Das Meer im Rücken - Orly Castel-Bloom

  • Piper Verlag
    Gebunden, 267 Seiten


    Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler


    Kurzbeschreibung:
    Es war kein gewöhnlicher Winter. Die Kälte war schuld, die Anschläge waren schuld, schuld war die Politik der Zurückhaltung, die eine Decke über alles legte und die Bürger gefühllos machte." In jenem bitterkalten Winter versuchen sechs Israelis ihr Leben zu meistern - in einem Land, in dem Schusswechsel und Selbstmordattentate zum Alltag gehören: der arbeitslose Boaz und seine Frau Kati, eine lebensfrohe Putzfrau mit vier Kindern, die so gern ein Fernsehstar wäre; die reiche einsame Sprachwissenschaftlerin Liat und ihr Bruder Adir, der seine Geliebte Iris und die drei Kinder verlässt, weil er sich in das afrikanische Modell Tasaro verliebt hat. Die Angst vor dem nächsten Anschlag ist ihnen allgegenwärtig - und dennoch drängen der nächste Zahnarzttermin und die Reparatur der kaputten Waschmaschine.



    Über die Autorin:
    Orly Castel-Bloom, geboren 1960, begann nach dem Besuch der Tel Aviver Filmhochschule mit dem Schreiben. Die Autorin lebt mit ihren beiden Kindern in Tel Aviv.



    Mein Eindruck:
    Grundsätzlich halte ich Das Meer im Rücken nicht für ein schlechtes Buch, obwohl ich mich teilweise etwas durchquälen musste. Auffällig ist die Form. Es beginnt fast wie ein Episodenroman, indem jedes Kapitel die Figuren, die im Mittelpunkt stehen, wechseln. Alle haben aber etwas miteinander zu tun, sind z.B. verwandt, oder werden sich im Laufe des Romans treffen.


    Ganz wichtig ist auch der Handlungsort Tel Aviv in Israel und die Zeit während der zweiten Intifada. Selbstmordanschläge sind jederzeit zu erwarten. Oft sind die Sirenen am Heulen, wenn es wieder zahlreiche Opfer gab. Diese Atmosphäre traumatisiert die Menschen, der Hass auf die Araber nimmt ständig zu. Das wird in zahlreichen Szenen deutlich, sei es auch nur die Äußerungen normaler Bewohner, wie z.B. Taxifahrer oder auch den verschärften Maßnahmen des Sicherheitspersonal etc.
    Die handelnden Figuren dieses Romans sind aber außerdem in ihren eigenen Sorgen und Gedanken verstrickt.


    Ein richtiger Episodenroman in Form von Short Cuts ist es aber dann doch nicht, da nach ein paar Kapiteln keine neuen Figuren mehr eingeführt werden und sdie bisherigen wieder auftreten. Es wird übrigens nie in der ersten Person erzählt, jedoch erfährt man durch viele innere Gedanken viel über die Personen. Mir kommt es so vor, als wären einige Personen eher schwach ausgearbeitet. Mit der Zeit sind es hauptsächlich 3 Figuren, die das Buch dominieren. Eine gute Figur ist Liat, die aber schon früh an einer Grippe im Krankenhaus in Tel Aviv stirbt. Ihr Bruder ist daraufhin die wichtigste Figur, obwohl auch seine geschiedene Frau eine große Rolle spielt. Trotzdem gibt es eine Unausgewogenheit der Figuren. Das ist dann bedauerlich, wenn eine Nebenfigur von anderen negativ beschrieben wird, aber keinen eigenen Raum erhält, um den Leser verstehen zu lassen. Ansatzweise ist das da, aber meiner Meinung nach nicht ausreichend. Anders bei den Hauptfiguren. Sie sind nicht immer sympathisch, aber man kann doch ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen.


    Fazit: Ein ambitioniertes Buch, teilweise zäh umgesetzt. Von mir gibt es 6 Punkte!