Eselsmilch - Jutta Mehler

  • Inhalt:
    Eigentlich wollten Fanni und Sprudel einfach nur gemeinsam ihren Urlaub genießen. Doch dann kommt Fannis Freundin Martha ums Leben und Fanni wittert einen Mord. Mitten in Marokko beginnt sie im Mikrokosmos ihrer bayerischen Reisegruppe herumzuschnüffeln und bringt sich und Sprudel damit in höchste Gefahr.


    Der sechste Fall von Fanni & Sprudel!


    Meinung:
    Dieses Mal blieb ich nach der Lektüre des neuesten Niederbayernkrimis zwiegespalten zurück. Irgendwie konnte ich mich nur teilweise damit abfinden, dass diese für mich so herrlich frische Regionalkrimireihe aus Bayern gerissen und nach Marokko gepflanzt worden war. Es fehlte an regionalen Gerichten, der vertrauten Umgebung, den neugierigen und tratschenden Nachbarn, im Ganzen am Lokalkolorit. Diesen Verlust konnte auch die Anwesenheit einer Vielzahl bayrischer Mitreisender nicht schmälern. Kann man einen Krimi überhaupt noch guten Gewissens als Regionalkrimi bezeichnen, wenn sich ein Haufen Bayern durch Marokko kämpft?
    Die Milch-Krimis hatten in der Regel bisher stets ein recht kleines Charakterset und ein paar mehr oder weniger regelmäßig wiederkehrende Personen, doch dieses Mal wurde durch die Wahl eines anderen Schauplatzes viele Kleinigkeiten verzichtet, die ich ansonsten so sehr an dieser Reihe geschätzt hatte. Einfach mal zum Bauernhof nebenan gehen, ein paar frische Eier holen und nebenbei ein wenig Tratsch aufsammeln? Fehlanzeige! Dafür gibt’s Hotelzimmer und Reiseführer.
    Hinzu kommt, dass auch Fanni selbst in diesem Band zum ersten Mal nicht mehr an ihren Ehemann und dessen Verlangen nach regelmäßigen Mahlzeiten gebunden ist. Kein Versteckspiel mit Sprudel in geheimen Waldhütten mehr; Das mit den beiden ist nun schließlich offiziell. Ein klein wenig finde ich das besonders schade, obwohl ich diesen beiden sympathischen Ermittlern eigentlich alles Glück der Welt wünsche. Doch es hat ihrer ganz besonderen Beziehung das eigentlich Besondere genommen.


    Das Ermitteln an sich ist in gewohnter Fannimanier interessant und spannend. Es ist immer wieder ein Vergnügen Sprudel und Fanni dabei zuzuschauen, wie sie einen Fall zerlegen. Auch eine Neuerung in der Reihe sind die Kapitel, die aus Lenis Sicht erzählt sind. Fannis Tochter hilft der Mutter vom heimischen Bayern aus bei den Recherchen. Ich frage mich, ob die Rolle der Ermittlerin langsam an die Tochter übergehen wird, nachdem Fanni nun mit Sprudel aus Bayern ‚geflohen’ ist. Die Idee würde mir gefallen; Eigentlich sogar besser als die Vorstellung, dass Fanni von jetzt an in Italien oder anderen Ländern ermittelt.


    Fazit: Leider ging dieses Mal ein Großteil des Lokalkolorits verloren und viele der Dinge, die die Reihe rund um Fanni und Sprudel bisher zu etwas Besonderem gemacht hatten, sind dadurch, dass Fanni nun mit Sprudel zusammen ist, aus dem Buch verschwunden. Rein vom Fall und den Ermittlungen her ist es auch dieses Mal eine tolle Geschichte, aber das, was die Reihe bisher ausgemacht hat, habe ich größtenteils vermisst.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus