er die Protagonisten in ihren Motivationen mit beeinflusste.
    Der Erzähler beginnt die Fotos des Künstlers zu sortieren, das kommt Modinaos Neigung entgegen, sich dem Verschwinden von Dingen und Menschen zu verweigern. Ein Thema, das auch in vielen anderen Büchern Modianos auftaucht, z.B. Die kleine Bijou oder Ein Stammbaum.
    Auch mit Fotographen als Mensch kann er sich identifizieren, doch der Fotograph verschwindet nach einer gefährlichen Affäre mit einer verheirateten Frau schon bald nach Mexiko. Er sieht ihn nie wieder.
    Erst 1992 findet der Erzähler das besagte erste Foto wieder und es setzt ein Erinnerungsvorgang ein, der praktisch die Handlung des Buches ausmacht.
    Modiano gelingt der schmale Grat zwischen assoziativen, verknappten Erzählen und einem gut lesbaren Stil.
    Seine Sätze erzeugen eine Stimmung, die eine besondere Atmosphäre aufbaut.


    ASIN/ISBN: 3746611350